laut.de-Biographie
The Mars Volta
Nachdem sich die Hardcore-Legenden At The Drive-In im Jahr 2001 mit dem Klassiker "Relationship Of Command" mitten in ihrer laufenden Europatour auflösen, splittet sich die Band in zwei Lager. Die eine Hälfte um Jim Ward, Paul Hinojos und Tony Hajjar widmet sich mit Sparta einer erfolgreichen Emocorisierung des ATDI-Sounds. Die Afro-Fraktion um Gitarrist Omar Rodriguez-Lopez und Sänger Cedric Bixler-Zavala kümmert sich dagegen in etwas leiseren Zügen um ihr Dub-Nebenprojekt De:Facto, an dem sie seit 1995 rumschrauben.
Bald darauf gibt es mit The Mars Volta ein weiteres Projekt der beiden, das zwischen Hardcore, Psychedelic, Prog und zig weiteren Einflüssen (Omar nennt zum Beispiel Salsa als seine größte Inspiration) irgendwo im Rock-Universum zu verorten ist. "Our sound is that we have no sound", meint Omar dazu.
Die Entwicklung gibt ihm Recht: Sukzessive entfernen sich die Experimental-Rocker vom klassischen Songkern, um sich einem freieren, verjazzten und ausschweifenderen Sound zuzuwenden. Das alles mündet im von Fans und Kritikern gleichermaßen abgefeierten Prog-meets-irgendwas-Monster "De-Loused In The Comatorium".
Schon das Zweitwerk "Frances The Mute" stößt auch auf ablehnende Reaktionen. Darüber hinaus gibt sich Arrangeur Rodriguez-Lopez keineswegs mit einer Band zufrieden. Laufend produziert er befreundete Acts, veröffentlicht Splits etwa mit Damo Suzuki und mitunter auch mal vier Soloalben im Jahr unter eigenem Namen.
Zu Beginn stößt De:Facto-Keyboarder Ikey Owens von den Sublime-Nachfolgern Long Beach Dub Allstars zur Band, ebenso wie Drummer Jan Phillipe Theodore (Golden, Royal Trux) und De:Facto-Sänger Jeremy Ward, der für das Songwriting, Samples, Effekte und sonstige Spielereien zuständig ist. Das Line-up bleibt aber nicht nur aufgrund des tragischen Drogentods von Ward 2003 (den die Band auf "Frances The Mute" verarbeitet) stetig Erschütterungen ausgesetzt. Bald fassen Omar und Cedric ihre Mitmusiker unter der Klammer "The Mars Volta Group" zusammen. Klare Hierarchie: zwei Köpfe, diverse Hände.
So lässt Omar die Fans im Mai 2005 wissen, dass Sparta-Gitarrist Paul Hinojos zu The Mars Volta wechselt. "Meine Zeit mit Sparta ist abgelaufen, es machte einfach keinen Spaß mehr", erklärt Hinojos. Schon 2003 hatte er unmittelbar nach dem Tod vom Ward ausgeholfen, nun übernimmt er den Job des Sound-Engineers. Omar dazu: "Für mich war immer klar, dass Paul der einzige Mensch ist, der Jeremys Platz übernehmen könnte."
Im Jahr darauf wirft man Drummer Theodore raus. Er sei zu faul und nicht bedingungslos den Visionen der Kreativköpfe gefolgt, lautet der Vorwurf: "Während wir an Demos schraubten, spielte er lieber Videospiele oder schlief seinen Rausch aus. Jon liebte alles außer der Arbeit." Nach schnell wechselnden Ersatz-Schlagzeugern steigt mit Thomas Pridgen schließlich ein ausgebildetes Drumkit-Wunderkind ein. Im Alter von neun Jahren gewann jener seinerzeit einen Drum-Wettbewerb der weltgrößten Musikinstrumenten-Kette Guitar Center.
Los ging es damals als Support der Red Hot Chili Peppers kommen Mars Volta auf die Bühne. In der Folge sind John Frusciante und Flea regelmäßig auf den Nachfolgeplatten der Band zu hören. Die lebende Produzentenlegende Rick Rubin übernimmt für den Erstling den Leitposten im Studio. Das Album avanciert zum absoluten Kritikerliebling. Mars Voltas verdichtete Mixtur aus Prog- bis Spacerock, Latinflair und Jazzstrukturen verschafft "De-Loused" Topplätze in den Jahrescharts der Musikmagazine - und seinen Machern den bis dato größten kommerziellen Erfolg.
