laut.de-Kritik

Der Amerikaner saugt Minimal in sich auf.

Review von

Berlin hat während der vergangenen zehn Jahre eine Strahlkraft entwickelt, mit der nicht viele Metropolen konkurrieren können. Insbesondere für House- und Technoproduzenten ist die Stadt das Maß aller Dinge. Auch Tim Xavier verlegte vor einigen Jahren seinen Wohnsitz von New York nach Berlin. Als Produzent, DJ und Betreiber eines Mastering-Studios hat er einen vollen Terminkalender und ist in der Szene der Stadt bestens vernetzt. Vielleicht hat es deshalb so zehn Jahre und 40 Maxi-Releases gedauert, bis er sein Debütalbum mit dem Titel "Viperfish" veröffentlicht.

Als Outlet für den Longplayer hat Tim Xavier das Label seiner Freundin Camea Hoffman gewählt. Auf Clink war er in der Vergangenheit bereits mit einzelnen Maxi-Releases zu Gast. Mit Veröffentlichungen von Minus-Act Ambivalent, Tony Rohr, Alexi Delano und Adultnapper hat man sich auf Clink der minimalistischen Spielart von Techhouse verschrieben. Die eingeschlagene Richtung verfolgt Labelchefin Camea auch mit dem ersten Albumrelease auf Clink konsequent weiter.

Ursprünglich aus der harten Techno-Ecke kommend, hat Tim Xavier seine Musik vor einigen Jahren einer Modernisierung unterzogen, das Tempo gedrosselt und die Sounds ausgedünnt. Ein Ergebnis dieser künstlerischen Weiterentwicklung war der Track "Deception De Real" aus dem Jahr 2005, den Ricardo Villalobos im selben Jahr für sein DJ Set "Green & Blue" auswählt. Knackig, trocken und druckvoll produziert - das sind die Qualitäten, die "Deception De Real" auf sich vereint.

Gleiches lässt sich auch von seinem Debütalbum "Viperfish" sagen. Für viel beschäftigte DJs sind die zehn Tracks allesamt nützliches Futter für die Plattenteller. Über den reinen Tanzflächen-Funktionalismus hinaus können sie jedoch keinerlei Qualitäten entfalten. Die Stücke von "Viperfish" bleiben charakterlose Tools, die man schon wieder vergessen hat, sobald man sie vom Plattenteller nimmt. Auch die durchweg sehr gute Produktion vermag nicht für den allzu offensichtlichen Mangel an Ideen zu entschädigen.

"Viperfish" bleibt als solides, aber zugleich auch wenig inspiriertes Album in Erinnerung. Druckvoller Groove mit hin und wieder eingesträuten Vocal-Samples: ähnliche Tracks erscheinen seit nunmehr einer Dekade in den unterschiedlichsten Variationen. Große Emotionen weckt man damit kaum mehr.

Trackliste

  1. 1. Ambient Duality
  2. 2. Sonic Duality
  3. 3. Into the Light
  4. 4. Eleven Eleven
  5. 5. Sequence Madness
  6. 6. Viperfish
  7. 7. Urban Survival
  8. 8. Incarnation
  9. 9. Uplift the Ghetto
  10. 10. Ambiguity

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