laut.de-Kritik

Nicht viel mehr als Sauf-, Kiff-, Prügel- und Fickphantasien.

Review von

Klopf, klopf.
"Ich hab' hier eine Lieferung für die Gegnaz."

Upps - die muss wohl für mich sein. So richtig viel vermochte ich den Ergüssen Tony Ds schließlich noch nie abgewinnen. Einwände des Kalibers "Was'n das? Das hab' ich aber nicht bestellt!" nützen da wenig. Das tickende Päckchen detoniert - und Ratlosigkeit macht sich breit.

Wie soll man einem Kerl begegnen, der außer in immer der gleichen Tonlage zu brüllen nichts, aber auch gar nichts beherrscht, nichts zu erzählen hat, das über pubertäre Sauf-, Kiff-, Prügel- und Fickphantasien hinaus ginge, sich um all diese Defizite offenbar aber einen Dreck schert?

"Jetzt geht es looos! Eins, zwei und Prost!" Tony D drischt Phrasen bis zur Bewusstlosigkeit, zitiert sein eigenes mageres Repertoire zu Tode und wiederholt sich - inhaltlich wie in Ausdrucks- und Wiedergabeweise - in Endlosschleifen.

Wie oft auf "Für Die Gegnaz" die Frage "Wo sind die Gegnaz?" gestellt wird? Ich weiß es nicht. "Große Gegnaz, kleine Gegnaz, egal! Alle beißen ins Gras", denn: "Gegnaz, Gegnaz, wir wollen eure Köpfe!"

Spätestens nach dem zweiten Track hat man ohnehin eine Axt im Kopf: "Ich marschier' auf euch zu / Ihr kassiert noch mehr Blut." Ein Akt der Gnade eigentlich, denn auf Dauer schlägt die Kombination aus Egoshootern, Dauerbreitseite und Selbstüberschätzung schon schwer aufs Gemüt. "Paff, paff, kiff, kiff, kiff."

Immerhin: Tony D scheint sich, sehr im Gegensatz zu so manchem Kollegen, einen Rest Spaß an der Sache bewahrt zu haben. Vielleicht rührt dieser Eindruck aber auch nur vom fast schon unverschämt zelebrierten Dilettantismus, mit dem zu Werke gegangen wird. Das kann der Typ doch einfach nicht ernst meinen! Oder doch? Wie gesagt: Ratlosigkeit macht sich breit.

Die Verpackung stimmt allerdings: Zum edlen Pappschuber setzt es ein üppig und mit Liebe zum Detail bebildertes Booklet, das den comichaften Charakter der ganzen Veranstaltung "Für Die Gegnaz" noch unterstreicht.

Die Beat-Ausstattung geht ebenso klar: Allen voran Flashgordon, daneben aber auch Desue und Shuko setzen Tony Ds Brüllorgien wuchtige Bässe entgegen. Blubbernde, knarzende oder schiebende Synthiesounds und Computerspiel-Klänge, alles in bester Crunk-Manier angerichtet, runden die Szenerien ab.

Die Gästeliste birgt keine Überraschungen. Neben Sido, einem gewohnt schwanzwedelndem B-Tight und Kitty Kat, der Besatzung des mittlerweile gekenterten Aggro-Schlachtschiffs, gehen die alten Berlin Crime-Konsorten an den Start. Gastauftritte bei Tony D: vermutlich heiß begehrt. Neben seiner völligen Skills-Befreitheit wirken selbst mäßig talentierte Rapper wie Flowgötter und lyrische Erlöser.

"Einschlag Faust - Gesicht kaputt", verspricht Tony D noch vor der Ankündigung "Ich fress' dich zum Frühstück." "Voll Daneben", wie ein Hörspiel moderiert, macht die Drohung mit gesungenen (!) Hooklines wahr. Willkommen in Absurdistan! Dass abschließend "Der Mann Mit Dem Klang" noch einmal in die Disco entführt, setzt dem Wahnsinn eigentlich nur noch ein Glitzerkrönchen auf.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Hundert Metaz
  3. 3. Jackpot
  4. 4. Keine Gegnaz feat. Sido
  5. 5. Meine Gang feat. T.M.R.B.C
  6. 6. Bäm Bäm
  7. 7. Zehn
  8. 8. Paff Paff feat. B-Tight, Freddy Cool
  9. 9. 2 Krasse Rapper feat. Kitty Kat
  10. 10. Für Die Sekte feat. Sekte
  11. 11. Schlachtschiff feat. B-Tight
  12. 12. Kommst Nicht Klar feat. Freddy Cool
  13. 13. Voll Daneben
  14. 14. Hundert Metaz RMX
  15. 15. Outro

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