laut.de-Kritik
Gefangen in der Zeitspirale: It's a kind of tragic.
Review von Michael Schuh"The Cosmos Rocks". Ach nee. Was Roger Taylor und Brian May wieder alles wissen. Beeindruckend. Ein Wunder, dass sie uns nicht noch an ihren Gedanken zum neuen Teilchenbeschleuniger LHC teilhaben lassen. Wäre doch zumindest für den frisch diplomierten Physiker Brian May ein Kinderspiel gewesen.
Dass die Albumtitel "The Party Ain't Over Yet" und "Riffs" schon an Status Quo vergeben waren, muss das neue Queen-Trio May, Taylor und Mercury-Novize Paul Rodgers ziemlich geschmerzt haben. Dafür scheint May wenigstens für das grausige Cover-Artwork noch mal seine Doktorarbeit über Licht und interplanetaren Staub rausgekramt zu haben.
Die Queen-Fangemeinde weiß es bereits seit 2005: Rund 300 Millionen verkaufte Platten und eine beispiellose Rock-Karriere sind keine schlüssigen Ruhestandsargumente für Musiker, die sich wie May und Taylor als Getriebene bezeichnen. Am Anfang folgten sie nur dem Lockruf der Bühne; dort angekommen, war das Aufnahmestudio nicht mehr weit.
"The Cosmos Rocks", das erste Queen-Studioalbum seit 1995, ist zweifellos ein mutiger Schritt, den alle Beteiligten als Neuanfang verstanden wissen wollen. Selbstverständlich ist das ambitionierte Projekt Freddie Mercury gewidmet und an den ehemaligen Basser John Deacon gehen explizit "special thanks" raus.
Dass man mit dem reunionresistenten Deacon nicht auf Kriegsfuß steht, soll die Geste verdeutlichen, dass man ihm auch ein Exemplar der Platte zukommen ließ, welches aber "ganz sicher unkommentiert bleiben wird", wie May im Mojo Magazin dann doch süffisant anmerkt.
Die dort geäußerten O-Töne der Bandmitglieder - endlich wieder Spaß am Musikkreieren, insgesamt eine völlig neue, motivierende Erfahrung, Pauls Stimme Impulsgeber für den Kompositionsprozess - schüren trotz erhöhten Floskelaufkommens tatsächlich sowas wie ängstliche Vorfreude - und plötzlich röhrt "Cosmos Rockin'" los, mit einer verfremdeten Roboterstimme wie weiland im "Kind Of Magic"-Opener "One Vision". Neues Bandkapitel, soso.
Ganz sicher nicht neu, stattdessen erschreckend altbacken gestaltet sich die nun losholpernde, mit Handclaps gestützte Hardrock-Popnummer, die nicht nur aufgrund des Altmänner-Backgroundchors und erschreckend flachen Lyrics ("We got the whole house rockin'") den eingangs erwähnten Status Quo in nichts nachsteht.
Derweil setzt Rodgers - unabsichlich oder nicht - alles daran, Freddies unvergessene Stadionshouts zur Stimmungssteigerung zu nutzen. "Come down, let's rock this place" oder "Suck it to me"; da bleibt kein Allgemeinplatz unbesetzt. Merke: Rock'n'Roll never die! Music makes the world go round!
Beängstigend ist allerdings, dass sich diese Plattitüden dem Gesamtsound nahtlos anfügen. Denn fraglos enthält das Album Ingredienzien, die Queen-Fans seit Jahr und Tag elektrisieren. Doch wo die Band zu Mercury-Zeiten auf einen Vorkämpfer zählen konnte, der noch den übertriebensten Melodien-Kitsch und bodenständigste Rock-Arrangements locker abfing, klafft heute bei Queen-typischen Songs wie "Still Burnin'" und "Some Things That Glitter" eine tiefe Lücke, die es quasi unmöglich macht, den Oldies einen Freifahrtschein auszustellen.
Man will nicht glauben, dass die drei über alle Songwritingkünste erhabenen Herren wirklich ein pathetisches Schmonzstück wie "We Believe" mit reinem Gewissen absegnen, das alle verdrängten Eigenheiten einer hymnischen 80er-Ballade inklusive Keyboardknödeln und emphatischem Friedensappell auffährt. Fehlt eigentlich nur die Refrainzeile: "Is this the world we created?"
Dabei gehts auch anders: Eine schöne, unprätentiöse (!) Atmosphäre gelingt dem Dreier im von Akustikgitarren dominierten "Small", wo sie erstmals frei vom Legendendruck aufzuspielen scheinen. Daran kann man anknüpfen: Das lässige "Voodoo" erinnert von Mays Gitarrenbehandlung an Santana, hier und da lugt auch Gary Moore durch. Rodgers' vielseitiges Organ rundet den gelungenen Song ab.
