laut.de-Kritik
Herrlich nostalgisch und doch am Puls der Zeit.
Review von Kai ButterweckZwei Jahre können einem verdammt lang vorkommen. So werden sich The Rifles-Anhänger um so mehr freuen, dass die Wartezeit auf ein neues musikalisches Lebenszeichen ihrer Indie-Heroen nun endlich ein Ende nimmt. "Freedom Run" nennt sich das dritte Full-Length-Werk der Briten und tritt dieser Tage die Nachfolge des grandiosen Vorgängers "Great Escape" an.
Eine schwere Bürde, doch gleich der Opener "Dreamer" stemmt sich vehement gegen jedweden aufkommenden Zweifel, ob sich das Zweitwerk der Insulaner überhaupt toppen lässt. Als hätten sich McCartney und Lennon mit den Wilson-Brüdern vereinigt, lässt der Snare-lastige Beginn die Band bereits in den ersten vier Minuten zur Hochform auflaufen.
Doch von frühzeitig verschossenem Pulver kann nicht die Rede sein. Die Indie-Rocker legen mit dem nachfolgenden "Long Walk Home" sogar noch eine Schippe drauf. Wieder einmal präsentieren sie sich als Meister der Hooks und Harmonien. Ein grandioses Keyboard-Thema thront dabei auf knarzenden Drums und bildet das perfekte Fundament für die eingängige Vocals-Arbeit der Combo.
Simpel strukturiert und ohne Hinzunahme irgendwelcher aufgesetzten Arrangements, belegen The Rifles die These, dass es keiner opulenten Herangehensweise bedarf, um vollendete Rocksongs zu kreieren.
Der Mix aus cleaner bis leicht angezerrter Gitarrenarbeit, tighter Rhythmik im Verbund mit punktuell eingesetzten Streicher- und Keyboard-Elementen sowie das Gespür für melodische Gesangsparts klingt zwar auf den ersten Blick nicht sonderlich innovativ, erinnert aber mehr an glorreiche Momente britischer Musikgeschichte als viele andere kommerziell erfolgreiche Outputs hochgejubelter Genre-Kollegen aus dem vereinigten Königreich.
"Tangled Up In Love", "Love Is A Key" oder auch "I Get Low" lassen eine Epoche auferstehen, in der die Gitarrenkabel noch geringelt waren und Frisuren noch mit Hilfe eines Lineals entworfen wurden. Herrlich nostalgisch und doch am Puls der Zeit präsentiert sich "Freedom Run" in seiner Gesamtheit und stellt einen würdigen, wenn nicht sogar noch gehaltvolleren Nachfolger zum Zweitwerk der Band dar.
Melodische Perlen wie "Eveline" oder "Coming Home" setzen dem ohnehin schon brillanten Schaffen die Krone auf und verwandeln eine chillige Lagerfeuer-Runde in eine feucht-fröhliche Singalong-Party.
"Freedom Run" zeigt auf fast schon beängstigende Weise, wie weit eine Band bereits mit ihrem dritten Machwerk sein kann, wenn man sich auf Einfachheit und Leidenschaft fokussiert. Two thumbs up!
4 Kommentare
von den rifles hab ich auch schon seit jahren nichts mehr gehört. ich meine mich nur zu erinnern, dass ich ihr zweites album mochte. hier werde ich definitiv mal reinhören.
EDIT:
gott hört sich 'tangled up in love' schrecklich an. auch 'long walk back' haut mich nicht um. naja, mal das ganze album youtube-en.
hab mir jetzt mal die ersten drei songs angehört und die lösen in mir dieselbe relaxte stimmung aus wie die wunderbare butterfly house von the coral aus dem letzten jahr.
scheint ein tolles album zu sein.
kann die hier zu lesende begeisterung nich im ansatz teilen. im vergleich zu den beiden vorgänger-alben klingt "fr" schrecklich langweilig. bis auf "eveline" und "love is key" ein unglaublich seicht gespülter radio-gitarrenpop-gestriezelter einheitsbrei ohne biss. abgedriftet in die belanbglosigkeit. schade um diese an sich so geniale band. bin enttäuscht und kleinkind-modus anwill die alten rifles wieder/modus aus! und wenn ich mich im bekanntenkreis umhöre und im netz die ein oder andere bewertung übers neue album lese, bin ich mit dieser aussage nur einer unter vielen!
"no love lost" war und ist großartig. das zweite album war schon viel schwächer und das hier möchte ich wieder umtauschen. schade!