laut.de-Kritik
Wohin nur mit all den Emotionen?
Review von Kai ButterweckTo Kill A King sind weiter gekommen. Nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich, heißt es dieser Tage aus dem Munde von Sänger Ralph Pelleymounter. Man sei als völlig neue Band an die Aufnahmen zum zweiten Album ran gegangen. Der Grund für die erstaunliche Band-Metamorphose sei der unerwartete Erfolg des vergangenen Jahres gewesen, ergänzt Bassist Josh Platman.
2014 meinte es wirklich gut mit den fünf Wahl-Londonern, keine Frage. Ein kleiner Auszug: Ein zu Recht gehyptes Debüt ("Cannibals With Cutlery"), zahlreiche Headliner-Shows, Festival-Auftritte und umjubelte Support-Shows für Bastille und Frank Turner. Da kann man schon mal mit breiter Brust ins neue Jahr starten. Und das tun die Königsmörder auch.
Weg vom folkbeeinflussten Indiepop hin zu vielschichtigeren Sounds à la The Maccabees, Bombay Bicycle Club oder The Foals: Auf ihrem zweiten Album öffnen To Kill A King alle Schleusen und sehen genüsslich dabei zu, was sich vor ihren Füßen ausbreitet.
Bereits mit dem ungewohnt optimistisch funkelnden Opener "Compare Scars" versetzen die Briten ihrem vergangenen, über weite Strecken melancholischen Folkpop einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten. Hier wird gefeiert, getanzt und mit einem großen Ja in die Zukunft musiziert. Der Folk ist noch präsent. Auch der Pop hat sich keineswegs verabschiedet. Den Unterschied machen aber neue, teils kantige Gute Laune-Vibes, die sich anno 2015 mit ausgestrecktem Ellenbogen in den Vordergrund drängen.
Songs wie das unterkühlte, fast schon arrogante "Oh My Love", das triste, aber dennoch irgendwie kickende "The Chancer" oder das sich um ein permanent wiederholendes Gitarrenthema drehende "School Yard Rumours" stehen Spalier für eine Band, die scheinbar gar nicht mehr weiß, wohin mit all ihren Emotionen.
Hier übernehmen Breaks das Kommando, wo früher straighte Beats marschierten, und in Hall gebettete Chöre auf die Reise geschickt, die man vor zwei Jahren noch im Keller eingesperrt hätte. To Kill A King befreien sich auf ihrem zweiten Album von nahezu jeder einzelnen Kette, die Schubladenfetischisten im Oktober 2013 so liebevoll an der Proberaumtür des Quintetts angebracht hatten: "These are songs designed to be played on a bigger stage", sagt Sänger Ralph Pelleymounter mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Dem ist nichts hinzuzufügen.
1 Kommentar
Nicht so gut wie das erste Album aber wird dennoch gern gehört