laut.de-Kritik
Der Ex-Totengräber sieht dem Ruhestand entspannt entgegen.
Review von Artur SchulzIch hör' sie schon kreischen. Aber bei allen Göttern: Ist es ein Verbrechen, ein 2009 erscheinendes Rod Stewart-Album für okay zu befinden? Nun gut, eigentlich hatte man den gescheiterten Hobbyfußballer und ehemaligen Totengräber in Sachen R'n'R-Credibility spätestens nach seinen American Songbook-Alben längst abgeschrieben.
Doch nun greift Rod 13 Titel lang zum "Soulbook" - und das mit höchst vergnüglichem Ergebnis. Immer vorausgesetzt, man kann den hier zelebrierten Blue Eyed Soul-Style etwas anfangen. Denn mit echter Black Music hat das Ganze dann doch recht wenig zu tun.
"It's The Same Old Song", stellt Roddy-Boy zu Beginn fest, und diese Nummer gefällt nach gefühlvollem Piano-Intro mit trockenen Motown-Beats. Auf "My Cherie Amour" ertönt in gewohnter Klasse Stevie Wonders Mundharmonika. Weitere Gaststars auf dem Album: Mary J. Blige und Jennifer Hudson. Erinnerungen an den Sixties-Soul weckt die dynamische Neueinspielung von "Higher And Higher". "What Becomes Of The Broken Hearted", besonders bekannt durch Interpretationen von Dave Stewart und Paul Young, fügt Stewart nichts Neues hinzu - das aber mehr als ordentlich inszeniert. Zudem umschmeicheln Backing-Soulstimmen den Hörer.
Die Ballade Randy Crawfords "Rainy Night In Georgia" liegt dem Schotten natürlich besonders, spielt er sein Racke-Rauchzart-Organ doch voll aus. Der flotte "Love Train" weckt schöne Erinnerungen ans Original der O'Jays - gute, alte Siebziger-Disco, wo bist du nur geblieben? Sam Cookes "Wonderful World" hätte eigentlich Gefahr laufen müssen, in allzu süßliche Bereiche abzudriften - doch das spröde Mittsechziger-Soul-Gewand tut seinen Dienst.
Nach "If You Don't Me By Now", jeder dürfte Mick Hucknalls Version kennen, wirft sich Stewart noch mal in den eleganten Soul-Frack samt Nelke im Knopfloch: "Just My Imagination".
Roddys "Soulbook" dürfte in "angry eyes" maximal zur Fahrstuhl-Beschallung taugen - wirklich verdient hat es eine solch schäbige Behandlung dann doch nicht. Schelmisch blickt er drein auf den Bookletfotos - und man gönnt ihm die entspannten Möglichkeiten, die der nahende Ruhestand bietet.
3 Kommentare
Ach Rod Stewart halt ... Ein Mordsorgan hat der und hat am Ende doch so wenig daraus gemacht zumindest hinten raus ... ich hab den in den 90ern mal gut gefunden mit Songs wie Rythm of my Heart oder Motown Song ... vor allem aber immer wegen der Stimme ... Man kann sich aber auch sehr gerne "Walzing Mathilda" von ihm reinziehen von wegen der gewaltigen Melancholie die er da verströmt ... keine Ahnung ob ich beim neuen Album reinhöre mir fehlt dazu mittlerweile die Lust ... Schuld sind indertat die in der Rezi erwähnten American Songbooks ... grausig
Nun ja, Rod the Mod hat sich in 45 Jahren schon durch so sämtliche Stile gesungen und Soul war ja sogar einer seiner ersten. Weshalb also nicht? Schlimmer als die Songbooks kann es ja nicht sein. Bis zu denen hat mir nämlich so ziemlich alles von ihm gefallen, sogar seine Discoausrutscher. Und vor so einem Mann muss man einfach den Hut ziehen: macht alles irgendwann, ob er damit Erfolg hat oder die Kritiker verärgert, hauptsache er lässt sich nicht dreinreden und hat einfach eine geile Stimme. An die Hoch-Zeit zwischen den Faces und Sailor kam er zwar nie mehr ran, aber eben: was solls! Soll ihm mal einer das Wasser reichen in dem Business
Okay wir reden jetzt mal nicht von Johnny Cash (der war aber nicht einmal so abwechslungreich)
Okay und Bowie ist ein anderes Kaliber - aber nicht stimmlich.