laut.de-Kritik
Das Modern Metal-Quartett bündelt seine Stärken.
Review von Manuel BergerStagnation auf hohem Niveau ist Segen und Fluch zugleich. Einerseits wissen Trivium exakt, wo ihre Stärken liegen. Sie bündeln sie auf "What The Dead Men Say" in beeindruckender Konsequenz, erfüllen damit spielerisch Qualitätserwartungen und festigen ihren Status als eine der wichtigsten Modern Metal Bands. Andererseits droht so auch eine Sackgasse.
Die kreative Weiterentwicklung seit "The Sin And The Sentence", das selbst schon wie ein gepimptes Best Of des eigenen Katalogs klang, geht gegen Null. Gerade da die Band zuvor immer für Fortschritt stand und mit "Shogun", "In Waves" und "Silence In The Snow" Zukunftsperspektiven in kometenhaftem Tempo erschlossen hat, enttäuscht das. Den direkten Vergleich mit seinem Vorgänger gewinnt "What The Dead Men Say" trotzdem. Instrumental und im Zusammenspiel untereinander erreichen Trivium in ihrer jetzigen Konstellation einen Höhepunkt.
Wie gut aufeinander abgestimmt Matt Heafy (Gitarre/Vocals), Corey Beaulieu (Gitarre), Paulo Gregoletto (Bass) und Alex Bent (Schlagzeug) sind, zeigen die vielen komplizierten, aber beeindruckend smooth eingebetteten und gespielten Übergänge zwischen einzelnen Kompositionsparts. Bei "Amongst The Shadows And The Stones" schlagen Trivium Haken wie zu "Shogun"-Zeiten, flechten rhythmische Finessen in die thrashigen Riffs, zeichnen aber trotzdem einen stringenten Spannungsbogen. Bent hält mit immenser Übersicht alles zusammen und glänzt mit virtuosen Fills. Manchmal wirkt es sogar, als würden die Gitarren auf ihn reagieren, nicht umgekehrt.
Einmal schießt der Drummer allerdings weit übers Ziel hinaus. Bei "The Ones We Leave Behind" spielt er zwar entfesselt auf – es ist eine helle Freude, ihm beim Trommeln zuzuhören –, prügelt dabei aber auch den Song tot. Heafy schreit sich Lunge aus dem Leib, kommt aber kaum gegen die Blastbeats, überbordende Tom- und Cymbal-Tänze an. Die Gitarren verschwinden im Gewitter fast vollständig. Und wenn sie in dynamischen Pausen doch mal mit einer Melodie nach vorn rücken, wirkt es wie verzweifeltes Luftschnappen.
Abgesehen von diesem Ausreißer verteilen Trivium ihre Spotlight-Momente zum Glück gleichmäßig. Alle pushen sich gegenseitig, niemand stiehlt dem anderen die Show. So gibt etwa Gregoletto bei "Bleed Into Me" mit fiesem Bass-Intro den Ton für eine schwer groovende Mid-Tempo-Hymne an und setzt immer wieder Breakdown-Akzente. Beaulieu gehören die Frickelsoli und er webt zusammen mit seinem Klampfenkollegen Triviums typische Maiden-meets-Metalcore-Leads. Heafy tobt sich in "Catastrophist" stimmlich aus und findet überhaupt eine hervorragende Balance zwischen Klargesang und Shouts. Letztere rücken insgesamt wieder stärker in den Fokus. Das passt gut zu den riffgewaltigen, oft sehr schnell gespielten Songs des Albums, und betont melodische Hooks wie in "The Defiant".
Mit dem Titeltrack schaffen Trivium dann auch ein Stück, das wie kaum ein anderes die Essenz der Band verkörpert. Technisch anspruchsvoll jagen sie durch die Strophen und Instrumental-Passagen, flechten Metalcore, Thrash und ein wenig Gojira-Feeling ein. Stellenweise schimmert sogar Heafy Vorliebe für Black Metal durch, verpackt in den Bandsound. Daneben zeichnet die Musiker aber eben auch ein Gespür für griffige Melodien aus. Die von "What The Dead Men Say" hat das Zeug zum Instant-Classic.
Trivium liefern mit ihrem neunten Album eins ihrer stärksten. "What The Dead Men Say" zeigt eine in ihrer Identität gereifte und gefestigte, hervorragend aufeinander abgestimmte Band, die sich im eigenen Kosmos blind bewegen kann. Künstlerisch treten sie dabei trotzdem auf der Stelle. Mehr vom gleichen sehr guten Kuchen schmeckt zwar, aber auf Dauer wird es eben – trotz perfektioniertem Rezept – langweilig.
3 Kommentare mit 7 Antworten
Auch wenn man einer gewissen Stagnation auf hohem Niveau nicht ganz verneinen kann, bietet Trivium doch das erwartete und auch erhoffte starke Stück Musik. Mit etwas technischeren Riffs und auch mal so was wie Black Metal Raserei auch mal etwas frischer Wind im Klangkosmos. Ich bin sehr zufrieden, wenn auch der Vorgänger wohl länger rotiert hat
Ich mag zwar keinen Modern Metal, aber das beweist mal wieder, wie überbewertet Slipknot in diesem Genre sind. Fast jeder Song hier macht mehr Spaß als das ganze aktuelle Album von denen.
Sehr geehrter Herr Puksos 281818,
wir haben von mehreren Geheimdiensten die Information, dass Sie exklusiven Zugang zu einer geheimen, noch unekannten Matrix haben.
Bitte nennen Sie uns den Ort des Portals bis zum 31.12.2020.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Manowar-Merch-Kundenservice
VÖ: 24. April 2020
Schon im PET-Rausch?
Der Sir rauscht noch auf ganz anderen Dingen.
Ja, aber genau das macht ihn doch so sympathisch. Ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Er ist einfach so unfassbar lustig, dieser Kerl.
Naja, wers braucht.
ich habe jetzt 5 lieder durchgeskipped und nur schwulen (klar)gesang gehört. wo steht das auf einem level mit der letzten (tatsächlich seit fast 20 jahren wieder hörbaren) slipknot scheibe?
"Amongst The Shadows & The Stones" und "Bending The Arc To Fear" sind wahrscheinlich die härtesten Songs des Albums.
Ich finde an breaks Analyse insbesondere den ersten Satz sehr zutreffend. Die darin verwendeten Adjektive beschreiben das Album kurz und prägnant, aber richtig.
Ihr findet das GUT?
What the dead men say klingt wie eine Ansammlung von Liedern, die es nicht auf das Vorgängeralbum geschafft haben. Die haben ein paar Lieder so unnötig lang gezogen, dass es einfach nur noch genervt hat.
Ich bin aber zugegebenermaßen auch etwas von Trivium verwöhnt worden bisher, die haben sich auf jedem Album was Neues einfallen lassen. Und das hier klingt einfach wie das Aufgewärmte von Vorgängeralbum, nur in uninteressanter, langsamer und schlechter.