laut.de-Kritik

Der Domspatz des Country-Rocks.

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Es kommt einer kleinen Revolution gleich: Dem ältesten katholischen Knabenchor der Welt, den Regensburger Domspatzen, wird 2022 nach über 1.000 Jahren ein Mädchenchor zur Seite gestellt. Und wenn das möglich ist, warum sollte ein Ex-Domspatz dann nicht eine Country- bzw. Poprock-Platte veröffentlichen?

Peter Geyer aka Pez hat sich bereits in jungen Jahren auf zahlreichen Bühnen bewährt. Konzerterfahrung besitzt der Oberpfälzer noch und nöcher. Mit dem Regensburger Domchor tourte er bis in die Staaten. Später kamen Erfahrungen in Coverbands hinzu. Seit 2017 bastelt der heute 24-jährige Singer/Songwriter an der eigenen Karriere, seit 2018 begleitet von einer vierköpfigen Band, die ihr Handwerk definitiv beherrscht.

Seine Debüt-EP verdeutlicht, dass der junge Mann einen klaren Plan in der Tasche hat, den er so eisern wie selbstbewusst verfolgt. Dabei muss man attestieren: Die jungen Musiker und eine Musikerin wissen schon wie das geht, massentauglich zu klingen.

Amtliches Songwriting, gute Songdramaturgie, durchdachte Instrumentierungen und Arrangements, blitzsauberes Spiel: Die Stücke auf "All Lowercase" fallen fast schon unverschämt eingängig aus. Die EP bündelt die seit 2019 veröffentlichten vier Singles, ergänzt um eine Coverversion. Der flotte Opener "Dreamer" startet genretypisch mit Trainbeat und fährt einen absolut eingängigen Chorus auf. Der Refrain von "A Ride With You" steht dem in Nichts nach.

Bei aller Gefälligkeit ist Pez in einem Segment unterwegs, das in absehbarer Zeit kaum eine ähnliche Reichweite wie Pop, Hip Hop oder auch Metal entfalten dürfte. Ein gewisses Gegengewicht verleiht hier der melodiöse Rock-Anteil: Die Band klingt streckenweise eher nach einer braven Version der balladeksen Seite der Foo Fighters, denn straight nach Pedal Steel, Fiddel und Banjo, etwa bei "Lighthouse" mit seinem schicken Gitarrensolo.

Insgesamt würde man sich aber wünschen, dass Pez öfter die vorgegebenen Trails des Genres verlassen würde - auch, wenn sein Vorhaben natürlich auf das genaue Gegenteil abzielt. Sein Ansatz wirkt bei aller Feinheit in der Ausführung zu kalkuliert. Zumindest vermittelt die EP nicht den Eindruck, als wolle er dem Genre unbedingt eine neue Facette abgewinnen. Lieber bedient er lehrbuchmäßig Erwartungen, denn für Abwechslung zu sorgen. Die Idee, "Enjoy The Silence" zu covern, ändert daran nichts. Der natürlich gut eingespielte Song wirkt in der Tracklist verloren und bekommt im Countryrock-Style keinen grundsätzlich neuen Dreh.

Pez will eine Musikkarriere starten, das sei ihm und seiner Band gegönnt. Der ein oder andere kantiger eingespielte Track auf dem Full Length-Debüt, das sicher folgen wird, würde seinem Ruf aber bestimmt nicht schaden. Beim Mastering der satten Produktion war übrigens standesgemäß ein Toningenieur aus Nashville, Tennessee, involviert. Insofern wäre auf jeden Fall interessant, wie man den Ex-Domspatz in den Staaten aufnehmen würde.

Trackliste

  1. 1. Dreamer
  2. 2. Lighthouse
  3. 3. A Ride With You
  4. 4. Who I Am
  5. 5. Enjoy The Silence

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