laut.de-Kritik

Duschkabinen-Evergreens für den munteren Morgen!

Review von

Ab sofort ist der Morgen die schönste Tageszeit in meinem Leben. Für "The Invisible Invasion" würde ich sogar um acht Uhr früh aufstehen, jeden Tag, und mit einem verzückten Grinsen mehr als 24 Stunden überstehen. Die großartigen The Coral wecken mit ihrem dritten regulären Longplayer die dunkelsten Lebensgeister und "She Sings The Mourning" ist jetzt schon der Duschkabinen-Evergreen. Im schönen Lake District entstanden in nur zwei Wochen die neuen Stücke und wurden diesmal hörgerecht von Geoff Barrow und Adrian Utley (Portishead) produziert.

Mit The Coral hat Noel Gallagher endlich mal Geschmack bewiesen - sieben immer noch sehr junge und fleißige Dorfpunks kreieren den langhaarigen Psychedelic-60s-Power Sound mit knalligen Popblüten. Während sich andere englische Bands gegenseitig tot kopieren und man schon gar nicht mehr unterscheiden kann zwischen Bloc Chiefs und Kaiser Partys, hört man bei The Coral zwar auch einige bekannte Einflüsse heraus.

Aber ihre Eigenmischung ragt gegenüber den angesagten NME-Hypes absolut heraus: The Doors drängeln sich mehr und mehr in den Hintergrund, die Pilzköpfe dürfen jederzeit gerne zitiert werden, die legendären Monochrome Set durchstreifen den abenteuerlichen Wilden Westen, Teenage Fanclub sagen auch mal kurz Hallo, und Beach Boys-Laune kann es sowieso nie genug geben. Letztendlich sind es The Coral, die mit Oasis-Coverversionen anfingen und zu Zeiten von Velvet Underground noch als Quark im Schaufenster lagen.

Eigentlich muss man sich das Album nur anhören - die Begeisterung kommt von alleine. The Coral bedienen sämtliche Musikrichtungen dieser Welt, verwirren und begeistern zugleich das kleine Indie-Köpfchen. Jeder Song hält eine kleine Überraschung bereit und führt durch die weite Pop- und Rockebene. "The Invisible Invasion" ist das Album der Woche, ach was sage ich, des Jahres. Die Begeisterung lässt nicht nach. "In The Morning" heißt die Schlafzimmer-Hymne des Jahres 2005 und ist die gelungene Singleauskopplung für diesen Sommer (ja, der noch kommt - du musst nur ganz fest dran glauben!). Dabei wird die trübste Tasse munter. Lauschen Sie dieser wunderbaren Popkomposition, stellen Sie das Radio an, drehen Sie es lauter und der Tee wird von alleine warm. Immer wieder setzen die sieben Jungs einen Extra-Endorphin-Kick drauf, der alles andere als dick macht.

Kürzlich hatte laut.de bereits das Vergnügen, Schlagzeuger Ian und den Bassisten Paul persönlich zu treffen. Ein Vorab-Konzert gab es nämlich schon, und es war unglaublich. Die neuen Stücke hören sich live noch mal so gut an. "Arabian Sand" rockt einfach nur, und erst mit "Late Afternoon" kommt man wieder zur Ruhe. Zuerst denkt man, die Musik komme vom Band, zu der sich sieben unschuldig aussehende Engländer hervorragend bewegen. Aber dieses Live-Erlebnis war alles andere als eine Mini-Playback-Show. Da verschmilzt jeder mit seinem Instrument, trotz der großen Anzahl an Musikbesessenen auf der Bühne herrscht eine perfekte, harmonische Atmosphäre, und jeder bekommt dabei ein Lächeln zu spüren.

Also, wenn der Sommer so sonnig wird wie "The Invisible Invasion", dann kann man sich dieses Jahr fast nichts mehr wünschen. "Sunny sunny and no more cold cold days ..."

Trackliste

  1. 1. She Sings The Mourning
  2. 2. Cripples Crown
  3. 3. So Long Ago
  4. 4. The Operator
  5. 5. A Warning To The Curious
  6. 6. In The Morning
  7. 7. Something Inside Of Me
  8. 8. Come Home
  9. 9. Far From The Crowd
  10. 10. Leaving Today
  11. 11. Arabian Sand
  12. 12. Late Afternoon

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