laut.de-Kritik
Alter Sack rockt Staraufgebot.
Review von Stefan JohannesbergStellen wir uns folgende Szene vor: Der Birdman findet im Handschuh-Fach seines Bentleys, als er auf der Suche nach den Kondomen für sein Baby ist, einen Notizzettel mit der Aufschrift: Album veröffentlichen im Sommerloch. Urplötzlich wie eine Überraschung in der Steinzeit fällt ihm auch wieder ein,
dass er ja noch zehn Solo-Songs auf einem USB-Stick im achten Schlafzimmer in der zweiten Schublade direkt neben den drei Pinky Rings liegen hat. Bitch, die muss ich unbedingt noch vor dem neuen Drake-Teil raushauen, ein bisschen Mola ist bestimmt noch drin, so sein State Of Mind.
Wahrscheinlich fiel ihm dann ausnahmsweise auch ein, dass er ja noch sieben bis neun Künstler unter Vertrag hat, die mittlerweile in der Mülltonne am Maschendrahtzaun hausen, der seine millionenschwere Mansion in Miami markiert. Die könnte ich ja auch noch draufpacken, so muss ich keine neuen Verse schreiben lassen. Ein Birdman, ein Wort und so featured er auf dem "Rich Gang"-Sampler neben zehn Mal sich selbst auch seine D-Künstler wie Gudda, Cory Gunz, Lil Bow Wow, Tyga, Mack Maine und Jae Millz.
Gudda und Mack Maine, der 50.- und 51.-beste Gangsta-Rapper im Game, erscheinen einmal und dürfen dann wieder die Punks in the back spielen. Cory Gunz flext auf "Everyday" eine so kleine Doubletime-Kolumne, als hätte die von laut.de nur drei Slider. Tyga und Bow Wow starten mit Pussy-Plattitüden auf "Panties To The Side" ihre Karriere zu achten Mal neu - und landen doch nur wieder auf der Afterparty.
Spätestens dann wünscht man sich die Jungs wieder zurück ans Restebuffet in der Baby'schen Bude – und Birdman an seinen Herd. Die Reime kochen halt immer noch auf Sparflamme. Einzig der Newcrooner Detail und vor allem der 42-jährige Veteran Mystikal nutzen die Gunst der Stunde. Mystikal walzt auf "RG" und "Angel", während Detail "Burn The House" und "Million Dollar" ganz ordentlich mit Hooks veredelt.
Zu wenig für den Fan und zu wenig für des Birdmans Bankkonto. Das weiß auch Meister Millionär selbst und schickt noch seine erfolgreicheren Leute wie Ace Hood, Nicki Minaj und Lil Wayne ins Spiel. Von letzterem entdeckte er ein paar alte Reime im versteckten Ordner neben der Katzenbildersammlung.
Passt das jetzt? Soll ich Drake nicht doch noch...? Nein, der spielt eh in einer ganz anderen Liga, muss unbelastet und frisch bleiben wie Fische – in der Steinzeit. Da ist der Gute Geschäftsmann. Apropos Geschäft. Mir schulden ja noch Busta Rhymes, Future, TI, Kendrick Lamar, French Montana, Rick Ross, The Game, R. Kelly, Yo Gotti, Chris Brown, Flo-Rida und Meek Mill "a 100 Favors". Damit dürften – da gehen wir d'accord - ein paar 100.000 verkaufte Einheiten drin sein, ein gutes Album ist es nicht.
Mehr als perfekt gesetzte T.I.-Verse auf "Hate It your Way", Doppelbödiges von Kendrick Lamar in "100 Favors" und Futures erfolgreiche Verteidigung der Crooner-Krone "Tap Out" kommt nicht heraus. Es würde keinen wundern, wenn Baby sein Sampler-Baby "Rich Gang" nicht drei Stunden nach Veröffentlichung wieder vergessen hätte - also jetzt -, denn gleich klingelt Drake für die XXL-Covershootings und jemand muss auch den Garten wieder wässern. Gudda! Mack Maine! Runter von den Bitches, ab zu den Schläuchen. Wasser Marsch, Rappen war gestern.
2 Kommentare
Macht auch nichts, wenn es floppt. Birdman bezahlt seine Künstler ja sowieso nicht:D
Trotzdem sollte "We Been On" lobend erwähnt werden! Zwar ein simpler, aber einfach ansteckender Track.
Ist zwar ziemlich lustig zu lesen, aber eigentlich ist diese verkackte Labelpolitik nur traurig.. Ok Leute wie Gudda oder Mack Maine werden sowieso nichts mehr reißen, aber jemand wie Cory Gunz hat eigentlich heftiges Potenzial.