laut.de-Kritik
Frisches Blut, altes Spiel.
Review von Giuliano BenassiNachdem das Lineup erstaunliche acht Jahre lang stabil geblieben war, drehte sich Ende 2012 bei U.D.O. wieder das Personalkarussel. Erst verkündete Stefan Kaufmann aus gesundheitlichen Gründen seinen Ausstieg. Im Januar folgte Igor Gianola, der seine Zeit lieber anderen Projekten widmen wolle, wie es offiziell hieß. Somit hatte die Band in kürzester Zeit beide Gitarristen und mit Kaufmann auch den Stammproduzenten verloren.
Ersatz war schnell gefunden. Gianolas Leadklampfe übernahm der Finne Kasperi Heikkinen, der bereits bei Amberian Dawn in die Saiten gegriffen hat. Auf dem vorliegenden Album ist er jedoch nicht zu hören, denn die Gitarrenparts hat alle der Russe Andrey Smirnov, Kaufmanns Ersatz, eingespielt. Der ist als Jahrgang 1983 sogar noch jünger als Heikkinen. Nur zur Erinnerung: Das war das Jahr, in dem Accept "Balls To The Wall" veröffentlichten. Und in dem Frontmann Udo Dirkschneider seinen 31. Geburtstag feierte.
Frisches Blut für alte Recken also. Wobei das vorliegende Album noch keine wirklichen Schlüsse zulässt, schließlich fanden die Aufnahmen in der Umbruchphase statt, was sich auch daran zeigt, dass Dirkschneider und Bassist Fitty Wienhold die Produktion übernahmen.
So kommt es, dass "Steelhammer" nicht wesentlich anders klingt als die Vorgänger "Rev-Raptor" (2011) und "Dominator" (2009). Riffs auf Stahl, wie der Albumtitel verspricht, gibt es zuhauf. Dirkschneiders Stimme kreischt wie eine Säge, die Titel der Songs fallen kurz und bündig aus. Der internationalen Gefolgschaft würdigt die Band nicht nur mit den bunt zusammen gewürfelten Pässen ihrer Mitglieder, sondern auch mit einem Stück auf Spanisch.
"Ya Basta" war der Zornesruf der Zapatistas, die 1994 in Südmexiko gegen die Zentralregierung auf die Straße gingen und mit ihrem Anführer Subcomandante Marcos internationalen Ruhm erlangten. Politik hat in U.D.O.s Geschichte nie eine große Rolle gespielt, zumindest nicht explizit in den Texten. "Es reicht! Es ist an der Zeit, eine neue Welt zu schaffen", heißt es demnach wenig aussagekräftig in den (übersetzten) Lyrics.
Aha-Momente aus dem Studio fehlen nun schon seit "Mastercutor", das mittlerweile sechs Jahre auf dem Buckel hat. Da bringt auch die gesprochene Passage in "A Cry Of A Nation" nicht viel. "Metal Machine" ist vom Konzept her das stärkste Stück des Albums, doch klingt der Titel etwas nach Alteisen, schließlich gab es von U.D.O. schon "Mean Machine" (1989) und "Man And Machine" (2002).
"Heavy Rain" kommt mit Klavier, Flöte, Streicher und Dirkschneiders Stimme aus, an dem der Zahn der Zeit doch leider sehr genagt hat. Dennoch ein mutiger Versuch. "Devil's Bite" erinnert mit seiner Keyboard-Passage zu Beginn an Rammstein. "Never Cross My Way" ist die unvermeidliche Powerballade, "Book Of Faith" schließt das Album mit einem spaghetti-western-würdigen Intro ab.
Ein durchschnittliches Album also. Was aber eher zweitrangig ist, schließlich handelt es sich eher um die Platte zur Tour als umgekehrt. Fest steht: Smirnov ist im Gegensatz zu Kaufmann, der ja als Schlagzeuger groß geworden ist, auch als Lead-Gitarrist brauchbar. Beste Voraussetzungen für die Tour, die 2013 von den USA über das Rock Hard-Festival in Gelsenkirchen quer durch Russland, Skandinavien im Herbst nach Deutschland führt.
2 Kommentare
Ist nacht 100 Jahren bestehen nachdem fast jedes Jahr ein Album veröffentlicht nicht irgendwann mal alles gesagt ?
Mann muss ja schon froh sein,wenn keine Ballade mit Doro drauf ist...