laut.de-Kritik
Brachialer Sound und nach vorne walzende Kopfnicker.
Review von Stefan JohannesbergThe Game erschwert es dem hektischen S-Bahn-Hörer gehörig. Statt einem stimmigen Werk mit 12 bis 14 Songs knallt er uns wieder einmal 21 echte Tracks um die Ohren und fast genauso viele Styles und Sounds. Mal leidet er mit bekannt heiserer Stimme am Mic, dann rockt er wieder in Doubletime ("Life Is But A Dream"), nur um später komplett den Realitätssinn zu verlieren wie Kokainabhängige ("... The Day i go out Its Kendricks dream ..."). Wer kann sich heutzutage noch punktgenau konzentrieren, und so drohte das Free-Tape, nach dem ersten Durchmarsch zwischen Nipsey und Doms neuem Streich gnadenlos unterzugehen. Doch The Game hatte Glück.
Ich erinnerte mich an 2011/2012. Damals erhob ich sein Album "The R.E.D. Room" erst sehr spät und auch für mich überraschend in die Top 20 der Top 250 des Jahres – der Gnade der späten Review sei Dank. Schon damals ärgerte ich mich anfangs über zu viel Mittelmaß und schon damals gefiel sein fünftes Studioalbum in den folgenden Monaten immer mehr. Auch dieses Mal profitiert Chuck Taylor von meiner Geduld. Die kostenpflichtige Deluxe Edition von "OKE – Operation Kill Everything" pumpt soundtechnisch brachial und nach einer Woche durchgehender Beschallung, in der Hamburger S1 offenbarten sich doch noch einige Höhepunkte.
Für den Opener "Kill Everything" hackt Cardiak – auf bekannt gutem Niveau – einen dick produzierten Truckbeat in die Tasten, während "F.I.V.E." The Game gar von seiner besten Seite zeigt. Über eine nach vorne walzende Kopfnicker droppt er wieder unzählige Namen und Verweise, holt sich Chris Brown in den Hook und aus Lil Wayne einen vernünftigen Vers heraus. Auf "Welcome to California" fährt er mit Skeme – unterlegt von sphärischen Klängen – alleine durch die Nacht wie die Ärzte und schreibt Songs wie "In The City", den er mit Fred Da Godson über 80er Elektro-Pop einrappt. Auf "Life Is But A Dream" und "Astronaut Pussy" nimmt Game dann mit zackigem Flow den Kampf gegen die uninspirierten Beats auf. Immerhin.
Erstaunlicherweise setzen sich die beiden besten Tracks mit dem Leben in Beverly Hills auseinander. Der drumlose Soul-Loop unter "Breakfast with Al Pacino" bildet die perfekte Grundlage für Games selbsternannten Superstar-Status: "My life a movie directed by Tarantino, my Lambo lounging the kimo / I'm at that fork in the road like a torturous Hov". Der Bonus-Track "Hollywood" mit Scarface steht dagegen mit "Compton tattooed on his stomach" fest auf den Straßen der Hood und macht klar: "You got some weed and the molly, good / Now take your bitch ass to Hollywood".
Das war es dann auch. Der Rest von "OKE" feiert mit DJ Khaleds Tracks eine Party im Nirgendwo der Festplatte. Vielleicht finde ich nach mehreren Jahren ja noch ein paar Perlen.
5 Kommentare mit einer Antwort
Mich dünkt, der Autor bringt diese verkrampften Vergleiche inzwischen nur noch für mich persönlich. Dies erkannt tangiert es mich aber nun nicht mehr.
I don't believe you, you need more people
Hieß das Album nicht The R.E.D. "Album"? Und war Chuck Taylor nicht der mit den Schuhen?
Oh na, verlinkt ist es richtig. Bin mit dem Mixtape durcheinander gekommen. Aber The Game nennt sich auch Hurricane Game, Chuck Taylor oder Murda Game... - sagt wiki
the review ist fresh wie windböen. weiß gar nicht was der timo hat
welcome to california ist für mich als liebhaber spährischer sounds recht gelungen