laut.de-Kritik
Neue Banger für die Bühne.
Review von Stefan JohannesbergDas Cover-Album "More Inspirations" hatte einem Saxon im Jahr 2022 fast madig gemacht. Lust- und ambitionslos suchen selbst die New Wave Of British Heavy Metal-Nerds immer noch nach Sinn und guten Songs. Hatte nicht das im selben Jahr veröffentlichte 25. Album "Carpe Diem" die bekannten Vorzüge der Band konserviert? Wo würden Biff Byford und Co Anfang 2024 anknüpfen?
Das billige, möchtegern-sphärische Intro "The Prophecy" aus dem Metal-Baukasten für Anfänger lässt sofort Böses erahnen, doch - ein dreifaches Halleluja zum Metal God - greifen die Mannen aus Yorkshire bereits ab dem Opener und Titeltrack "Hell, Fire And Damnation" in die gefüllte Erfahrungsschatzkiste. Frontmann Biff Byford klingt etwas gepresster als früher, aber mit 50 Jahren in der Röhre unerhört kraftvoll. Der Song selbst schwingt als Midtempo-Hymne im Refrain schön mit der Faust, inklusive Running Wild-Vibes. Saxons Metal-Style war ja immer ein wenig hardrockiger, und die Gitarrenarbeit war immer etwas zurückgenommener als bei ihren Nachbarn von Judas Priest.
Inhaltlich jedoch gruben sie wie Maiden stets tief in der englischen wie auch globalen Geschichte, man erinnere sich nur an Karrierehöhepunkte wie "Lionheart", "Power And Glory" oder "Crusader". Auf "Hell, Fire And Damnation" kombinieren sie wie gehabt beide Stärken fast schlafwandlerisch miteinander.
Der straighte Nackenbrecher "Madam Guillotine" erzählt die Geschichte von Marie-Antoinette und macht mit Boogie-Grooves jeden Rollator zum Highway-Star. In dieselbe Kerbe schlägt "There's Something In Roswell". Im Metal-Genre brauchen Bands normalerweise mindestens achtminütige Epen, um die Story der UFO-Sichtungen und Roswell-Verschwörungen zu erzählen. Biff - dieses Mal nur selten unterstützt von Gründungsmitglied und Frührentner Paul Quinn - dirigiert sein Team um Nigel Glockler, Nibbs Carter, Doug Scarratt und Brian Tatler jedoch so gekonnt, dass der Song vor AC/DC-Catchiness fast explodiert.
"Fire And Steel" prescht dann als klassischer Metal eher red, hot and heavy in die Ohren, während die Historiker unter den Fans eher bei "1066" und Biffs Interpretation der Schlacht bei Hastings und der Eroberung Englands durch die Normannen auf ihre Kosten kommen. Auch die Hexenprozesse in Massachusetts Ende des 17. Jahrhunderts werden in "Witches Of Salem" verarbeitet.
Absoluter Höhepunkt - lyrisch und musikalisch - ist jedoch "Kubla Khan And The Merchant Of Venice". Biff beweist wieder einmal sein Gespür, Geschichte mit mitreißenden Melodien zu kombinieren. Der mongolische Herrscher und spätere Kaiser Chinas, Kubla Khan, steht im Mittelpunkt des Songs. Der Nachfahre Dschingis Khans vereinte im 13. Jahrhundert China, öffnete es Richtung Westen und ließ den Entdecker Marco Polo an seinem Hof leben.
"The name Marco Polo, your legend survives / A merchant of Venice, we saw through your eyes / Long hidden people where dynasty ringed / Science and artists, these wonders you gazed / Search for the city of fire / The trade winds will carry you there / To the court of the Kubla Khan / To the temples of Xanadu / In the halls of the Kubla Khan / You were the chosen one."
Nur das lahme "Pirates Of The Airwaves" und das etwas uninspirierte "Super Charger" zünden nicht richtig. Trotzdem bleiben Saxon mit "Hell, Fire And Damnation" stabil und sollten unbedingt live abgecheckt werden. Neue Banger für die Bühne liefern sie auch dieses Mal wieder ab.
5 Kommentare
Nah am Schlager. Vier Sterne hat kein Saxon Album je verdient.
Wieder ein sehr starkes Album. Dazu noch die Produktion von Andy Sneap - einfach mega! In dieser Qualität dürfen gern noch viele Alben kommen. Mal schauen wie sich Priest im direkten Vergleich schlagen
Dem kann man nur zustimmen. Ist mega
dazu auf wacken mit ü50 besoffen rumgröhlen sau geil