laut.de-Kritik
Der Jungspund bereichert den Blues um ein exquisites Granätchen.
Review von Alexander CordasMutabor!!
Scott Mckeon sprach's und verwandelt sich im selben Atemzug in ... nein, nicht in einen Storch, sondern in die jüngere Ausgabe eines Stevie Ray Vaughan. Es mag etwas ungeschickt sein, eine Review mit der Erwähnung der Ähnlichkeit zu dem verstorbenen Bluesrock-Helden zu beginnen. Letzen Endes soll dies jedoch nur ein kleiner Anhaltspunkt sein, wohin die Reise im Falle von Scott McKeon geht.
Stevie Ray würde sich im Grabe herumdrehen. Nicht aber vor Empörung, nein, sondern nur, um den Tönen des Briten besser lauschen zu können. Denn das, was der Jungspund hier auf CD bannt, sucht in Sachen elektrifiziertem Blues, Bluesrock, Boogie Woogie etc. seinesgleichen. Um so bemerkenswerter, als der Bursche gerade mal so als Twen durchgeht. Unweigerlich stellt sich die Frage, wieso der Gute sich nicht - wie das beim Gros der englischen Nachwuchsmusiker üblich ist - an den allerorten gedudelten und immer schnöder werdenden Britrock hält. Belassen wir es bei der Frage, denn Scott McKeon bereichert die Blues-Szene um ein wirklich exquisit gefertigtes Granätchen.
Den Beweis, dass er ein Könner an seinem Instrument ist, tritt er im Laufe der Scheibe immer wieder an. Ohne sich seinem Ego hinzugeben, flitzen einige wunderbar verspielte Soli und Licks aus dem Gitarrenhals in die Songs ein, die herrlich mit einem stets omnipräsenten Groove harmonieren. Doch nicht nur instrumental haben Scott (der hier auch bei den meisten Songs den Bass und ein paar Schlagzeug-Parts eingespielt hat) und seine Mistreiter einiges auf dem Kasten, auch am Mikro macht der Engländer eine überaus gute Figur. Bei Uptempo-Nummern ("I Can See Through You", "Shot Down") sowieso, aber das Bübelein kann sogar schmachten, dass sich die Balken biegen. "Last Thing I Do" betet all die liebgewonnenen Deprimiertheiten des Genres runter und zeigt beispielhaft, woher der Blues seinen Namen hat. Fast neun Minuten lang flennt er da der Angebetenen hinterher. Sehr fein!
Einen Ausreißer bietet "Can't Take No More" mit dem düsteren, stampfenden und nach Wüstenstaub schmeckenden "Maybe". McKeon lässt ein paar fettere Riffs vom Stapel, die geradewegs aus Sky Valley stammen könnten. Nur schade, dass das Ende des Songs ausfadet, statt Scott die Möglichkeit zu geben, etwas länger auf den psychedelischen Pfaden zu wandern, die er da ab 3:40 beschreitet. Es bedarf gar nicht einmal des abschließenden "Fuzz Six Six Six" (Effektgerät?), um entzückt auf einer staubigen Wolke gen Blues-Nirvana zu schweben. Wenn sich Scott Mckeon schon nicht in einen Storchen verwandelt, da er zu vielseitig ist, um ihn auf einen neuen Stevie Ray Vaughan zu reduzieren, dann kleben wir ihm eben tatsächlich das Etikett Wunderkind an. Das Talent dazu hat er allemal.
1 Kommentar
jepp! an alle blues-affinen: unbedingt reinhören!