laut.de-Kritik
Wie eine Sarah Brightman des Symphonic Metal.
Review von Artur SchulzEin wirklich brandneues Album stellt "Left In The Dark" nicht dar. Vielmehr präsentiert die Ex-Nightwish-Frontfrau eine Raritätensammlung, die sich aus Live-Aufnahmen, B-Seiten und Demo-Tracks zusammensetzt. Das Ganze stammt vornehmlich aus dem Umfeld des erfolgreichen Longplayers "Colours In The Dark". Tarja-Fans freuen sich sicher über das eine oder andere Schmankerl, doch Gelegenheitshörer dürften fettes Futter fraglos anderswo finden.
Die Demoversion zu "Victim Of Ritual" hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Klar stellt die bewusste Einflechtung von Maurice Ravels "Boléro" in ein Metaloper-Umfeld ein reizvolles Experiment dar. Doch wären da nicht die wuchtigen Gitarren, könnte das Resultat auch locker als Sarah Brightman-Operette durchgehen. Grundsätzlich gilt: Die bereits bekannte "Colours"-Veröffentlichung macht auf jeden Fall mehr her.
"500 Letters" bietet dank einer intensiven, akustischen Live-Umsetzung deutlich mehr Nährwert. Insbesondere Tarjas Gesangsleistung zeigt sich hier tadellos: Mit viel Sopran-Leidenschaft lotet sie die Bandbreite ihrer Stimmbänder aus. Das Augenmerk auf den dominierenden Pianoparts verleiht der Nummer viel Tiefe und glaubwürdige Emotionen. Ebenso geglückt zeigt sich die Vorterix-Radio-Liveumsetzung von "Until Silence".
Der Alternative-Track von "Lucid Dreamer" fügt der bereits bekannten Version nichts bahnbrechend Neues hinzu. Besonders eine Aufnahme wie das schwelgerische "Into The Sun" stellt ein Hauptproblem diverser Tarja-Songs deutlich heraus: Ohne ihre markante, einprägsame Stimme würde sich mancher Song nicht sonderlich von Theatralik der Kaliber Gregorian & Konsorten abheben - man lasse einfach mal Gitarren und Drums beiseite.
Das Instrumental "Deliverance" badet in Überlänge in einem effektvoll klingenden Meer unterschiedlichster Soundzutaten. Mit zunehmender Spielzeit ruft der Mix aus Jim Steinman-Pathos, Kathedralenwucht und aufgeregt umherwuselnden Streichern trotzdem nicht wenig Ermüdung beim Lauschen hervor.
Für Kurzweil sorgt hingegen das mit elegant federnden Beats unterlegte "Never Enough" als Tanzflächenfüller für die Mitternachtsdisco. Hier gelingt das Zusammenspiel einer klassisch geschulten Stimme mit Elementen aus Dance und Rock höchst goutierbar. Üppig eingestreuter Pop-Appeal sorgt zusätzlich für einen rundum gelungenen Song.
Eine alte Showbiz-Maxime postuliert: "It's the singer, not the song." Was besagt, dass ein begnadeter Sänger imstande ist, auch aus einer mittelmäßigen Komposition noch etwas Überdurchschnittliches herauszuholen. Tarja ist unbestritten eine gute, aber sicher keine begnadete Künstlerin. Sie rettet deshalb auch alternative Versionen von Titeln wie "Mystique Voyage" oder "Medusa" nicht vorm weiterem Verweilen in der großen Kiste des gemeinen Durchschnitts.
2 Kommentare mit 2 Antworten
Tarja Turunen? Ist das nicht die Sängerin, die ohne Nightwish nichts ist und nie sein wird? Die bei denen selbst Fans festgestellt haben, dass sie lediglich eine mittelmäßige Opernsängerin ist, welche nicht mehr auf das Gimmick des Operngesangs zurückgreifen kann?
Mal im Ernst: Ich habe es mir mal angehört, das LitD. Es ist scheisse.
Die Soloalben sind alle allein auf Tarjas Stimme ausgerichtet und besitzen kaum einen vernünftigen musikalischen Unterbau.
Je mehr Tarja veröffentlicht desto klarer wird das Sie Holopainen mehr braucht als er sie. Sie mag vielleicht mal das Aushängeschild von Nightwish gewesen sein, aber Holopainen is die treibende Kraft, die kreative Konstante. Weder Tarja noch Anette konnten Solo überzeugen, Nightwish hingegen hat nach der Trennung von Tarja zwei hervorragende Alben herausgebracht und ich wage zu bezweifeln das das mit Floor anders sein wird.
Sehe ich genauso!
Der Haken am Album ist derselbe wie immer: die Songwriting Genialität eines Tuomas Holopainen ist halt schwer durch 08/15 Leute zu ersetzen. Die Stimme stimmt nostalgisch, gerade nach den neuesten Entwicklungen bei Nightwish, aber nichtsdestotrotz: durchschnittliche Kost. So gern ich sie höre. Sie braucht bessere Songwriter.