laut.de-Kritik
Retro? Nein, cool!
Review von Giuliano BenassiCover wie Bandname lassen vermuten, es handle sich hier um die Neuveröffentlichung eines kaum bekannten Albums aus den 1970er Jahren. Weit gefehlt: Die kalifornische Band ist noch recht jung, als sie 2016 ihr vorliegendes Debüt vorstellt.
Die Aufmachung führt dennoch in die angenommene Richtung: Basslauf, in der Tiefe rührende Gitarre und wuchtiges Schlagzeug erinnern im Opener "Off The Ground" an Led Zeppelin in einem ihrer oktanlastigen akustischen Stücke. John Bonham bleibt natürlich unerreicht.
Mit "Don't Let Me Get Lonely" folgt eine astreines Rockabilly-Stück à la Stray Cats, wenn auch ohne schillerndes Brian Setzer-Solo. Die Singleauskopplung "Rita Mae Young" besticht mit Powerblues.
Geschickt flicht die Band Teile bekannter Stücke ein. War das nicht der Basslauf aus "Son Of A Preacher Man"? Nicky Hopkins' Klaviereinsatz aus "Sympathy For The Devil" von den Rolling Stones? Der Riff aus "Spirit In The Sky"? Ein munteres Rätselraten für Musiknerds zur späten Stunde.
Fast könnte man meinen, es handle sich um ein geschickt eingefädeltes Retro-Projekt. Doch Chris Vos (Gitarre, Gesang, Mundharmoniks), Alex Stiff (Bass) und Marc Cazorla (Schlagzeug, Klavier) waren davor Nobodys. Auf der Suche nach einem Namen wunderten sie sich selbst, dass noch niemand auf Record Company gekommen war. Nicht nur die Songs entstanden im eigenen Wohnzimmer, sondern das gesamte Album, noch bevor ein Label in Sicht war.
Nachdem mehrere Stücke in Werbeclips, Kino und Fernsehserien zum Einsatz kamen und sich ihre Shows zunehmender Beliebtheit erfreuten, nahm Concord sie unter Vertrag und entschied, die Spuren so zu übernehmen, wie sie waren. Selbst in Zeiten, in denen an allen Ecken das Geld fehlt, ein ungewöhnlicher Vorgang.
Tatsächlich gibt es am Klang wenig auszusetzen. Auch ohne externen Produzenten bringt es das Trio klar auf den Punkt. "Unser Sound hat viel vom frühen Rock'n'Roll, aber mit einer stärkeren Betonung auf den Drums und dem Bass. Wir wollen die Lautsprecher zum Wackeln bringen", fasst Frontmann Vos treffend zusammen.
Bleibt noch Zeit für das räudige "Feels So Good", das groovige "Turn Me Loose" oder das Quoten-Feuerzeugstück "This Crooked City". Ein überraschendes, überzeugendes Debüt, das Lust auf mehr macht, sowohl aus dem Studio als auch auf der Bühne. Das perfekte Stück dazu haben sie schon geschrieben: das nackenlastige "On The Move".
1 Kommentar
Yep, klasse Album. Treffend beschrieben. Danke.