laut.de-Kritik
Teil zwei eines atemlosen Vollrauschs.
Review von Matthias MantheWer wenigstens hin und wieder schwanger geht mit Chaoscore, dürfte den Herbst 2005 größtenteils durchs Schlüsselloch gespannt haben. Auf der anderen Seite vom Gartentor tauschten damals drei Nichtmalzwanzigjährige mit einer schönen Muse leidenschaftliche Küsse aus. "Doppelgänger" ward damals geboren, eine sexy Melange aus sich vor Wahnwitz überschlagenden Gitarrenanschlägen, vertracktesten Progparts und einem völlig haltlosen Sänger.
Die Jungs, die da in der Mitte des Stuhlkreises aus Coheed And Cambria, At The Drive-In, Blood Brothers und The Mars Volta hockten, nannten sich The Fall Of Troy. Der kalte Entzug nach diesem atemlosen Vollrausch war hart, darum fieberten wir Voyeure der Fortsetzung dieser Liebesgeschichte schon seit Monaten entgegen.
Und wie das nun oft so kommt: Flüchtig betrachtet entspricht das "Manipulator"-Setting seinem Vorgänger. Erneut werden Stahlsaiten in Späne zerlegt und Rhythmen notorisch zersägt, wiewohl speziell Thomas Eraks Stimme zwischendurch deutlich Richtung Pop springt – so viel skalierte der nämlich noch nie zwischen den Tonlagen. Die Schutzgöttin der Künste hat ihr Zünglein also noch immer in den Mündern von Thomas, Tim und Andrew. Nur geht der Austausch von Zärtlichkeiten diesmal leider vor allem nass und angestrengt vonstatten.
Ein verkrampftes "Wollen aber nicht richtig Können"-Gefühl prägt das Album, statt Waghals ist Schmalhans Küchenmeister. Auf kleiner Flamme und niemals ohne Sicherheitsnetz progcored sich die Band aus dem Staate Washington durch das Dutzend. Gewagtere Momente siebt sie heraus, bis bloß ein selten überdurchschnittlicher Aufguss und die dringende Empfehlung bleibt: Nicht so viel drüber nachdenken, Jungs! Innovation entsteht selten einmal am Reißbrett. Dann haben wir demnächst auch wieder was zum Hingucken.
43 Kommentare, davon 2 auf Unterseiten
Ratet mal, was ich gerade gefunden habe. Neuer Song:
http://www.myspace.com/thefalloftroy
Ich bin noch etwas skeptisch, beim ersten Hören hat er mich noch nicht vom Hocker gehauen, die Produktion klingt allerdings auch noch eher nach Demo.
hmm der gesang stört. irgendwie. aber schöne gitarren.
Ja bin auch noch nicht so ganz schlüssig, ob mir das jetzt gefallen soll. Die Produktion ist eher bescheiden...
ich find die lieder bei myspace, sind auch nicht unbedinbgt die spannendsten. vor allem haben die eher wenig screams
leider deutlich schwächer als "doppelgänger" - auffällig die überaus schlechte produktion, hätte ein anständiger producer hinter gestanden, wäre das album 1000x besser ausgefallen. so muss man sagen, geht einem der gesang echt auf den sack, das war bei doppelgänger noch ganz anders. auch zündet nicht jedes solo von erak, vielleicht übertreibt er es auch mit dem gegniedel, jedenfalls hätte ein dezenterer einsatz nicht geschadet. "semi fiction" find ich ganz toll. insgesamt bleibt aber festzustellen, dass fall of troy mit diesem album leider einen schritt zurück gemacht haben.
3/5
Zumindest was den Produzenten angeht, muss man sagen, dass Matt Bayles normalerweise zu deutlich mehr fähig ist. Ein Urteil über dieses Album erlaube ich mir noch nicht.