laut.de-Kritik
Selbst im hellsten Glanz findet Ryan Adams den Schatten.
Review von Erich RenzDas schwarze Loch hat ihn wieder ausgespuckt. Aus seinen dunkelsten Stunden macht Ryan Adams keinen Hehl, sondern wieder eines von diesen schwermütigen, getragenen Alben, für die er bisher gemocht wurde.
Alkohol und Medikamente (die er in Folge einer Innenohrerkrankung und Schlaflosigkeit einnahm) konnten ihn trüben, aber nicht einschüchtern. Er schwor beidem ab, nahm die Sängerin und Schauspielerin Mandy Moore zur Frau und Glyn Johns zum Produzenten, der u.a. mit Led Zeppelin, The Who, den Beatles und Rolling Stones arbeitete.
Adams hat "Ashes & Fire" gleich von Anfang an zu Ende gedacht, nicht vorschnell veröffentlicht. Sein Ertrag war ja bisher überdurchschnittlich, jährlich eine LP kramte das Arbeitstier regelmäßig aus sich hervor. Da konnte nicht immer etwas Handfestes übrig bleiben. Vielleicht überhörte man das auch zu schnell, was diesem Herrn durch den Kopf schoss und er so dringlich und bald wie möglich anbot.
Ist halt auch nur ein Mensch, der Ryan. Aber ein dialektischer. Er wirft seinen Rettungsanker aus, verortet sich in der Nähe der Wunderwaffe Liebe und reflektiert sich wie ein streitbares Zwei-Parteiengestirn. Sanft setzt er mit seiner Kopfstimme zum Refrain von "Rocks" an und vergeht beim Honigkuchenpferdstück "I Love You But I Don't Know What To Say" vor Sehnsucht. In "Do I Wait" offenbart er, dass selbst im hellsten Glanz noch Schatten wohnen kann.
Norah Jones war auch nicht weit. Man weiß nun mittlerweile, wie das ist mit ihr: Sie nimmt freundlich und unaufdringlich Platz an Klavier und Gesang. Unter den Kollegen wird besonders ihre zu jedem Grundakkord taugliche Stimme geschätzt, die an manchen Stellen von Mandy Moore selbst ("Kindness") oder Neal Casal ("Save Me") verdoppelt wird.
Wäre die Kassette noch ein üblicher Gebrauchsgegenstand, würde "Ashes & Fire" als Botschaftsträger dienen, den man in mühevollster Kleinarbeit überspielt und sorgsam beschriftet. Für die Romantik versteht sich.
3 Kommentare
Ryan Adams ist Gott. Und ich bin froh, dass man ihn bei Laut nicht vergessen hat, denn das Vorgängeralbum wurde hier nicht erwähnt..
Naja. Die Cardinalogy war ja auch nicht gerade das gelbe vom Ei (für mich sogar seine schwächste Platte).
Aber bei Ashes Fire kann ich nur sagen: Willkommen zurück. Seit Love Is Hell habe ich von ihm nix Besseres mehr gehört. Zwar strotzt die Platte nicht gerade vor Experimentierfreude. Aber wenn schon Trademarksound, dann doch bitte nur das Beste. Und das ist hier vollkommen gelungen. Mit der Wertung von 4/5 geh ich auf jeden Fall konform.
spielt der jetzt endlich mal Summer of 69?