laut.de-Kritik
Zwei Herzen in den Swing-Flitterwochen.
Review von Artur SchulzDie Teilnahme Lady Gagas an "The Lady Is A Tramp" auf Tony Bennetts Duett-Album vor drei Jahren ließ bereits aufhorchen. Die schrille Pop-Sängerin und der ergraute Crooner? Was lief da mit den beiden? Im Hintergrund anscheinend eine ganze Menge. 2014 wirken die zwei in Interviews und auf Fotos so vertraut wie ein verliebtes Pärchen.
"Anything Goes" antworten Gaga und Bennett zum Album-Einstieg. Die Song-Auswahl birgt jedoch keine großen Überraschungen: Das heftige Wildern in den gefühlt immergleichen Titeln des American Songbook bewirkt statt Aufmerksamkeit mittlerweile fast schon Überdruss. Zum zigsten Male lauschen wir einer Coverversion von "Cheek To Cheek" oder "Let's Face The Music And Dance". Neue Nuancen ringen Gaga und Bennett ihnen leider nicht ab.
Dennoch sticht Gaga positiv hervor. Sie ist sicher keine große Sängerin, so vielseitig klang sie aber noch nie. Ihr energischer Einsatz bei "Anything Goes" oder "Let's Face The Music And Dance" macht einfach nur Laune. Dass Bennett sich seit geraumer Zeit die Vokalarbeit mit Kollegen teilt, ist nachvollziehbar, verfügt seine Stimme doch altersbedingt nicht mehr über das einstige Volumen. Doch gerade dieses hörbar in die Jahre Gekommene, das Brüchige und auch schon mal neben dem Ton Liegende macht Tonys Charme aus, gerade im Kontrast zur vitalen, oft überschäumenden Gaga.
Die Arrangements bestehen meist aus üppigen Big Band-Sounds, doch auch die leisen Töne bleiben nicht außen vor. Für die Bennett-Solonummer "Sophisticated Lady" erinnert die intime Piano-Instrumentierung und sein eindringlicher Vortrag an die Nachtclub-Atmosphäre längst vergangener Tage. Lady Gaga präsentiert ihren Solo-Auftritt in "Lush Life", und füllt den Song mit tiefer Leidenschaft und viel Seele.
"Vor einem halben Jahr wollte ich aufhören, zu singen. Tony hat mein Leben gerettet", so die Amerikanerin pathetisch zur Kooperation mit Bennett. Der Geehrte retourniert augenzwinkernd: "Ich verstehe nicht, warum sie so lange moderne Musik gemacht hat." Da haben sich scheinbar wirklich zwei gefunden.
10 Kommentare mit 9 Antworten
Muss man denn immer ein Swing-Album machen um sich künsterlisch zu profilieren ?
Dazu hatte Swing schon vor 80 Jahren nicht mehr kreatives zu verkaufen.
Wenn GaGa ohne Bennett wirklich das Singen aufgegeben hätte, sollte der Mann für das Unheil, das er dadurch noch zu verantworten haben wird, juristisch belangt werden!
https://www.youtube.com/watch?v=laIr_d0hFB8
nicht, dass ich ihrer musik viel abgewinnen kann, aber singen und musik machen kann die durchaus.
immer dasselbe Geschwurbel. Die Gaga hat oft genug bewiesen, dass sie Song schreiben, Piano spielen und singen kann. Damit hat sie mehr drauf wie alle sonstigen Kunstprodukte der Branche.
Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.
meines erachtens liegt ihre größte stärke in der selbstinszenierung und deren vermarktung.alles andere ist,wohlwollend formuliert, bestenfalls mittelmaß.
Ist doch wumpe, ob sie musikalisch was kann oder nicht. Die Musik ist trotzdem nicht besser als das, was Katy & Co. fabrizieren.
Und wenn man das unbedingt in die Wertung einfließen lassen will, müsste mann doch eher als negativ feststellen, dass sie, obwohl sie's eigentlich besser könnte, in dumpfen Bumspop macht.
Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.
Lady Gaga ist laut Rezension also keine große Sängerin *Kringel* Das ist keine professionelle Rezension und Musik- und Stimmanalyse, sondern einfach nur RTL- und BILD-Gelaber. Allein wie sie mit ihrer Stimme mit den Jazz-Klassikern umgeht und spielt und sämtliche Timbres durchklappert zeigt dass sie eben eine doch sehr große Sängerin ist. Das nächste Mal bitte nicht von RTL, BILD-Zeitung und Dieter Bohlen-Gelaber (ja, der ahnungslose Poptitan hat diesen Satz auch von sich gegeben ) beeinflussen lassen (; Sondern bilden, ehrlich und mit Fachwissen beurteilen. Dankeschön.
was?!
Ich finde die Idee, als großer Popstar ein Jazz-/Soul-Album aufzulegen ganz nett. Eine hübsche Abwechslung zu dem, was Lady Gaga zuvor an Radiomusik gemacht hat.
Dennoch meine ich, es wäre klüger gewesen, hätte sie a) das Album erst nach ihrem Semi-Indie-Ausflug „Joanne“ gedroppt hätte, b) das Album nur als Solo-Künstlerin bespielt, c) ihren Alter Ego (von „Born This Way“) hier - als Überraschung - unter ihrer neuen Robe hervorgezaubert und anschließend d) das Album nach ihrem Alter Ego benannt hätte.
Allseits bekannte Variationen aus dem Great-American-Songbook als Jazz-Version als großer Popstar neu beliebig nachzuäffen, wäre auch einem x-beliebigen Casting-Show-Häschen gelungen. Zumal dieses Kreativitätsarmut-Muster - schlicht und ergreifend - als eine Beleidigung an die damaligen, großen Musiker/innen gewertet werden kann. Lady Gaga lässt sich von ihren Managern eine solide Grundidee auf den Körper schneidern, die Ausführung endet jedoch in oberflächlich und gedankenlos anmutenden Resultat.
Für all diese verpassten - kreativen - Möglichkeiten vergebe ich für „Cheek to Cheek“ die Wertung 1/5 Sternen.