laut.de-Kritik
Wer hat Angst vor Edmund Stoiber?
Review von Eberhard DoblerDas Problem von Silbermond? Satter Mainstreamrock mit viel Pop und (Teenager-) Gefühl, die ganze Palette von berechenbar sanft bis - man nennt es wohl "mutig". Tatsächlich ein Problem? Für den Rezensenten schon - dennoch kann man die Leistung des Quartetts würdigen.
Sympathisch kommen sie rüber auf den Promofotos, die Bautzener, am Songwriting oder an der Arbeit im Studio gibts nichts zu meckern - und der Limited Edition von "Nichts Passiert" legen Silbermond auch noch ein 74-minütiges Livekonzert der "Laut Gedacht"-Tour samt Hardcoverbooklet bei. Das nennt man Dienst am Fan.
Angesichts des satten Titeltracks oder der recht untypisch arrangierten Uptemponummer "Tanz Aus Der Reihe", die Elektronik und Rock okay verbindet, möchte man den drei Silbermond-Instrumentalisten trotzdem manchmal empfehlen, eine neue Band zu gründen.
Dann käme die ein oder andere schicke Fotoinszenierung im Booklet stimmiger: Da sitzt man so relaxt am Tresen, als spiele man in einer Band namens Kings Of Leon. Das passt dann doch nicht zur völlig unspannenden und TV-kompatiblen Stimme der Frontdame ("Irgendwas Bleibt"). Und im Suff verprügeln sich Johannes und Thomas Stolle sicherlich auch nicht.
Da kann ein gesellschaftspolitisch ambitionierter Rundumschlag ("Nicht Mein Problem") nur Plattitüden hergeben. Ich bitte euch: Wer hat heutzutage noch Angst vor dem gemütlichen Edmund Stoiber? Einem Mann, der seine Frau zärtlich Muschi nennt? Lächerlich auch, dass ausgerechnet Jan Delay hier für Credibility auf dem Papier sorgt. Musikalisch dennoch eine gelungene Kreuzung aus Elektropop und Rock.
Die Anfangssequenzen von "Keine Angst" dürften von Zeppelins "Kashmir" inspiriert sein - geschenkt. Die mit Distortion belegte Snare respektive der raue Drumgroove von "Die Liebe Lässt Mich Nicht" passt wiederum schlecht zu Stefanies Stimme. Das gelingt bei "Nichts Mehr" besser, eine schöne Alternativerock-Nummer, auch wenn die unmittelbare Inspiration momentan nur auf der Zunge liegt. Nirvana vielleicht?
Die ein oder andere Instrumentierung gerät so für Stefanies Standards viel zu kräftig, zuweilen gar speziell. Ganz anders auf "Sehn Wir Uns Wieder" mit Xavier Naidoo - eine gelungene Midtempo-Kollaboration. Silbermonds Drittling, letztlich eine sichere Bank.
129 Kommentare mit einer Antwort
Eine geile Review (mal wieder)
Besondere Highlights:
"Das Problem von Silbermond? Satter Mainstreamrock mit viel Pop und (Teenager-) Gefühl, die ganze Palette von berechenbar sanft bis - man nennt es wohl "mutig". Tatsächlich ein Problem? Für den Rezensenten schon"
- Ja und auch für die Leute dies im Radio ertragen müssen
"Das passt dann doch nicht zur völlig unspannenden und TV-kompatiblen Stimme der Frontdame ("Irgendwas Bleibt")"
- Das ist auch das einzige Lied das ich von dem Album kenne. Ich mein ich bin kein Feminist ist ja schön das es noch Frauen gibt die nen Kerl brauchen um sich sicher zu fühlen aber als Frau fänd ich's schon ätzend.
Aber die Musik von denen ist meines Wissens eh so für die 8-12 jährigen gedacht. Von daher gehts vielleicht einfach darum das sich sowas schön anhört. Da sollte man vielleicht nicht zu viel rein interpretieren bei den Texten der Frau Kloß oder wie die Olle heißt.
Die haben wohl die 2 Punkte-Dauerkarte gelöst
scheint so
hmjaa.. Silbermond
Ich habe mich hier nur beteiligt, weil dass alberne Quantität bedingt Qualität Argument kam. Ansonsten kann ich gar nichts spannendes sagen, weil ich Silbermond schlicht nicht höre.
Music-Fan kommt doch eh nie wieder. Er wollte uns nur kundtun wie toll seine/ihre Band ist und das war's. Spannend ist das nicht, lieber Mobbi.
@hatebreed
Das geht in der Tat!
Nun habe ich jetzt mal einen Song von diesem Album gehört.
Und ich finde es zumindest belanglos, vermutlich sogar Scheiße.
@hate
Klar, ich finde doch selbst das meiste total scheisse. Es hängt aber viel davon ab, wie man sich darüber äußert. Ich würde niemals versuchen zu erklären, weswegen der "Hörer mit gutem Geschmack" bestimmte Musik (wie Silbermond z.B.) gar nicht gut finden kann. Das versuchen hier aber manche. Zugegeben, jene beherrschen das geschriebene Wort, weswegen sich die Blödsinnigkeit dieses Ansatzes auf den ersten Blick verschleiert.
Um das mal mit Conors Worten zu sagen:
I know a girl who cries when she practices violin.
Cause each note sounds so pure, it just cuts into her,
and then the melody comes pouring out her eyes.
Now to me, everything else, it just sounds like a lie.
Nichts anderes bedeutet gute Musik.