laut.de-Kritik
Wie geschaffen für einen Parteitag der Jungen Liberalen.
Review von Artur SchulzDie ersten drei Songs "Wish" (dessen Refrain-Melodik frappierend stark an "Zwei Fragen" der hörenswerten Klee erinnert), "Starship" und "Serpentine" sind schon stellvertretend für den weitgehend spannungsarmen Verlauf der Reise durch den Reamonn-Kosmos: Sauber instrumentiert, stimmig, nie zu schnell, nie zu langsam, nicht ausschließlich poppig, aber auch nie richtig rockig. Doch alles recht ausgewogen-mittig, also gefahrlos passend für z. B. einen Parteitag der Jungen Liberalen. Dass es kaum tatsächlich Neues Im Pop/Rock-Bereich zu erfinden gibt, ist nicht die Schuld von Reamonn. Aber etwas aufregender und mitreißender dürfte es schon sein.
Nun, mit herzblütigem Rock hatte das noch nie was zu tun, was Reamonn – vielleicht mit Ausnahme des Debüt-Albums "Tuesday" – ihrer Hörerschaft seit jeher auf CDs und Konzerten anbietet. Auf solidem Niveau bringt die Band um Sänger Rea Garvey in kontinuierlichen Abständen ihre jeweils neuesten Werke in die Plattenläden, und belegt damit jedes Mal ordentliche Chartsplatzierungen. Das wird mit "Wish" sicher auch nicht anders laufen, jedoch: Was macht diese Formation so erfolgreich? Denn gerade die vorliegende Arbeit erschöpft sich überwiegend in recht austauschbaren Kompositionen und nicht sonderlich anregendem Singsang.
Auffällig: In den Songs scheint es ständig Nacht zu sein. Eine kleine, wahllos herausgegriffene Auswahl an Textzitaten verschiedenster Titel belegt diese These. "Oh Tonight/You Killed Me With Your Smile", flüstert Rea und erkennt: "We Have Got Tonight".
"I Hold Your Hand, Tonight" geht es dann mal stark körperbetont zur Sache, und "We Make It Trough The Night" rundet die Nachtschatten-Momente schließlich ab. Dass zwei Songtitel direkt ("Tonight" und "Just Another Night" von vornherein Kuschelnächte im Programm haben, verwundert bei weiteren Textzeilen der Sorte "Cheek To Cheek" am Ende nicht mehr. Nachtigall, ick' hör' dir trapsen.
Eine wirklich gelungene Stimmungs-Studie ist in diesem Kontext dann doch zu finden: Die Ballade "L.A. Skies" überzeugt voll in Sachen Komposition, Arrangement und Ausführung. Mehr Uptempo-Druck verbreiten "Starting To Live" und "She's A Bomb".
Das alles regt auf und an wie ein Tässchen Pfefferminztee und hat manch hübschen Augenblick in durchaus gediegener Spannung, produziert aber nie mehr Herzaufregungs-Bedrohlichkeit als jeder dezent dosierte Agatha-Christie-Krimi. Alles bleibt hübsch im Rahmen. So taugt "Wish" natürlich als prima Romantik-Beschallung vor, während und nach den diversen Sonnenauf- und Untergängen des laufenden Jahres.
Aber ein bisschen stärkere Rock-Dosierung würde Reamonn auf jeden Fall besser zu Gesichte stehen. War "Tuesday" noch mit im Vergleich durchaus stimulierendem Songwerk bestückt, nähert sich die Band mit "Wish" schon gefährlich Richtung Valium. Und gerade in den oft beschworenen Liebesnächten wirkt eine Überdosis Kuscheldroge dann meist doch nicht mehr so inspirierend.
7 Kommentare
also ich muß schon sagen, diese kritik stammt doch nur von jemanden der entweder keine ahnung von musik hat, oder noch nie auf einen reamonn-konzert war. konstruktive kritik sieht nun wirklich anders aus. es gibt im moment keine andere band die live so eine stimmige performance liefern kann, zumahl meiner meinung nach die live-acts noch viel besser sind als die studio-versionen.
schöne grüße
gunter
geh kacken, gunther.
was soll diese eigenartige laut-performance in den cd-reviews?
Ich habe nur eine Kritik an die Produktionsfirma: Warum ist die DVD in Stereo PCM? es sollte, wenn schon Stereo, dann wenigstens in Dolby 2,0 sein. Ein voller 5.1 oder 7.1 Sound würde den Konzerten auf der DVD geben, was es ist: Klasse !
und was soll die scheiße mit den julis? xD
Schmutz