laut.de-Kritik
Mit trotziger Heiterkeit den Dämonen ins Gesicht gelacht.
Review von Martin LeuteSeit 1991 untermauert John Darnielle aka The Mountain Ghosts mit unzähligen Alben seinen Ruf, einer der besten Songschreiber seiner Zeit zu sein. Mit "The Sunset Tree" aus dem Jahr 2005 feierte der amerikanische Singer/Songwriter mit der lässigen Lo Fi-Attitüde erstmals einen kommerziellen Achtungserfolg und avancierte in Indie-Kreisen zum bescheidenen Helden eines Genres, das sich zwischen Spielarten des Alternative Rock und Folkpop positioniert.
Sein Markenzeichen ist nach wie vor seine unverwechselbare nasale und sympathisch kauzige Gesangsstimme, die er instrumental zumeist mit der geschlagenen Akustikgitarre rahmt. Neu und erfrischend sind die Bläsersätze, die die Songs der Bergziegen aufwerten.
Auf "Transcendental Youth" erzählt Darnielle nun von den Schattenseiten des Lebens. Das Thematisieren von Krankheit, Alkohol, Drogen und Demütigungen ließe ein düsteres Ambiente vermuten, wenn da nicht der Umstand wäre, dass John Darnielles Protagonisten einfach nicht aufhören wollen, diesen Irrsinn zu überleben. Den Dämonen des Lebens stellen Darnielle und seine Band um Peter Hughes (Bass) und John Wurster (Drums) trotzige Heiterkeit entgegen, die sich immer wieder in sanftmütiges Einfühlen in seine hoffnungsfrohen Figuren wendet.
"Do every stupid thing that makes you feel alive (...) Let people call you crazy for the choice you make (...) Just stay alive" fordert der Sänger im Opener "Amy Aka Spent Gladiator 1" mit unwiderstehlicher Melodie zur schrammelig geschlagenen Gitarre, die sich auch in Stücken wie "Harlem Roulette" oder "Counterfeit Florida Plates" wiederfindet. Ein hüpfender Basslauf und hymnische Bläsersätze in "Cry For Judas" und die sonnig gehämmerten Klavierakkorde in "The Diaz Brothers" bahnen dem Lebensmut schließlich endgültig seinen Weg.
Daneben generiert "Night Light" mit wirbelnden Drums und flirrender Instrumentalkulisse ein klaustrophobisches Ambiente, während "White Cedar" mit sanftem Pianospiel und wunderbaren Bläser-Arrangements ebenso Trost verspricht wie "In Memory Of Satan" und der das Album abschließende Titeltrack.
Mit "Transcendental Youth" ist John Darnielle und seinen Mitstreitern ein durchweg gelungenes Werk geglückt, das mit einnehmenden Melodien und verspielten wie vielseitigen Arrangements glänzt. Trotz der Ernsthaftigkeit der Themen kann von Larmoryanz oder Trübsinn ob der widrigen Umstände der besungenen Protagonisten nicht die Rede sein. Vielmehr erweist sich Darnielle als Fürsprecher der gequälten Seelen und schafft ihnen einen stimmungsvollen musikalischen Kosmos, in dem das Überleben immer wieder Spass verspricht und den Missständen des Daseins mit einem Lächeln ein Schnippchen geschlagen wird.
3 Kommentare
Schön dass laut gemerkt hat, dass es die mountain goats noch gibt.
Danke Leute! (boah ey, war der schlecht....)
Ja, die Mountain Goats sind toll. Dass sie ein neues Album veröffentlicht haben habe ich aber mal komplett verschlafen...
"die Songs der Bergziegen"
Sorry, aber die Mountain Goats mit Bergziegen zu übersetzen ist an Peinlichkeit und Ignoranz nicht zu überbieten.
Vielleicht sollte man sich als Kritiker doch etwas sorgfältiger vorbereiten und nicht so eine Schlampigkeit an den Tag legen.
Ganz schwach!