laut.de-Kritik

Nur eine Frage steht im Raum: Wo wollen die noch hin?

Review von

Musikschreiberlinge sind neben den Fans und der Plattenfirma in der Hauptsache diejenigen, die eine Band unter Druck setzen, das nächste Album noch spektakulärer, größer und glitzernder zu gestalten als das letzte. Bei Thrice ist das ein wenig anders: Sicher ist die Erwartungshaltung der oben Genannten hoch, aber sie müssen nun eben auch zugestehen, dass sie selbst dazu beigetragen haben, high hopes zu schüren.

Mit "The Artist In The Ambulance" haben sie ein fast schon unfassbar großes Meisterwerk geschaffen, das schwer zu übertreffen ist. Klar, dass die vier Kalifornier deswegen nicht gleich aufhören, Musik zu machen. Und so liegt jetzt der Nachfolger zu "TAITA" vor, und schon der Name lässt aufhorchen. Wie? "Vheissu"? Die deutsche Entsprechung zu "Yknowhatimsayin" der US-amerikanischen Hip Hopper? Ganz so ist es nicht, aber doch nah dran. Der Titel nimmt Bezug auf die Frage: "Wie heißt du?" Der Herr im Himmel weiß, wie sie auf so etwas als Albumtitel kamen. Aber was zählt ist der Inhalt. Kann er die Hürde "TAITA" nehmen?

Zuerst einmal fragt man sich, ob der CD-Spieler überhaupt läuft. Begann "TAITA" mit "Cold Cash And Colder Hearts" noch sehr brachial, passiert bei "Image Of The Invisible" erstmal fast gar nix. Aber dann geht es los, Sänger Dustin im Wechselspiel mit der Band. Ein markanter Einstieg, der im Verlauf auch zur Thrice-typischen Melodik findet. Supertightes Drumming trifft auf zwei rasiermesserscharfe Gitarren, von denen die des Gitarristen Teppei immer noch die aus dem Metal rührende Verspieltheit erkennen lässt.

Doch schon "Between The End And Where We Lie" lässt erkennen, wohin sich Thrice in den letzten zwei Jahren entwickelt hat. Gebrochene Drums und Synthesizer untermalen den fast schon zarten Gesang, und es dauert lange, bis die gewohnt filigrane Gitarre einsetzt. So sehr dieser Song für die Veränderung der Band steht, so sehr begeistert er. Doch was dann kommt, räumt jeden Zweifel aus, dass auch "Vheissu" wieder ein ganz großes Album wird. Dustin versucht sich in einer Art Gospelgesang (im Mittelteil sogar die ganze Band in einer Art Call-And-Response-Gospel) bevor die Musik einsetzt, und dann holt er endlich wieder die Brüllstimme raus. "The Earth Will Shake" entwickelt sich über die Zeit zum Hightlight der Platte. Soviel Abwechslung in einem Song, ohne dass der Faden verloren geht, habe ich selten gehört.

Die gebrüllten Parts sind auf "Vheissu" deutlich weniger geworden, nicht dass sie gestört hätten, aber Dustin hat definitiv seine Gesangsstimme gefunden, und die belebt die Songs ungemein, gerade bei den ruhigeren Parts im Mittelteil des Albums. Es fällt auch auf, dass die auf "TAITA" noch gerne verwendete Double-Bass scheinbar in die ewigen Jagdgründe eingegangen ist. Statt Brechstange regiert bei Thrice jetzt das feine Gefühl für die leise Melodie. Höhepunkt ist hier sicher "For Miles" mit wunderschöner Klavierspur und der Wendung hin zur beinharten Nummer am Ende, aber auch "Atlantic" zeigt die neuen Fähigkeiten der Gruppe.

Trotz der auffälligen Konzentration auf ein verfeinertes Songwriting mussten die Lyrics keineswegs leiden, auch wenn es scheint, als würden Thrice 2005 mehr über persönliche Dinge singen als über die sozialen Missstände in der Welt. Dennoch intelligent und lyrisch auf hohem Niveau. Nach hinten raus lässt die Spannung, die sich bis "Music Box" sehr gut gehalten hat, leider kurzzeitig ein wenig nach, die Songs sind zwar immer noch besser als 95% aller anderen, die man dem selben Genre grob zurechnen kann, aber "Like Moths To Flame" ist schon ein kleiner Durchhänger.

Dafür betreibt Teppei bei "Of Dust And Nations" noch einmal ganz großen Riffsport, und auch "Stand And Feel Your Worth" entwickelt noch mal den großen neuen Charme, den Thrice mit "Vheissu" versprühen. Hier zelebrieren sie das Laut-Leise-Wechselspiel in Perfektion. "Red Sky" bildet einen fast schon besinnlichen Ausstieg aus der Platte, die bewiesen hat: Thrice können sich selbst das Wasser reichen, indem sie einen neuen Weg einschlagen. Wo wollen die Vier in Zukunft bloß noch hin? Eine spannende Frage, bei dem den Fans sicher nicht bange sein muss.

Trackliste

  1. 1. Image Of The Invisible
  2. 2. Between The End And Where We Lie
  3. 3. Earth Will Shake
  4. 4. Atlantic
  5. 5. For Miles
  6. 6. Hold Fast Hope
  7. 7. Music Box
  8. 8. Like Moths To Flame
  9. 9. Of Dust And Nations
  10. 10. Stand And Feel Your Worth
  11. 11. Red Sky

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96 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    @matze (« äh, was spricht eigentlich dagegen, alte threads wieder hochzuholen? nur, weil ihr (ich sprech da jetzt mal alle motzer an, nicht nur dich, himfels) es nicht auf die reihe kriegt, mal über ein paar hochgeholte threads hinwegzusehen? ihr habt echt probleme ... »):

    jo so um die 30 hochgeholten threads von einer(!) person innerhalb von etwa 1 1/2 wochen sind natürlich komplett ignorierbar...

  • Vor 17 Jahren

    @videodrone (« @matze (« äh, was spricht eigentlich dagegen, alte threads wieder hochzuholen? nur, weil ihr (ich sprech da jetzt mal alle motzer an, nicht nur dich, himfels) es nicht auf die reihe kriegt, mal über ein paar hochgeholte threads hinwegzusehen? ihr habt echt probleme ... »):

    jo so um die 30 hochgeholten threads von einer(!) person innerhalb von etwa 1 1/2 wochen sind natürlich komplett ignorierbar... »):

    eben! /ironieignorier

  • Vor 17 Jahren

    verdammt hab mich selbst gepwnd.