laut.de-Kritik
Wer war Peter Wichers nochmal?
Review von Michael EdeleSo sehr Peter Wichers seine Qualitäten als Songwriter und Gitarrist haben mag. Wegen mir kann der Typ bleiben, wo der Pfeffer wächst. Schließlich konnten sich Soilwork die letzten Jahre nicht wirklich auf ihn verlassen, auch wenn "The Panic Broadcast" ein richtig starkes Album war.
Seinen Platz hat nun David Andersson eingenommen. Der feuert zusammen mit Sylvain Coudret aus allen Rohren. Soilwork konnten und können durchaus ohne einen Peter Wichers bestehen. Das verdeutlichen sie anhand des Doppelalbums "The Living Infinite". Schon der Opener "Spectrum Of Eternity" prescht mit Urgewalt nach vorne weg.
Dieses Tempo nehmen sie zwar (fast) nicht mehr auf, doch an starken Songs mangelt es dennoch nicht. Nicht alle der 20 Nummern besitzen eine uneingeschränkte Existenzberechtigung, doch das stampfende "Memories Confined" und das enorm verspielte "This Momentary Bliss" sind auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Es gibt durchaus auch poppige Ansätze, aber ein bestens aufgelegter Speed macht mit seinem Gesang alles wieder wett.
Das merkt man besonders in "Tongue", wo er hinter die kraftvolle Strophe eine tolle, epische Gesangslinie setzt. Allein im rasanten "Let The First Wave Rise" ist der Klargesang absolut überflüssig und fast schon störend. Dass das düster beginnende "Vesta" im weiteren Verlauf vielleicht ein wenig zu sehr nach gängigen Metalcore-Mustern funktioniert, kann man nicht allein Speed ankreiden.
Die Menge der nur gutklassigen Songs hält sich auch in Grenzen. Der erste Teil des Titeltrack haut einen nicht gerade aus den Socken, das Intro "Entering Aeons" ist komplett überflüssig und auch das instrumentale "Loyal Shadow" wäre nicht zwingend notwendig gewesen. Auch ein paar anderen Songs haben ihre Längen oder bereits allzu bekannte Momente. Aber wer will sich über 15 oder 16 starke Song beklagen?
Besondere Beachtung haben die jeweils letzten Songs der einzelnen Alben verdient. "Whispers And Lights" dürfte mit Ausnahme des Mittelteils das eingängigste Material des Albums sein. Die Strophe setzt auf akustische Gitarren und der Refrain greift sogar auf eine Hammondorgel zurück.
Das sehr schleppende "Owls Predict, Oracles Stand Guard" beendet die zweite Scheibe. Dieser Song weist, wie der komplette zweite Rundling, progressivere Ansätze auf. Bevor aber die 84 Minuten Musik rum sind, gibt es mit "Long Live The Misanthrope" und "Leech" noch zwei sehr geile recht technische Stücke, das räudige "Parasite Blues" im Midtempobereich und mit "Antidotes In Passing" eine kleine, aber feine Balladen.
Wer war Peter Wichers nochmal?
11 Kommentare
Mein erste Album von Soilwork - und ich bin echt begeistert! Eingängige, aber dennoch harte Songs mit toller Melodieführung und Hitpotential. Nachdem mir In Flames zu poppig geworden sind, eine richtig tolle Alternative!
Nach ein paar Hördurchläufen kann ich sagen: bestes Album seit meinem persönlichen Liebling Figure Number Five! Klar gibt es 3,4 Tracks, die nicht so gut sind, aber die anderen Songs, die allesamt richig stark sind, machen das kleine Manko wieder Wett!
Tolle Melodien, ein bestens aufgelegter Speed und ein paar Abrissbirnen sorgen dafür, dass The Living Infinite 4,5 Sterne bekommt.
Melodic Death Metal anno 2013 mich schaudert's, sei das hier auch noch so gut. Dafür hat das Genre in den letzten 5 Jahren eine Sensibilisierung zum sofortigen Hörsturz bewirkt.
Freu ich mich schon drauf!
innovativ oder nicht, Soilwork haben ihren unverfälschten technisch anspruchsvollen Stil den sie seit Jahren praktizieren. Das ganze in die Melo-Death Schublade zu packen ist irgendwie zu einfach und unangebracht. Dafür find ich sie zu eigenständig. Das Album jedenfalls macht richtig Bock, geht nach vorne und hat ein Haufen gut arrangierte Songs. Verfolge sie seit Natural Born Chaos und auch 2013 bereiten sie mir noch vollsten Hörgenuss, während andere Bands irgendwie langweilig geworden sind.
Dieses Album ist episch, läuft jetzt schon seit Release im Auto und ich kriege nicht genug davon!