Fleiß bleibt eine der Haupttugenden: Die Band veröffentlicht regelmäßig Platten, Omar verfolgt nebenher eine Solokarriere, Mars Volta spielen weiterhin Konzerte auf der ganzen Welt. Die Mitmusiker, gerade auf der Position des Drummers, wechseln weiter regelmäßig durch: Nicht jeder kommt mit Cedrics Egotrip klar. 2008 gibts einen Grammy für die 'Best Hard Rock Performance'.
Fürs Coachella Festival 2012 kündigt sich dann auch noch die Reunion von At The Drive-In an - doch das sechste Mars Volta-Album "Noctourniquet" steckt trotzdem längst in den Startlöchern und erscheint Ende März 2012. Zu einer umfangreichen Nordamerika-Tour der Band kommt es jedoch nicht. Gitarrist Rodríguez-López widmet sich lieber seinen Solo-Projekten und hebt mit Drummer Deantoni Parks die Band Bosnian Rainbows aus der Taufe. Verärgert legt Bixler-Zavala die Band darauf eigenmächtig auf Eis.
Anfang 2013 scheint das Tischtuch zwischen Rodríguez-López und Bixler-Zavala soweit zerschnitten, dass Letzterer das Ende des Projekts Mars Volta verkündet. In einem Brief an die Fans schreibt der Egozentriker: "Ich bin nicht länger ein Mitglied von Mars Volta", und geht im Folgenden noch weiter, "es ist leider vorbei." Erst einmal stehe auch für ihn das Solo-Projekt Zavalaz an. Das Geschwätz von gestern ist Anfang 2014 schon wieder obsolet, denn die Zankäpfel Rodríguez/Bixler gründen mit Drummer Dave Elitch und Red Hot Chili Peppers-Bassist Flea kurzerhand die neue Band Antemasque.
2019 tauchen Fotos von Rodriguez-Lopez und Bixler-Zavala in Studio-Umgebung auf, die das Duo aber routiniert unkommentiert lässt. Danach deckt die Pandemie sämtliche Aktivitäten ohnehin zu. 2021 wirbelt der Bandname erneut durch die Medien: Grund ist der auf 18 LPs und streng auf 5.000 Exemplare limitierte Karriere-Rückblick namens "La Realidad De Los Sueños". Ein 400-Euro-Geschenk an den Fan, zumal die von Mars Volta als vertragsbrüchig angesehen Universal-Nachpressungen von 2014 qualitativ minderwertig ausgefallen seien. Die 5000 Exemplare sind nach weniger als 24 Stunden ausverkauft.
Im Juni 2022 geht es dann ganz schnell: Auf eine Kubus-Installation in Los Angeles folgt schließlich der neue Song "Blacklight Shine". Zudem kündigt die Band ihre ersten Konzerttermine seit 2012 an.
Auf das Album folgt nur ein Jahr später die Unplugged-Version "Que Dios Te Maldiga Mi Corazon". Die ruhigen Akustik-Nummern sollen eine Verbindung zu ihren lateinamerikanischen Wurzeln herstellen. In einem Interview mit der Los Angeles Time geht Cedrix Bixler-Zavala noch einmal auf die schwere Zeit ein, als er und seine Frau in den Fängen der umstrittenen Scientology-Sekte steckten. Er macht sie mit dafür verantwortlich, dass The Mars Volta nach 2013 eine lange Pause einlegten. Der Sänger dankt vor allem "seinem Bruder Omar", dass er ihn trotzdem wieder aufnahm. So darf das Duo wieder mit vereinten Kräften einer schöneren Zukunft entgegenblicken.
1 Kommentar mit 2 Antworten
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https://youtu.be/rYAR6bpf85Q
und so nervtötend wie eh und je!
Kann ja sein, daß sie Deine Nerven töten. Allerdings ist hier nix Disharmonisches am Start, keine kranken Wechsel, alles in gefälligem Dur. Wenn, dann sind sie also auf ne andere Weise nervtötend als jemals zuvor