laut.de-Kritik
Bombastische Sounds und großes Fremdschämen.
Review von Michael EdeleTja, das hätten sich die Helden von Rhapsody Of Fire auch nicht träumen lassen, dass sie mal mehr Zeit mit dem Kampf gegen das eigene Management verbringen würden, als mit dem Jungfrauen-Retten und Drachen-Schänden.
Nachdem der Ärger mit der Umbenennung von Rhapsody in Rhapsody Of Fire schon vor ein paar Jahren los ging, kam auf einmal noch der Stress mit dem Manowar-Label dazu, zu dem die Italiener zwischenzeitlich wechselten. Mittlerweile sind sie bei Nuclear Blast gelandet und legen mit "The Frozen Tears Of Angels" den dritten und letzten Teil der "The Dark Secret"-Saga vor. Und - wie könnte es anders sein - auch Christopher Lee erneuerte die Kooperation mit den Bombast-Metallern.
Die tiefe, wohltönende Stimme des Saruman-Darstellers liefert im Intro "Dark Frozen World" den Album-Einstieg und geht nach soundtrackartigem Bombast nahtlos in "Sea Of Fate" über. Die Band zeigt sich gewohnt bombastisch, doch erstaunlich düster. Klar, die Melodien sind nach wie vor eingängig und leicht nachvollziehbar. Von mancher Kindermelodie der frühen Tage sind die meisten Nummern aber doch deutlich entfernt.
Für den ein oder anderen Keyboardsound möchte man Alex Staropoli zwar an den Daumen aufhängen, aber weitgehend konzentriert sich der Mann zum Glück auf Breitwandorchestrierung, die jedem Fantasy-Streifen gerecht würde. Dabei kommt Kitsch wie in "Crystal Moonlight" genauso zum Zuge wie klassische Zitate in "Reign Of Terror". Allerdings ist auch ein recht ungewöhnlicher Gastsänger dabei, der derb zur Sache geht.
Großes Fremdschämen ist dann mit "Danza Di Fuoco E Ghiaccio" angesagt. Gerade faselt Lees Christopher noch mal die Story runter, da zückt irgendeiner die Flöte und macht einen auf Rondo Veneziano für Live-Rollenspieler. Was ist das? Schandmaul für Italiener? Auch das Gedudel von Gitarrist Luca gegen Ende hin ist deutlich nerviger, denn beeindruckend. Manchmal tut mir Drummer Alex (Ex-Sieges Even, Brutal Godz) echt leid, aber zumindest im speedigen "Raging Starfire" darf auch er mal ein bisschen ran.
Sollte man nach der schnarchigen Ballade "Lost In Cold Dreams" noch wach sein, bekommt man mit "On The Way To Ainor" zur Belohnung noch ein gutes Stück, das deutlichen Musicalcharakter aufweist, dessen Operntrulla die Nerven allerdings ein wenig strapaziert.
Der krönende Abschluss könnte mit dem 11-minütigen Titeltrack folgen, in dem die Schauspielerin Susannah York den Part des Erzählers übernimmt. Leider kommen auch hier Schwächen und Längen zum Tragen. Was wiederum nichts daran ändern dürfte, dass Rhapsody Of Fire-Fans die Scheibe von vorne bis hinten abfeiern werden.
7 Kommentare
"Gerade faselt Lees Christopher noch mal die Story runter, da zückt irgendeiner die Flöte und macht einen auf Rondo Veneziano für Live-Rollenspieler. Was ist das? Schandmaul für Italiener?"
Großartig, hab mich kaputtgelacht!
Fremdschämen ist bei dem Review angesagt. Wie wäre es, wenn endlich mal mehr die Musik zum Tragen käme und weniger die penetrante Subjektivität des Schreiberlings.
nun die Wertung passt nicht ganz zum der Rezension (hätte da eher mit einer 1 von 5 gerechnet). Okay, aber eigentlich stimme ich hier zu, weil derartiger Metal einfach ein absolutes No-Go ist.
Also nochmal für Schnelldenker: Der Reviewtext darf durchaus dazu da sein, meine eigene, persönliche Meinung von der Veröffentlichung widerzuspieln. Wenn ich denen dann trotzdem drei Punkte ins Nest leg, hat das damit zu tun, dass die in ihrem Bereich durchaus was zu melden haben und gut sind. Ob mir das gefällt, oder nicht.
RoF sind zweifelsohne fragwürdig. Ich habe schon Fabio und Luca persönlich kennenlernen dürfen: sehr nette Menschen, zweifelsohne. Aber besonders zweitgenannter kommt mir mit seiner Mönchsphilosophie doch recht spanisch vor.
Musikalisch ist das alles etwas härter geworden und das steht RoF mal garnicht.Was wir jetzt haben ist ein Stück harter Lebkuchen mit ordentlich Zuckerguss drauf, besonders für PenPaper-Fans zu empfehlen, die Barbaren oder dregleichen zocken wollen, auf ein bisschen Barden-Schnulz dennoch nicht verzichten wollen.
Insgesamt gesehen finde ich das neue Album mäßig, hat leider nichts mehr vom wunderbaren Fremdschäm-Pathos der früheren Outputs, ist aber letztendlich immer noch ziemlich dämlich.
Diese Review ist schlichtweg nutzlos. Fakten werden hier völlig außer Acht gelassen. Das fängt alleine da an, dass "Frozen Tears of Angels" zwar der dritte, aber gleichzeitig auch erst der drittletzte Teil der Saga ist, nicht der letzte wie hier gesagt wird. Der "Gastsänger" bei Reign of Terror existiert schlichtweg gar nicht: Fabio Lione selbst liefert hier die Screams - ja, so viel kann der gute Mann. Das Ding mit Schandmaul zeiht auch nicht; dutzende Bands machen Folk-Musik, und Rhapsody gehörten seit den 90ern dazu. Es ist wohl höchst unnötig, ihnen das zu verbieten, das sie schon immer gemacht haben.
Absolut zum Kopfschütteln, dass es Leute gibt, die sich "Kritiker" schimpfen dürfen, obwohl sie selbst keine Ahnung von dem haben, das sie da tadeln.