laut.de-Kritik
Die Erben von Black Flag rocken'n'rotzen wie Sau.
Review von Thomas KlausAller guten Dinge sind drei. Mit "The Bronx III" füllt das räudige Quintett aus Los Angeles diesen alten Spruch mit neuem Leben. Die Straßenköter Caughtrain, Ford, Horne, Magers und Vik haben ihre unzähmbare, kraftstrotzende und punkverseuchte Live-Energie erneut optimal eingefangen. Das ist roh. Das ist kompromisslos. Das rockt'n'rotzt wie Sau, das ist Punk-ROCK in seiner elementarsten Form.
Wer sich nach einem New Yorker Problemviertel benennt, das nicht ohne Grund als eher unsexy gilt, in dem Brutalität und Härte das Miteinander prägen, hat ja schließlich auch einen Ruf zu verlieren. So passt es zur Vita der Band auch wunderbar, dass die komplette Besetzung unlängst auch in den Gefilden des benachbarten Filmgeschäfts gewildert hat. Im 2007er Biopic "What We Do Is Secret" über die L.A. Punk-Gründerväter The Germs doublen die Jungs ihre Helden von Black Flag.
Wider zurück am heimischen Herd fackeln die musikalischen Ziehsöhne von Iggy und seinen Stooges, MC5 und den Murder City Devils auch nicht lange und zeigen gleich im Opener "Knifeman", welch kurzweilige Halbstunde es hier geschlagen hat. Passend zu jener zeitgenössischen Kunstform, die dem öffentlichen Raum gerne den ironischen Stinkefinger vorhält und die von ignoranten Banausen häufig mit Vandalismus gleichgesetzt wird, mag man The Bronx glatt im Bereich der Streetart verorten.
Schreihals Matt steigt mit den Zeilen "I wanna be original, I wanna be surrounded by art / But everything is digital, the formulas are falling apart" ein, und gibt damit gleich das angepisste Motto vor. Der folgende Refrain lädt mit messerscharfen Powerriffs zum Bangen ein und schreckt auch vor der großen Stadionrockpose nicht zurück.
Im folgenden "Inveigh" wird die Temposchraube noch stärker angezogen. Mit Breitwandakkorden und straightem 4/4-Beat geht's ab zum ruhigeren Zwischenpart, in dem Matt beweist, dass er durchaus auch melodisch kann. Ihre stärksten Momente haben die Kalifornier aber definitiv, wenn sich Caughtrain wie gegen Ende von Track zwei seine Stimmbänder geradezu blutig schreit und die Band vor lauter Drive schier zu explodieren scheint.
Gar nicht auszudenken, was diese fünf Hyperaktiven mit ihrer überschüssigen Energie so alles anzurichten imstande wären, könnten sie diese nicht in ihrer Musik kanalisieren. So haben wir immerhin alle was davon, wenn The Bronx bis zum finalen "Digital Leash" konstant Bleifuß geben.
Das tönt zwar kritisch betrachtet nicht wirklich neu, wird aber dermaßen intensiv und souverän vorgetragen, dass es eine wahre Freude ist. Immerhin gelingt es nun schon zum dritten Mal in Folge, die ausgelutschte Floskel vom Rockbrett überzeugend zu vertonen. Und das muss ihnen die gegenwärtige Konkurrenz erstmal nachmachen.
"The Bronx sind fünf Typen, die sich den Arsch abspielen", brachte Gitarrist Joby die Essenz seiner Band einmal treffend auf den Punkt. Das haben sie live im Vorprogramm ihrer Buddies von Mastodon, Converge und Everytime I Die schon ausgiebig und exzessiv getan. Und ihrer akustischen Vollbedienung Vol. III nach zu urteilen, dürfte bei The Bronx nicht mehr viel Sitzfleisch übrig sein.
1 Kommentar
Refused are fucking dead.
The Bronx are fucking alive.
Schönes Album. Stimme mit der Review vollkommen überein.