laut.de-Kritik
Garage Rock, Soul-Power und unerbittliche Grooves.
Review von Michael SchuhSuper Bandname, super Cover: Ginge man zum Plattenkaufen noch in Plattenläden, würde "The Glorious Dead" auf den prominent platzierten Wandleisten sofort heraus stechen. Heute kaufen aber viele ihre Platten im Netz und seltsamerweise habe ich genau dort auch The Heavy entdeckt, und zwar dank eines YouTube-Clips des Ausnahmetracks "How You Like Me Now?".
Das dazugehörige Album "The House That Dirt Built" von 2009 ist ebenfalls uneingeschränkt empfehlenswert, wenngleich nach wie vor seltsam ist, dass es erst eines KIA-Werbespots inklusive besagtem Song bedurfte, bevor halb Amerika die britische Band abfeierte. Die Gründe sind simpel: Damals wie heute liefern The Heavy eine beeindruckende Melange aus Funk, Soul, Garage Rock und Blues ab, garniert mit einer ausholenden Motown-Geste, an der der einzigartige Gesang von Kelvin Swaby nicht unschuldig ist.
Die erste Single "What Makes A Good Man?" legt gleich eindrücklich dar, dass der Soul Train diesmal auch eine ordentliche Portion Gospel geladen hat, für den gleich ein kompletter Chor zuständig ist. Ansonsten zählen Handclaps, intelligente Breaks und ein unerbittlicher Groove nach wie vor zur Grundausstattung eines Heavy-Songs.
Eine Ecke dreckiger und schiebender als die Single kommt der epische Eröffnungstrack "Can't Play Dead" daher, dessen flirrendes Filmscore-Ambiente dem Song zusätzliche Spannungsschübe verleiht. Das schlanke "Curse Me Good" vermählt die soulpoppige Ausrichtung der Band mit hervorgehobenen Akustikgitarren und lockerer Pfeifmelodie, was in einem blendenden Spätsommersong mündet, der mich an die amerikanischen Soul-Youngster Fitz And The Tantrums erinnert.
Bis zum gelungenen Mitgröl-Finale der Ballade "Blood Dirt Love Stop" leisten sich The Heavy aber auch kleinere Nachlässigkeiten. Nach der von Bläsern und Hip Hop-Beats getriebenen Uptemponummer "Big Bad Wolf" dämpfen das zahnlos plätschernde "Be Mine" oder der anämische Soul von "Don't Say Nothing" etwas die Partystimmung. Zwar muss man Selby zugute halten, immer bis zum Anschlag abzuliefern, der Funke springt hier aber nicht über.
Das ändert sich spätestens beim pumpenden Galeerenbeat von "Same Ol'" oder auf der an Tom Waits gemahnenden "Lonesome Road". Keine Frage, The Heavy sind schwer zu fassen. Es wird Leute geben, die sich schwer damit tun, ein lupenreines, relaxtes Motown-Stück wie "Blood Dirt Love Stop" neben einem schroffen Punk-Fetzen wie "Just My Luck" zu akzeptieren.
Die nie überladene Produktion und die charmanten Retro-Sounds der verwendeten Vintage-Instrumente sprechen jedoch für sich und lassen erahnen, was die Band mit dem ganzen Geld von KIA angestellt hat. Zeit also, dass The Heavy endlich hierzulande den Durchbruch schaffen. In den USA läufts weiterhin prächtig: "What Makes A Good Man?" untermalt einen Werbeclip von Miller Beer.
2 Kommentare
Kann ich beipflichten, cooler Sound von einer guten Band. Für 5 Sterne hat's dann aber etwas zuviele Längen und manchmal etwas zu einfache Songstrukturen, sodass das weniger ein grower-album wird.... und nur mässig lange anhält....
Starkes Album. Das dritte in Folge.
Nach langer Zeit endlich mal wieder eine gute Band.