laut.de-Kritik

Wo bitte gehts in den Dance-Olymp, Herr Türsteher?

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Ei, was ist denn das da im Hintergrund von "Don Gon Do It", da klappert doch was. Don't fear the reaper, natürlich, das ist sie, auf die zwei und auf die vier, eigentlich sogar auf die eins und auf die drei: Die Cowbell! Was wurden die New Yorker gebauchpinselt, als vor drei Jahren ihr Debütalbum "Echoes" erschien, eine Disco-Walze mit der Energie des Punk, um deren Steuer eine allzeit fröhlich ratternde Kuhglocke baumelte.

Im Gegensatz zum Kollegen Schiedel fand ich das damals über die Länge von zwei Songs (bevorzugt: "House Of Jealous Lovers" und "Sister Saviour") äußerst formidabel, mit zunehmender Dauer schob sich aber der Befund "unrockbar" in den Vordergrund. Tatsachen, an die ich mich jetzt höchstens noch rudimentär erinnere. Nämlich dann, wenn die neue Rapture-Platte gerade mal nicht läuft. Und das passiert nicht. Die Welt tanzt sehr sehr bald zum Sound der Lower Eastside. Wartets nur ab!

Gleich "Don Gon Do It" ist ein wahres Untier von einem Opener, eine elektronisch verfremdete Schippe Space Rock-House, extra dafür geschaffen, um ollen Haarspaltern wie mir kräftig in die Suppe zu spucken. Es funkt, es klickt, es tobt - und eins vorweg: es hört so schnell nicht auf! Elektronische Bässe, Keyboard-Flirren, Handclaps (klar!), Stadionrock-Gitarren, Mörder-Refrains. Wo bitte gehts in den Dance-Olymp, Herr Türsteher? Bitte hier entlang, macht 15 Euro.

Vorbei die Zeiten, als die gern mit Robert Smith in Konkurrenz getretene Stimme Luke Jenners in nervtötende Bereiche vorstieß und so einen im Ansatz tauglichen Rocker in die Schranken wies. "What the fuck? Just bad luck!" The Rapture scheinen sich geradezu über die eigene Vergangenheit lustig zu machen, die ihnen den weithin zugeschriebenen Disco-Punk-Thron zumindest in Form von prallen Koffern voller Moneten entsagte. Dass das Quartett seine frühere Unkontrolliertheit zugunsten einer stringenter verlaufenden Vision aufgegeben hat, sollte keine Nörgler auf den Plan rufen, da eine solche - nennen wir sie: Partyvision für Zuhause sowie für den Club - immer noch viel zu wenige Bands der heutigen Zeit ereilt.

Und bei allem Respekt für die Leistung der Epigonen vom LCD Soundsystem, das hier packt mich mehr! Aber nochmal kurz zurück zum Anfang: Nach dem Opener heizt das vergleichsweise roh fuzzende "Pieces Of The People We Love" mit eingebautem Hives-Mitgrölrefrain die Stimmung weiter auf, bevor die Single "Get Myself Into It" einen frühen Siedepunkt markiert, den Gabriel Andruzzi mit seinem lodernden Saxophon im Stile des alten Madness-Brenners "Baggy Trousers" zur Vollendung treibt. Bitte nicht erschrecken, Herrschaften, mit Ska hat das nix zu tun, gemein ist beiden Songs nur der Mitreißfaktor.

In "First Gear" tauchen die elektronischen Zeiten Primal Screams vor meinem inneren Auge auf, während "Down For So Long" beinahe schon Talking Heads'schen Funk aufweist. Dass selbst der Teufel zur Cowbell tanzt ("The Devil"), nun, auf diesem Album ist eben alles möglich.

Übrigens brachte die Band die beiden Produzenten und Musiker Paul Epworth (Bloc Party) und Ewan Pearson (Remixer für Depeche Mode, Franz Ferdinand) dazu, erstmals gemeinsame Sache zu machen, während der große Name Danger Mouse nur für zwei Tracks vorbei schaute ("Pieces Of The People We Love" und "Calling Me").

Einzig dem arg vorlauten "The Sound" mag man Sympathiepunkte abziehen, ansonsten kommen auch die psychedelischen Momente so überraschend wie feinfühlig rüber ("Calling Me", "Live In Sunshine"). Fraglos: Mit diesem Werk haben The Rapture die Tanzplatte geschaffen, für die sie bereits 2003 vorwiegend bis ausschließlich in New York, England und Frankreich abgefeiert wurden. Nun jubelt Deutschland! Ab in die Top Ten!

Trackliste

  1. 1. Don Gon Do It
  2. 2. Pieces Of The People We Love
  3. 3. Get Myself Into It
  4. 4. First Gear
  5. 5. The Devil
  6. 6. Whoo! Alright - Yeah...Uh Huh.
  7. 7. Calling Me
  8. 8. Down For So Long
  9. 9. The Sound
  10. 10. Live In Sunshine

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