laut.de-Kritik
Alte Katzen rocken besser!
Review von Jürgen LugerthEine wirklich sensationelle Band waren die Tygers Of Pan Tang aus England nicht einmal zu ihren Anfangszeiten am Beginn der Achtziger Jahre, als sie zum Gründungszirkel der heute geradezu legendären New Wave Of British Heavy Metal gehörten. Aber allein ihr Name bescherte ihnen viele Freunde, denn der war der sechsteiligen "Sturmbringer"-Saga um den bleichen Dämonenkrieger Elric von Melnibone aus der Feder des britischen Fantasy-Schriftstellers Michael Moorcock entlehnt und stand für Stärke, Angriffslust und Dominanz.
Musikalisch setzten das die Tygers in straighte, harte, schnörkellose Heavy Rock-Nummern um, die zusätzlich von der Energie des Punk befeuert wurden und vor allem beim heimischen Publikum gut ankamen. Ihr bestes Album ist und bleibt das fabelhafte "Spellbound" von 1981, das nicht nur mit einem wunderschönen Cover glänzt, sondern auch mit schnellen Krachern wie "Hellbound", "Gangland", "Tyger Bay" oder dem erhabenen "Take It" reichlich punktet.
Unwiderstehlich die überlegene, fast schon arrogante Stimme des Sängers John Deverill, der die gelungenen Songs qualitativ noch ein Stück nach oben hob. Notiz am Rande: Immerhin hatte die Band auch Gitarrist John Sykes in ihren Reihen, der später mit Whitesnake, Thin Lizzy und anderen Projekten Karriere machte.
Das alles ist lange vorbei, später führte der Weg der Tiger eher in den Dschungel der Vergessenheit. Nur einer wollte nicht von der Band lassen. Gitarrist Robb Weir ist der Mann, der nie aufgab, und so sind die Tygers in völlig neuer Besetzung seit ein paar Jahren wieder präsent und liefern nach dem ordentlichen Album "Ambush" aus dem Jahr 2012 mit diesem selbstbetitelten Werk ein weiteres lautstarkes Lebenszeichen ab. Um es gleich vorweg zu sagen: Diese Platte ist mit ein paar Abstrichen das Beste, was die wilden Kätzchen nach ihren Anfangserfolgen vor vielen, vielen Jahren zustande gebracht haben.
Der eröffnende Doppelschlag "Only The Brave" und "Dust" bestätigt gleich mal den fidelen Seniorenspruch "Je oller je doller" und feuert hart rockende Riff-Breitseiten und sich überschlagende Gitarren in Mengen ab, so dass sich jeder Metal-Nostalgiker ergriffen ans zart anschwellende Gemächt langt. Das waren die wilden Achtziger! Druff aufs Gaspedal und ab dafür! Das Schöne dabei: Der aktuelle Sänger Jacopo Meille besitzt eine glänzende Stimme, die der Röhre des weiter oben erwähnten Vorgängers kaum nachsteht. Keine überzogene Vokalakrobatik, aber große Souveränität in stürmischen und auch balladesken Gewässern. Sehr sympathisch!
Leider folgt an Platz drei des Albums der unbestrittene Stinker desselben, denn das wohl als Party-Hit geplante "Glad Rags" fällt nicht nur wegen geklauter Riffs, sondern auch aufgrund des dämlichsten Mitsing-Refrains seit langem durch. Die gesungene Aufforderung "Werft euch in Frack und Fummel" gehört sowieso auf immer und ewig den wundervollen Muppets! Auch die folgende Ballade "The Reason Why" langweilt eher, da hat es das alternde Dschungelkätzchen wohl zu arg auf die Party-People und die Mädels abgesehen. Das steht ihm aber nicht.
Schwamm drüber. Danach besinnt sich das Biest wieder auf seine Stärken und faucht, röhrt und hetzt standesgemäß durch die Pampa. "Never Give Up" heißt der Startschuss in die bessere Hälfte der Platte und liefert satt alte Trademarks der Band, die kurz angebundenen, messerscharfen Riffs, die geilen Refrains und überhaupt den zupackenden Griff an die Kehle des unschuldigen Opfers. Auch eingestreute Leisetreter wie das melancholische "Praying For A Miracle" und das kurze "Angel In Disguise", das den eindringlichen Schlussakkord "The Devil You Know" einleitet, überzeugen. Man merkt, dass die Band zum größten Teil doch aus jüngeren Semestern besteht, die die Lektionen der Altvorderen gut begriffen und eine zeitgemäße Härte mit in den Sound einbezogen haben.
Ganz am Ende der Platte lässt die Bestie noch einen satten tierischen Brüller los und sichert sich so unangefochten Platz eins im Unterholz vor dem ollen Shir Khan, der mit Feuer seit seiner Begegnung mit dem frechen Mogli nichts mehr anfangen kann. Die runderneuerten Tygers Of Pan Tang unter der Leitung des rüstigen Seniors Robb Weir haben aber noch jede Menge davon im Streifenkleid. Na denn, weitermachen!
1 Kommentar
wow, die tygers....hatte in den 80ern mal "bunrning...", "wreck age" und "crazy nights". die drei alben fand ich damals recht gut. in quasi komlett neuer besetzung bin ich skeptisch, ob die combo den namen noch verdient. werde trotzdem gern mal reinhören.