laut.de-Kritik
Neues Motto der Peppers: Heartbreaker statt Chartbreaker
Review von Martin MengeleDas wurde aber auch Zeit: Nach vier Jahren melden sich vier Freunde mit ihrem nunmehr zehnten Album zurück, das schon seit mindestens einem Jahr überfällig war. Anthony, Flea und Chad haben wieder mit John Frusciante zusammengefunden, der zuletzt "Blood Sugar Sex Magic" mit seinem Saitenspiel verzierte. Auch Hitmaker Rick Rubin ist wieder mit am Start, welcher auf letzgenannter Platte und zuletzt bei "One Hot Minute" an den Reglern saß.
Nun sind natürlich die Erwartungen extrem hoch gesteckt bei einem derartigen Treffen der Crossover-Giganten. Viele Fans hoffen auf einen Neuaufguß der guten alten Zeiten. Jedoch findet man beim ersten Durchlauf noch keinen Chartbreaker wie "Give It Away". Die Platte ist ruhiger und balladenlastiger. Der Funk machte Platz für mehr Melodie, ganz nach dem Motto: Heartbreaker statt Chartbreaker.
Leider hört man den Flea-Baß dementsprechend selten slappen. Die melodiöse Schiene haben die Chilis ja schon unauffällig mit ihrer ersten Single "Scar Tissue" befahren - ein Mitsingohrwurm, der daß Potential eines Sommerhits aufweist. Und nicht der einzige auf der Platte. 15 Songs beschert uns die 4-jährige Kreativpause und wohl die Hälfte könnte getrost als Single ausgekoppelt werden. Die ruhige Tour steht Anthony Kiedis' Stimme nicht schlecht zu Gesicht, was uns ja schon seit "Under The Bridge" oder "Soul To Squeeze" bekannt ist. Aber die Texte wirken jetzt anspruchsvoller, das Titelstück "Californication" (Fornication = Unzucht) ist die traurige Kritik an der zunehmenden Kalifornisierung der Medien durch die Hollywood-Studios, die Erschaffung eines neuen künstlichen und unnatürlichen Über-Menschenbilds im Stile von Pamela Anderson und Co. Die Kampfansage gegen Plastiktitten und Enthaarungscremes.
Beim zweiten Hinhören fällt auf, daß "Californication" trotz gefühlvoller Passagen auch druckvolle Up-Tempo-Hymnen wie "Easily" oder das kantige "Parallel Universe" enthält, die zum Stagediven einladen und somit auch hartgesottenere Fans zufrieden stellen dürften. Und natürlich sind alle froh, daß John Frusciante uns wieder mit seinen minimalistischen Gitarrenkunstwerken beglücken darf. Unangenehm fällt mir persönlich dabei auf, daß meine Kopie total übersteuert ist und dies zu störenden Schepper-Geräuschen im Hochtonbereich führt. Trotz allem eine Platte, die bei so manchem einen gebührlichen Soundtrack zu diesem Sommer abgeben wird.
27 Kommentare mit 9 Antworten
Wo bleibt ihr ???
du hoffentlich dort wo der pfeffer wächst.
halts maul amk
Vor 11 Jahren!
juckt
@videodrone (« du hoffentlich dort wo der pfeffer wächst. »):
Alter tu mir ein gefallen halts maul
gell voll der huso ey
perfekte Symbiose aus Rock, Funk, Soul & Rap. Nach "Blood Sugar Sex Magik" die beste RHCP-Platte.
Ich finde sogar, dass es die beste Platte ist.
Ein wenig hoffe ich ja, dass die Frusciante-Comeback-Platte 2020 einen ähnlichen Sound aufweisen wird.
Ich hoffe auf Scar Tissue 2.0.
Ja, wirklich gute Platte. Aber auch für mich rangiert sie direkt hinter BSSM, vielleicht aber auch einfach wegen dem Impact damals.
Ja, das ist auch ne Frage der Generation wahrscheinlich. BSSM ist definitiv das ästhetisch wertvollere Album und auch einfach origineller.
Ich finde aber diesen "Road-Trip"-Gedanken einfach mega fett, der sich durch das ganze Album zieht.
Die BSSM ist mir (mit wenigen Ausnahmen, z.B. "Under the Bridge", "Breaking the Girl", oder "I could have Lied") an vielen Stellen zu unmelancholisch. Aber es ist Haarspalterei .
Da hast Du recht, die sind recht unterschiedlich gelagert. Californication lief auch etliche Urlaube und lange Autobahnetappen mit damals und wird dafür auch immer wieder mal gezückt.
Dieses Meilenstein Album hat mir wirklich viele glückliche Momente beschert. Nach 30mal durchhören widme ich mich aber inzwischen lieber anderen Red Hot Chili Peppers Alben. Und da entdecke ich immer wieder neue Titel, die ich zwar schon kenne, aber erst jetzt so richtig davon begeistert bin.
Kann man eigentlich nur noch mit Public Enemy vergleichen.