laut.de-Kritik
Mit der Bitte um ewigen Schutz vor Einsamkeit und undankbaren Lovern.
Review von Kai Butterweck"You will discover me through my songs. Learn my heartbreaks and fears and depression. Hear all the cracks and the lack of talent. And I hope that you don't hate me by then." Fast schon beschämt und entschuldigend stellt sich Stéphanie Sokolinski alias Soko auf "I Just Want To Make It New With You", dem Opener ihres Longplay-Debüts vor.
Mit ihrem kindlichen Organ und dem unüberhörbaren französischen Akzent möchte man die Sängerin sogleich in die Arme schließen und ihr auf ewig Schutz vor der Einsamkeit und den undankbaren Lovern versprechen. Denn genau darum geht es auf "I Thought I Was An Alien", auch wenn der Titel vielleicht auf den ersten Blick mit anderen Inhalten kokettiert.
Die Französin leidet, und zwar so ziemlich durchgehend vom oben erwähnten Einstieg bis hin zum abschließenden "You Have A Power On Me". Um sich der marternden Gedanken an zerbrochenen Liebschaften und deren Folgen zu entledigen, hilft der Sängerin allerdings kein opulent schmachtendes Tam Tam mit viel Getöse. Statt süffigem Herzschmerz-Background stehen dem französischen Enfant extraordinaire lediglich eine Akustische, ein paar Geigen, unauffällige Rhythmik und natürlich ihre Stimme, die sowohl kratzig, als auch bitterlich flehend klingen kann, zur Seite.
Ein bisschen Folk, ein bisschen Kammermusik und eine gehörige Portion Storytelling: Sokos intime Verarbeitungs-Masterarbeit findet eher im Wohnzimmer unter Kerzenlicht statt, als im blitzenden High End-Rampenlicht. Rührende und bewegende Gefühle entstehen vor allem dann, wenn Soko der melancholischen Atmosphäre einen Hauch von Hoffnung auf Besserung einverleibt, indem sie sich in eingängigen Melodien verfängt. So leuchten letztlich Songs wie "I Thought I Was An Alien", "We Might Be Dead" oder "Destruction Of The Disgusting Ugly Hate" wie kleine Lichter am Ende eines langen und düsteren Tunnels, während das Restmaterial eher wenig Anlass für überschwängliche Hoffnung gibt.
Vielleicht will Soko das aber auch gar nicht. Viele kommen erst dann wieder aus dem Tal der Tränen heraus, wenn sie sich in genau diesem suhlen, anstatt dagegen anzukämpfen. Doch irgendwie will man der Gebeutelten helfen, wenn sich auf "Happy Hippie Birthday" oder "Why Don't You Eat Me Now" zu der Allgemein-Tristesse auch noch kindliche Naivität hinzugesellt.
Gespielt oder nicht: Es passt irgendwie und verleiht dem Ganzen auch noch eine extra Prise Charme, so dass man am Ende über die doch sehr überschaubare Anzahl an Lichtern im Tunnel hinwegsieht und stattdessen - vom Helfersyndrom geplagt - nur noch trösten, trösten und noch mal trösten will.
2 Kommentare
endlich ein richtiges album von ihr:)
Für mich ein durch und durch wunderbares album, läuft bei mir zur zeit in endlosschleife.