Und sonst? Das Single-Riff des spektakulär schwachen "C-lebrity" geht in Ordnung, auf "Say It's Not True" darf jedes Bandmitglied mal ans Mikro und "Still Burnin'" featuret ein kurzes, rhythmisches "We Will Rock You"-Intermezzo. Für die Fans. Für die Vergangenheit. Für Freddie. Am besten gleich die Special Edition mit der Live-DVD besorgen, die Band live in Japan, randvoll mit Queen-Songs. It's a kind of tragic.
230 Kommentare
Was soll der Scheiß? Queen ist mit Freddie Mercury gestorben!
So eine elenden Leichenfledderei!
Gegen ein paar Tribute-Konzerte sagt ja keiner was, aber DAS ist eine Riesensauerei!
@Metalman (« Was soll der Scheiß? Queen ist mit Freddie Mercury gestorben!
So eine elenden Leichenfledderei!
Gegen ein paar Tribute-Konzerte sagt ja keiner was, aber DAS ist eine Riesensauerei! »):
"Dito"
Nur 50 % von "Queen" ist halt kein "Queen".
Neue Band = Neuer Name. Das währ OK.
Würde aber warscheinlich nicht so viele Leute in den Plattenladen locken!
Hallo Gott?
Ich würde gerne tauschen!
Wir geben dir Tokio Hotel und du uns Freddy zurück, okay?
Nun,
ich dachte eigentlich, es wäre ein gutes Album, aber jedoch wie geahnt, klingt das komplette Album wie eine alterne Gruppe, deren Lack solangsam richtig in rost verendet. Es ist Blues Rock, da ist kein Sound von Status Quo drin, nichts von dem! Es ist wie Bad Company, es ist wie Paul Rodgers Band! Ich mag das Album nicht, warum auch, da fehlt eine menge! So richtig Biss!
Ein Roger Tayler ohne jede Energie, wobei verziehen ist, "er ist nicht mehr Jung" und ein Brian May der von einen Freddie Mercury Traumatisiert ist.
Zitat:"Ich glaube Freddie begleitet uns überall auf Konzerte hin und ist immer in unsere nähe"!
Gut, wenn das so wäre, warum greift er sich nicht Pauls Kehlkopf und nistet sich da ein. Aber stattdessen muss er wohl zu gucken, wie die Songs in a la "Bad Company" oder "Free" Style gespielt werden. Ein Paul Rodgers ist kaum zu hören, stattdessen muss der alternde Mann Taylor neben schlagzeug noch seine Stimme zu oft hinzusetzen, auch das reicht bei Aktuellen Konzerte nicht mehr, also stehen noch paar Frauen mit Hübscher Figur und schickem Haar neben den Männern und geben ein bisschen Tusche hinzu.
Das komplette Album mag gelungen sein, aber dennoch nicht der geschmack eines Queen Fans! Es ist komplett neuer Sound, es ist etwa so, das es neues Publikum sucht, und das konnte ich auch auf Konzerte erleben, es waren mehr Menschen dabei, die was erleben wollten, der rest war Queen Fan oder ehemals Bad Company Fan. Ein gewaltiger Mix und geteilte Meinungen.
Ich bin darunter der jenige, das diese Band Queen + Paul Rodgers Grundsätzlich einen anderen Namen haben sollten. Es klingt für mich ansonsten von Konzert zu Konzert wie ihre eigene Coverband, obwohl Brian May genau dies verhindern wollte.
Die Realität ist:
Mehr oder weniger kommen die leute wegen dem Aktuellen Album zum Konzert, sondern warten gespannt und mit Druck auf der Band auf den alten Songs.
Dabei stellte sich May selbst die Beine mit der Frage auf deutsch ans Publikum: "Wollt ihr Singen?"
Aua, alles klar, das wars dann! Und alles röhrte die alten Queen zeiten mit!
Ansonsten: Neues Album, neuer Sound, neue Zeiten, Geschmack für jeden Neuling dabei!
Die sollten den Zusatz "+ Paul Rodgers" weglassen. Queen hat halt ´nen neuen Sänger und gut is. AC/DC haben sich nachdem ihr Frontmann Bon Scott starb ja auch keinen Bandnamen-Zusatz auf ihre Alben gedruckt und bei Iron Maiden wurde bereits mehrmals der Frontmann gewechselt. Queen ist Queen und wird immer Queen bleiben, solange auch nur ein Original Mitglied dabei ist und einen neuen Sound hatte bisher jedes Queen Album zu bieten (Queen, Queen II, Sheer Heart Attack-Glam Rock | A Night at the Opera, A Day at the Races-Opern Rock | News of the World, Jazz-Rock | Flash Gordon-Soundtrack | Hot Space-Disco/Funk).
@dein_boeser_Anwalt (« auf meinem album steht gedruckt - von queen erklärt - "absolutely no synthesizers used on this album".
eine lüge?
oder hat das rennende ohr gottes da etwas anderes aus seinen heiligen boxen schallen hören? »):
Fehldruck, der Spruch "...no Synths..." wurde auf der "Jazz" zum letzten Mal verwendet.