laut.de-Kritik

Smoke Or Fire? Fire!

Review von

Frischzellenkur im Hause Fat Wreck Chords: pünktlich zum Frühlingsbeginn bringt mit "Above The City" das neueste Signing des Punk-Großunternehmens, Smoke Or Fire, sein Debütalbum an den Start. Und Fat Wreck wäre nicht Fat Wreck, wenn dieses Album nicht gleich für Punkrock auf hohem Level stünde. Aber nicht Skate- oder Blödelpunk, nein, prima Punkrock mit Hot Water Music-Anleihen kredenzt der Vierer aus Virginia.

Schon der Opener "California's Burning", eine hastige Hassliebeserklärung an Los Angeles besticht mit höllenvorhofiger Geschwindigkeit und großartigem "Ich geb immer 100%"-Brüllgesang. In der Tat hat Sänger Joe McMahon mit dieser markanten Stimme das Zeug dazu, einer der großen Vocalists des Genres zu werden. Gepaart mit intelligenten politischen ("Cops And Drugs") und sozialkritischen ("Filter") Texten geben Smoke Or Fire der politischen Opposition in den USA eine weitere - laute - Stimme.

Musikalisch wandern Smoke Or Fire zwischen dem Unaussprechlichen, nennen wir es mal emotional vorgetragenem Postcore und simplem Minimalakkordpunk, das aber mit viel Detailverliebtheit und dem Auge für den richtigen Fill oder das stimmungstragende Riff. Entweder aggressiv wie im Irak-Krieg-kritischen "Culture As Given" oder Melody-Punk-harmonisch wie in "Loving, Self-Loathing", Smoke Or Fire interpretieren den Punk mehr als nur zweidimensional.

Am Ende überraschen die Jungs aus Richmond, Virginia mit der rührigen Halbakustiknummer "Cryin' Shame", die sie für einen Freund, der im vorigen Jahr verstarb, geschrieben haben. Die ungewollt zynische Zeile "Told me you wouldn't live to see thirty, and you were right my friend" meißelt dem Hörer bei aller alkoholseligen Traurigkeit unwillkürlich ein Schmunzeln ins Gesicht. Für Besinnung bleibt nicht viel Zeit, mit "Point Break" endet "Above The City" mit einem ordentlichen Knall, ein letztes Mal fühlt man sich - und das passiert bei Smoke Or Fire öfter - an Anti-Flag erinnert.

Und dann ist schon alles vorbei. Wie bitte? Nur knapp über 24 Minuten Spielzeit? Holla, die haben sich aber beeilt. Aber so ist Punkrock halt: straight, mitten ins Gesicht, schnörkellos. Um die diversen Messages rüberzubekommen, reicht es allemal, und die implizit im Bandnamen gestellte Frage wird definitiv mit "Fire" beantwortet. So action-bepackt, wie "Above The City" ist, merkt man kaum, dass die Zeit fliegt. Halten wir es also sportlich mit Rivers Cuomo, der mal fragte, warum er längere Platten machen sollte, wenn er doch nicht mehr zu sagen hätte.

Trackliste

  1. 1. California's Burning
  2. 2. Filter
  3. 3. Cops And Drugs
  4. 4. Goodbye To Boston
  5. 5. Culture As Given
  6. 6. Delawhere
  7. 7. Loving, Self-Loathing
  8. 8. Fire Escapes
  9. 9. Southpaw
  10. 10. The Hard Way
  11. 11. Cryin' Shame
  12. 12. Point Break

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