laut.de-Kritik
Jimmy hat die Ruhe weg: Minimalismus trifft auf Eskapismus.
Review von Deborah SchmidtUngeduld macht sich in Sachen The Album Leaf schlecht. Es braucht schon seine Zeit bis "Perro" endlich mal loslegt. Und selbst dann verhält sich der Opener noch leise und unscheinbar.
Meditatives schon zu Beginn - und spätestens "Blank Pages", das seinem Titel entsprechend ohne Lyrics auskommt, katapultiert den Hörer mittels Geigenspiel und sanften Synthie-Beats in den Zustand der Gelöstheit.
Minimalismus trifft auf Eskapismus. Mastermind Jimmy LaValle hat die Ruhe jedenfalls weg. Er schafft es, die Balance zwischen sphärischen, warmen und vollen Klängen ohne Schnörkeleien zu halten. Charakteristisch ist vor allem der weiche, glockenähnliche Sound des Rhodes Pianos, das der Musiker in fast allen Stücken einsetzt.
LaValle versieht gekonnt zauberhafte Ambient-Melodien mit elektronischem Dekor. Und nicht umsonst ist dieser mit viel Kreativität ausgestatte Mann auch noch Multiinstrumentalist! Und als Hörer profitiert man von solch einer Kombination in hohem Maße.
"A Chorus Of Storytellers" bietet die perfekte Plattform, um die ausschweifenden, vier bis fünf Minuten langen Kunststücke zu feiern. Die Melodien haben genug Zeit, sich in Ruhe zu entfalten. Gut Ding will schließlich Weile haben.
"Falling From The Sun" beispielsweise geht mit einfachem Beat los und mutet erst fast schon in Richtung Massive Attack an. Dann setzen die Vocals ein, der Sound wird voller, und der Track entpuppt sich schließlich doch als sanfte Pop- Ohrwurm.
"Summer Fog" tut es "Perro" gleich und startet ganz gemächlich. Der Song kommt völlig ohne Beats aus, dafür mit Violinen, Cello und Piano. Letzteres spielt auch die primäre Rolle in "Until The Last", das sich langsam aber sicher großartig entfaltet: von der Piano-Ballade zum orchestralen Glanzstück. "We Are" schlägt mit kräftiger Basslinie dann andere Töne an.
Bleibt "A Chorus Of Storytellers" dem Muster der Ambient-Balladen überwiegend treu, gelingt LaValle trotzdem eine Mischung abwechslungsreicher Nummern. Birgir Jón Birgisson, Sänger von Sigur Rós, mischte das Album gemeinsam mit LaValle in seiner Heimat Island ab. Die klanglichen Parallelen zu Portishead, The Notwist und eben Sigur Rós müssen also keinen wundern.
2 Kommentare
Es muss "Summer Fog" heißen, nicht "Frog". lol
Obwohl, "Sommerfrosch", das hat schon was!
Geniales Album!