laut.de-Kritik
Billy Idols Gitarrist huldigt seinen Vorbildern.
Review von Giuliano BenassiSteve Stevens hat zwei Probleme, die ihm zu schaffen machen. Das erste ist seine kleine Statur, die er nach dem Vorbild von Prince mit extravaganten Haarkreationen zu kompensieren versucht. Das zweite liegt am Umstand, dass er seine größten Erfolge an der Seite Billy Idols gefeiert hat. Während der Brite mit einem selten großen Ego seine Oberlippe kräuselt, leistet Stevens auf seiner Gitarre so vielseitige wie versierte Arbeit. Dumm, dass die meisten im Publikum nur den Sänger beachten.
Ein Umstand, der sich mit dem vorliegenden Album kaum ändern wird, denn mit ihm spricht Stevens einen überschaubaren Kreis an - den der Gitarrenfetischisten, die sich in erster Linie für die Spieltechnik interessieren. Die elektronischen Scharmützel im Opener weisen den Weg, den Stevens in der folgenden knappen Stunde einschlägt: Energischer Rock mit Ambient- und Progressive-Elementen. Hauptsache, die Gitarre klingt gut und die Platte hört sich nach endlosen Nächten im Studio an.
Ein an sich löblicher Ansatz. Leider sind aber schon andere auf die Idee gekommen, unter ihnen Joe Satriani und Steve Vai, deren Bastelbegeisterung Stevens offenbar teilt. Akustikeinlagen und Mönchschore erinnern stellenweise an Yngwie Malmsteen (besonders in "Water On Ares"), doch der größte Einfluss ist zweifellos Jeff Beck, wie "Hellcats Take The Highway" beweist. Das Stück hätte problemlos auf dessen Album "You Had It Coming" (2001) unterkommen können.
Zweimal ist Gesang zu hören. Dug Pinnick von King's X imitiert Joe Lynn Turner auf Robin Trowers "Day Of The Eagle", eine klare Hommage an Jimi Hendrix. Besser schlägt sich Stevens im abschließenden, zu Beginn akustischen "Josephine". Billy Idol ist nicht dabei, doch offenbar wollte sich der Klampfer von seinem wichtigsten Auftraggeber abgrenzen. Kontaktpunkte gibt es in der Tat keine, was der Platte aber nicht unbedingt zu Gute kommt.
Dass Stevens ein begnadeter Gitarrist ist, steht außer Frage. Schade, dass er auf seiner erst dritten Soloscheibe in 25 Jahren viel zu vorhersehbar klingt und sich den Klassenbesten Vai, Satriani, Malmsteen und dem Übermaestro Beck zu sehr unterwirft, um an sie heran zu reichen. Dazu hätte "Memory Crash" wesentlich origineller ausfallen müssen.
1 Kommentar
Ein absolut begnadeteter Gitarrist, der allerdings sein Talent nie so richtig gezeigt hat allerdings zu Unrecht nur als Billy Idols Gitarrist abqualifiziert wurde. Leider macht die Rezension nicht sehr neugierig auf mehr. Da verbleibe ich doch lieber bei der guten alten Flamenco A Go Go.