laut.de-Kritik
Neuanfang mit drei Söhnen.
Review von Giuliano BenassiInteressant, welch unterschiedliche Wege die verbliebenen Mitglieder von Motörhead nach Lemmys Tod im Dezember 2015 eingeschlagen haben. Schlagzeuger Mikkey Dee hat recht schnell bei Scorpions angeheuert, sich also für die eher gediegene Luxus-Variante entschieden. Ganz anders Gitarrist Phil Campbell, der sich erst eine Auszeit genommen und dann für einen Neuanfang entschieden hat: Seine neue Band besteht neben ihm aus seinen drei Söhnen und einem ihrer Kumpel am Mikrofon.
Ein Generationswechsel, der Campbell sicherlich Freude bereitet, nicht aber zu einer Neuausrichtung seines Spiels geführt hat. Natürlich versucht er nicht, wie Motörhead zu klingen, doch die Gitarre am Anschlag und die kurzen, nicht unbedingt prägnanten Riffs und Soli klingen wie eh und je. Eher konventionell kommen auch der Bass rüber, der hier nicht zu einer zusätzlichen Gitarre wird wie bei Motörhead, und die Stimme: genrekonform eher geschrien als gesungen, aber lange nicht so heiser wie die Lemmys.
Die weiteren Instrumente übernehmen Todd (Gitarre), Dane (Schlagzeug) und Tyla Campbell (Bass), am Mikrophon steht Neil Starr, Sänger der mittlerweile aufgelösten Band Attack! Attack! Eine Familienangelegenheit also, born and made in South Wales. Die Aufnahmen fanden in Cardiff statt, 25 Kilometer von jener Ortschaft entfernt, in der Campbell seit seiner Geburt lebt: Pontypridd.
"Bis auf meine Frau und den Hund bin ich zuhause der schlechteste Musiker. Darauf bin ich stolz", erklärte Campbell im November 2016 bei der Veröffentlichung der ersten EP der neuen Band. Auch diesmal präsentieren er und seine Mannen eigenes Material, bis auf eine Hommage an Lemmy in Form von "Silver Machine", das von seiner Band vor Motörhead, Hawkwind, stammt. Eine gute Interpretation, zu der sich auch Bandchef Dave Brock ins Studio bitten ließ.
Warum Rock'n'Roll nach wie vor relevant sei? "Because you can party your ass off, and forget about your job, and get drunk", lautet Phil Campbells einleuchtende Erklärung. "Age Of Absurdity" liefert einen gelungenen Soundtrack zu diesen Aktivitäten. Am besten bei einem der Konzerte, die im deutschsprachigen Raum im März 2018 anstehen. Das erste findet im kleinen aber feinen Logo in Hamburg statt. Von wegen Scorpions, also.
2 Kommentare
Finde ich ein erstaunlich gutes und auch recht abwechslungsreiches Album. Gerade der Sänger hat doch einige sehr unterschiedliche Nuancen in seiner Stimme.
Ist sicher kein Meilenstein, aber eine sehr ordentliche Platte. Da empfinde ich Trommeln bei den Scorpions als deutlich schlimmer...