laut.de-Kritik
Musik für gute Menschen mit schlechter Laune.
Review von Rinko HeidrichKrach! Rumms! Brüll! Mit derlei Inflektiven lässt sich das Gesamtwerk von den Noiserockern von USA Nails ganz gut zusammenfassen. Was mal als ein gar nicht so ambitioniertes Projekt mit Ex-Mitgliedern von Future Of The Left, Kong und Oceansize begann, umfasst nun inklusive "Feel Worse" schon sieben Alben. Die variieren in der Stimmungslage zwischen richtig angepisst und massiv angepisst, aber seit dem Debüt "Sonic Moist" kommen nun auch weitere Nuancen wie "nicht so gut gelaunt" hinzu. Wo es früher doch sehr darum ging, sämtliche Nerven bei den Hörern zu reizen, gibt es nun auch eine zugänglichere Note in der großen Chaos-Sphäre.
Einfach bleiben die kompromisslosen Rocker immer noch nicht. "Carthatic Entertaiment" versprüht Gift und Galle in Richtung Sensationsgier und Gefallsucht am Niedergang von Menschen. So misanthropisch auch der kakophonische Krawall-Sound rüber kommt, die privat eigentlich lieben Kerle von USA Nails bleiben Gerechtigkeitsfanatiker. Im Vorgänger verteidigten sie die Gen Z als verlorene Generation zwischen Ausbeutung und Mobbing, nun geht es um die Schadenfreude einer abgestumpften Gesellschaft. Menschen die zu ihrem Amusement täglich Fails der Mitmenschen in den Medien begutachten und unter einem seltsamen Gefühl der Selbstaufwertung deren Zurschaustellung beklatschen.
Die fast schon progressiven Ausflüge von Black Midi oder die Lakonie von Dry Cleaning bleiben dabei außen vor. Wie bei den Vorgängern bleibt der Sound möglichst wütender Instinkt-Rock, der roh und nahe an den Live-Aufritten bleibt. Wem also die Idles, die wahrscheinlich nächsten Verwandten im britischen Rock-Universum, mittlerweile zu zärtlich klingen, bekommt auf "Feel Worse" die volle Packung übel gelaunten Frust in die Fresse geschmiert.
Stephen und Gareth schimpfen, zischen und brüllen ihren Ekel auf Missstände in bester Mark E. Smith-Manier ins Mikrophon und prügeln dazu die Drums. Ein wenig mit dem Pop-Bereich flirtet "On Computer Screen", aber auch nur wenn man genügend Vorstellungskraft besitzt und sich Bloc Party mit Hooligan-Attitüde vorstellen kann. Alles was diese Gang Of Four-Epigonen der Nullerjahre so schön für den Mainstream verzuckerten, wird wieder gnadenlos zurück komprimiert.
"Feel Worse" bleibt brutale Musik für gute Menschen mit schlechter Laune. Diesen knapp dreißigminütigen Moshpit für die Ohren muss man natürlich auch irgendwo wollen, aber gerade in der derzeitigen Rockmusik, die so gefällig wie nur möglich den schnellen Weg in die Stadien sucht, erfreut einen das dynamische Geknüppel von USA Nails sehr. So etwas läuft nicht einfach im Hintergrund, diese Musik braucht auch Hörer, denen noch nicht alles egal ist.
2 Kommentare
top. ich höre mal rein, danke für die empfehlung
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