laut.de-Kritik
Blues-Supergroup um Tausendsassa Jack White.
Review von Michael Schuh"Was immer ihm im Kopf umherschwirrt, er geht sofort raus und setzt es um", versucht Dead Weather-Sängerin Alison Mosshart die kreativen Schübe des Band-Initiators Jack White in Worte zu fassen. Nach den White Stripes und den Raconteurs wirft der Gitarrist nun seine dritte Band ins Rennen, bei der er nominell als Schlagzeuger geführt wird.
Der im Zeitalter von Star-Kollaborationen etwas überstrapazierte Begriff 'Supergroup' scheint zunächst leicht übertrieben: Am Bass steht der unscheinbare Raconteurs-Mann Jack Lawrence, an Whites Stamminstrument frickelt QOTSA-Gelegenheitsorgler Dean Fertita. Einzig Frontfurie Mosshart, deren Hauptband The Kills White als Support seiner Raconteurs kennen und schätzen lernte, verleiht dem Quartett ein in Indiekreisen immer gern gesehenes Gesicht.
So hing vor den ersten musikalischen Ergüssen des Quartetts vor allem eine Frage im Raum: Wer von beiden setzt sich durch? Songwriting-Primus White oder Ekstase-Schlange Mosshart? Der Punkt geht an die Sängerin: Ihre eindrucksvolle Performance ist das Herz des Dead Weather'schen Starkstrom-Blues.
Schon der der dynamische Opener lässt sämtliche Befürchtungen verstummen, die Band hätte es besser bei der formidablen Heavy-Nummer "Hang You From The Heavens" belassen sollen, wie es von White ursprünglich für die Single-Reihe seines Nashviller Labels Third Man vorgesehen war. "60 Feet Tall" ist ein minimaler wie rabenschwarzer 70er Rockklumpen, in dem sich Mosshart warmkreischt wie einst die selige Joplin.
Bereits hier outet sich Gitarrist Fertita als atmosphärisch versierter Teamplayer, der den Kompositionen auch im weiteren Verlauf stets den nötigen Raum lässt, den entweder White für ein Drumsolo oder Mosshart für eine ihrer kernigen Schreiattacken benötigen.
Dass man hier anstelle des White Stripes-Gurus eher an alte Birthday Party-Orgien zurückdenkt, könnte daran liegen, dass beide Kompositionen Mosshart und Fertita verantworten. Erst mit dem schleppenden Funker "I Cut Like A Buffalo" taucht Whites Name in den Credits auf.
Die Songs, bei denen der Mann seine Stimme erhebt, machen zwar seine Vergangenheit lebendig, können aber nicht an dessen Glorie anknüpfen. Ausnahme ist der elektrisierende wie ausufernde Bluesrock-Happen "Treat Me Like Your Mother", ein Duett mit Mosshart. Ansonsten ist die Dead Weather-Sängerin allein für die Höhepunkte zuständig, zu denen in jedem Fall noch das narkotisch-zähe "No Hassle Night" zu zählen ist.
Anstelle des online veröffentlichten Gary Numan-Covers "Are Friends Electric?" präsentiert die Gruppe auf CD den ebenfalls 30 Jahre alten Bob Dylan-Song "New Pony", was den guten Eindruck des Debüts aber genauso wenig trübt wie der eher schwächere Akustik-Abschlusstrack. Im Gegensatz zu Chickenfoot wünscht man dieser Supergroup dann doch eine Fortsetzung.
21 Kommentare
Kann mir mal jemand sagen, warum hier noch nicht, das neue Nebenprojekt von Jack White besprochen wurde? Die Platte ist nämlich so ziemlich das Hörbarste, was in den letzten Wochen produziert wurde.
also der große wurf ist es nicht, da muss ich dir widersprechen, aber schon recht gelungen. ungewöhnlich aggressiv auch.
ich denke, eine laut-review wird noch folgen (sind halt nicht die schnellsten hier).
are friends electric is geil, und das cover mag ich! mal in den rest reinhören..
hang you from the heavens ware noch ganz okay aber insgesamt wieder eine supergroup, deren mitglieder in ihren anderen bands gute musik machen, aber zusammen nur mist herauskommt 1+1 ist halt doch nicht immer 2
Habt doch beide keine Ahnung
Ich habe mir das Album nach mehreren Probehörläufen nun auch gekauft. Ich finde es ganz in Ordnung. Es wird dem ganzem Gehype natürlich nicht gerecht, aber ich versteh eh nie, warum man so ein großes Bohei darum macht, wenn sich Musiker verschiedener Bands für ein neues Projekt zusammen tun.
Das Album ist einfach ganz okay; so wie ich es erwartet habe. Mehr brauche ich im Moment nicht mal wirklich.