laut.de-Kritik
Selbstanmaßend bis zur Lächerlichkeit.
Review von Daniel StraubBesser geht's nicht. 2006 veröffentlichen die beiden Israelis Guy Gerber und Shlomi Aber ihre Maxi "Sea Of Sand" und landeten damit einen der Clubhits des Jahres. Während Gerber sich davor schon als Produzent und DJ in Stellunge gebracht hatte, war der Erfolg für Shlomi Aber der Startschuss für eine internationale Karriere. Nach Releases auf Top Labels wie R&S und Renaissance, hat sich Josh Wink "Chicago Days, Detroit Nights" für sein Label Ovum Recordings gesichert. Warum? Das bleibt wohl Winks Geheimnis, denn das Album ist genauso platt, wie es der Titel vermuten lässt.
Shlomi Aber kann zweifelsohne eindrucksvolle Erfolge als Produzent vorweisen. Schließlich gehören seine Releases zu den wenigen, die sich entgegen dem allgemeinen Trend recht gut verkaufen. Als Produzent, der sich über den Bezug zu den beiden tradtionellen Städten elektronischer Tanzmusik definiert, hat er sich bislang aber nicht profiliert. Daran ändern auch die zehn Tracks seines zweiten Albums nichts. Denn die Spurensuche fördert keinerlei Referenzen an den erdigen House-Sound Chicagos oder den futuristischen Techno Detroits zu Tage.
Atmosphärisch bleibt "Chicago Days, Detroit Nights" extrem blass. Die Tracks definieren sich fast ausschließlich über ihr Rhythmus-Programming, dem Shlomi Aber ein paar Trademark-Sounds zur Seite stellt. Beim Opener "Taped And Gorgeous" soll das Vocal-Sample wohl an große Chicago-Momente wie Green Velvets "Preacher Man" erinnern. Die Mehrzahl der Tracks verzichtet selbst auf derlei zarte Anspielungen und läuft sich in langweiligen Loops tot wie beispielsweise "Groove Mechanism". Auch "Sketches", eine Koproduktion mit Detroit-Legende Kenny Larkin, entwickelt kaum mehr Tiefgang als die übrigen Produktionen des Albums.
Für alle, die bis zu "Basic Roots" vergeblich nach Abers musikalischer Beziehung zu Chicago und Detroit gesucht haben, gibt ganz zum Schluss doch noch ein Erfolgserlebnis. Auf überaus plumpe Art und Weise entlehnt der Track seine Melodie von Rolandos Überhit "Knights Of The Jaguar". Wie weit Anspruch und Wirklichkeit bei Shlomi Aber auseinander liegen, könnte nicht deutlicher gezeigt werden. Der Track ist der peinliche Schlusspunkt unter ein Album, das außer ein paar überflüssigen Tools für den Dancefloor nichts zu bieten hat.
2 Kommentare
Contra! Das original Review von GROOVE: "Shlomi Aber aus Tel Aviv gehört zu den wenigen gegenwärtig aktiven Techno- und Houseproduzenten, die einen radikal eigenständigen Sound entwickelt haben. Wie Guy Gerber verfeinert er das Klangspektrum der Clubmusik, gewinnt ihr zahllose neue Nuancen ab. In seinem Opus Magnum von 2007, State Of No One, bezog er seine musikalischen Entdeckungen auf die elektronische Musik jenseits des Dancefloors. Das neue Album kreist um die Geschichte von Techno und House. Der Titel könnte das Vorhaben nicht direkter benennen: Auf Chicago Days, Detroit Nights setzt sich Aber mit der Clubmusik der neunziger Jahre auseinander, die er im Nachtleben Tel Avivs kennen gelernt hat. An Chicago-House interessieren ihn besonders die von Hi-Hats gedeckelten Grooves, welche die stilbildende explosive Spannung erzeugen. An Detroit-Techno faszinieren ihn die Melodien, die Flächenlandschaften. Die detroitigen Flächen sind bei Aber jedoch mehr als ein einzelnes Element. Mit komplexen Halleffekten arbeitet er sie zu einem Echoraum aus, in den er die kompletten Stücke bettet. In diese mal hauchartig zarte, mal betörend mächtige Grundierung setzt er die hämmernden Chicago-Grooves, die so eine überwältigende, ravige Euphorie entwickeln. Ein Rätsel bleibt allein, warum er den Detroit-Sound mit Nacht assoziiert und Chicago-House mit Tag." Geschmacksache? Oder was?
Rezension von RAVELINE im Originaltext: "Nachdem Shlomi zusammen mit Guy Gerber und ?Sea Of Sand? einen Glanzstart hinlegten, waren es im Anschluss besonders die Follow Ups ?Freakside? und ?Tokyo Shanghai? auf Ovum, die den Israeli zu internationalem Renommee verholfen. Seine letzte EP auf Josh Winks Label ?Create Balance / Slow Dancer? findet sich auch auf dem zweiten Album von Shlomi wieder. Und obwohl die Kombination Chicago / Tel Aviv / Detroit wie ein etwas zu exotisches Experiment klingt, nimmt man Shlomi die Reise zu den Wurzeln, wo alles begann, komplett hab. Allen Tracks wohnt ein dunkler Underground Appeal inne, das Drumming klingt oldskoolig und schön dumpf und was das Trackdesign angeht, macht Shlomi zu jeder Zeit die richtige Werkzeugkiste auf. Mit dabei sind typische Chicago House-Tracks, wie ?Propaganda?, ?Black Funk Hi? oder ?Sketches?. Für die Detroit Fraktion gibt es drivende Technostücke wie die wunderbaren ?Create Balance? und ?Groove Mechanism?. Absolut authentisch. 6 points Discordia"