laut.de-Kritik

Teuflischer Hörspaß mit krachigen Tracks.

Review von

Alecia Moore aka Pink schwimmt sich langsam aber sicher frei. Bei ihrem Debüt galt sie noch als neue R'n'B-Prinzessin. Den rotzigen Pop entdeckte sie auf "Missundaztood". Und nun geht sie noch einen Schritt weiter. Das nette Mädel von nebenan hat ausgedient. Zwar haben andere Sängerinnen diese Metamorphose bereits vor ihr durchgemacht, aber keine andere setzt das Erwachsenwerden musikalisch derart konsequent um wie Pink.

Ganz bewusst kehrt sie anbiederndem und kommerziell auf Nummer sicher gehenden Schönklang den Rücken. Sie schimpft und röhrt nach Herzenslust. Die Vorab-Single "Trouble" gibt ein erstes Zeichen, wie Pink Anno 2003 klingt. Zu den krachigeren Tracks setzt sie jedoch immer geschickt gefühlvolle und songwriterisch gelungene Kontrapunkte, die es Pink ermöglichen, mit Leichtigkeit über Genre-Grenzen hinweg zu springen.

Die musikalische Emanzipation vollzieht sich scheinbar spielend. Während sie bei ihrem ersten Album "Can't Take Me Home" lediglich am Rande eigene Ideen verwirklichen konnte, hat sie jetzt das Zepter gänzlich in der Hand, und das ist deutlich hörbar. Bei einer Porno-Nummer wie "Oh My God", die sie im Verbund mit Sex-Maniac Peaches stöhnt, ist das Schielen nach Massenmärkten und Umsatz ohnehin sinnlos.

"Try This" kann das hohe Niveau der Single und von Songs wie "Waiting For Love" oder dem punkigen "Try To Hard" nicht durchgehend halten, bietet aber trotzdem mehr Hörspaß als 90% der gängigen Mainstream-Produktionen. Ihr täglich Brot muss sich die mittlerweile überaus eigenständige und ernstzunehmende Künstlerin wohl nie mehr im Leben bei McDonald's verdienen.

Die optische Seite sollte ein unbefangener Hörer zwar außer Acht lassen, was bei einem Booklet wie dem vorliegenden aber kaum möglich ist. Pink zeigt sich im großen Vogelkäfig eingesperrt, und so sollte es sein. Dann würde sie wie ein Kanarienvogel die hübschesten Weisen nur für den Betrachter dieser Szene singen. Ein vergeblicher Traum - mit "Try This" bleibt wenigstens für 56 Minuten der Schein gewahrt.

Trackliste

  1. 1. Trouble
  2. 2. God Is A DJ
  3. 3. Tonight's The Night
  4. 4. The Last To Know
  5. 5. Catch Me While I'm Sleeping
  6. 6. Oh My God
  7. 7. Save My Life
  8. 8. Waiting For Love
  9. 9. Unwind
  10. 10. Love Song
  11. 11. Try Too Hard
  12. 12. Walk Away
  13. 13. Humble Neighbourhood
  14. 14. Feel Good Time
  15. 15. Hooker

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Pink

Pink meint es ernst, und das von Anfang an. Ihre Erfahrungen mit Drogen sammelt sie bereits als Teenager, und mit nur 16 Jahren zieht sie nach Atlanta, …

1 Kommentar

  • Vor 10 Jahren

    diese album, welches man immer und immer wieder einlegen kann und die songs einen immer und immer wieder begeistern, weil sie so facettenreich sind, hat eine ausführlichere und eingängigere rezession verdient.. nur weil es weniger erfolgreich war bekommt sie die aber nicht?