laut.de-Kritik

Kommerzielle Zugeständnisse und songwriterischer Stillstand.

Review von

Auf "Imperial" streiften Soen vor zwei Jahren die ewigen Vergleiche mit Tool und Opeth zugunsten eines moderneren Sounds allmählich ab. Auf "Memorial" verfolgt die Band um den Ex-Opeth-Schlagzeuger Martin Lopez diesen Weg konsequent weiter.

Trotzdem begegnet man im Opener "Sincere" toolschen Rhythmen, die von rifflastigen, knackigen Alternative-Passagen immer wieder abgelöst werden. Dazu gibt es noch eine kurze Bridge, bestehend aus Piano- und Orgelsounds und einem gefühlvollen Solo an den Saiten. Das war es aber schon mit den Tool-Parallelen. In "Unbreakable" setzen Soen nämlich mit harten Riffs und hymnischen, geradezu radiotauglichen Tönen im Refrain ganz auf Kompaktheit. Leider erschöpft sich das Spiel mit den Kontrasten schon im folgenden "Violence", wenn kühle Klänge in den Strophen auf eine emotionale Hook treffen. Außerdem darf eine kurze Bridge zum Durchatmen wieder einmal nicht fehlen. In eine ähnliche musikalische Kerbe schlägt auch "Fortress".

Mit "Hollowed" bekommt man dann aber ein balladiges Duett zwischen Joel Ekelöf und und der italieneischen Sängerin Elisa Toffoli geboten, das seine dramatische Wucht nach hinten raus entfaltet und kurzzeitig auch mal ein paar sphärische Pink Floyd-Töne zu bieten hat, so dass ein wenig Abwechslung ins Spiel kommt. Der Titelsong marschiert danach im Midtempo nach vorne, wobei die Riffs immer wieder für Rhythmus-Verschiebungen und gelungene melodische Momente sorgen. Im Refrain geht die Band jedoch zu sehr auf Nummer sicher. Es folgt mit "Incendiary" ein melancholischer Track, der strukturell an Katatonia denken lässt, insgesamt aber zu glatt erscheint, um den schwedischen Kollegen das Wasser reichen zu können.

Mit "Tragedian" gibt es dann wieder eine überzeugende Ballade, die akustisch geprägte Klänge in der ersten Hälfte und und kraftvolle Momente in der zweiten Hälfte zu bieten hat. "Icon" erinnert vom Namen nicht umsonst an die gleichnamige Platte von Paradise Lost, schimmern im Gitarrenspiel doch ein paar düstere Ansätze durch. Ansonsten rockt die Nummer zu stromlinienförmig und konventionell nach vorne, um wirklich bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Im abschließenden "Vitals" offenbart schließlich Joel Ekelöf zu Beginn zu gedämpften Rhythmen und jazzigem Piano Mike Patton-Qualitäten, nur um den Track mit pathetischen Tönen gegen Ende hin mit voller Wucht an die Wand zu fahren.

Letzten Endes machen Soen auf "Memorial" so viele kommerzielle Zugeständnisse wie noch nie bei gleichzeitigem songwriterischen Stillstand und agieren so weit unter ihren Möglichkeiten. Mit ausgefeiltem Prog-Metal hat die Musik der Band im Grunde genommen rein gar nichts mehr zu tun.

Trackliste

  1. 1. Sincere
  2. 2. Unbreakable
  3. 3. Violence
  4. 4. Fortress
  5. 5. Hollowed
  6. 6. Memorial
  7. 7. Incendiary
  8. 8. Tragedian
  9. 9. Icon
  10. 10. Vitals

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