laut.de-Kritik

Solch ein Übermaß an Emotionen ist doch nicht auszuhalten!

Review von

Usher hat uns so ein gefühlvolles Album beschert, dass sich in der LAUT-Redaktion alle weinend in den Armen lagen.

Gleich im ersten Stück "U Remind Me" singt er mit voller Inbrunst von seiner Liebsten. Wie schön es ist, einen jungen Mann in solch einem Liebestaumel zu wissen. Bei "I Don't Know" wollte er dann aber nicht mehr zu sehr den Softie raushängen lassen. Schließlich bestand die Gefahr, sich vor seinem Kumpel P. Diddy, der in dem Song gefeatured wird, zu blamieren. Die Raps werden machohafter (sogar das Wort 'Nigger' kommt vor) und im Refrain hört man einen Gesang der fast Shout-Charakter hat. Doch bei "Twork It Out" ist dann kein Halten mehr. Schon allein das Geflüster am Anfang lässt einem eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Und bei dem danach einsetzenden Soulgesang von Heulsuse Usher kann auch ein so eingefleischter Metal-Fan wie unser Brutaloexperte Edele die Tränen der Rührung nicht mehr zurückhalten.

Ich bin der Meinung, dieser Gesangsstil mit Vibrato und am besten noch Kopfstimme müsste verboten werden, da solch ein Übermaß an tiefen Emotionen kaum auszuhalten ist. Fast der ganze Rest der Scheibe geht in die selbe Richtung, wobei mir "How Do I Say" mit am besten gefällt, denn hier unterstützt eine echte Rhythmusgruppe die Empfindungen des Jammerlappens. Die kleinen eckigen Japaner sind da einfach zu reserviert. Als Single würde ich empfehlen "If I Want To" auszukoppeln, denn hier finde ich die Melodie im Refrain am besten gelungen.

Kleine Ausnahmen von dem Balladensammelsurium sind neben der Singleauskopplung und dem Stück mit Puff Daddy "U Turn", "T.T.P", "I Cant Let You Go" und "Pop Ya Collar". Die Beats fallen hier etwas härter aus, mitunter wird gerappt und der Gesang entfernt sich von den ganz großen Gefühlen, obwohl das Weinerliche nie völlig verschwindet. Allergisch reagiere ich mittlerweile auf diese staccato gespielten Keyboards, unisono mit Bass und Bassdrum ("I Don't Know"). Auf jeder aktuellen Pop-Produktion ist das mindestens ein Mal zu hören. Ich weiß, es klingt gut und kommt bei dem Publikum an, aber langsam reichts!

Die Produktion ist handwerklich ebenso perfekt wie die Hochglanz-Fotos im Booklet. Dies ist zwar bei Popalben, hinter denen viel Geld steht, immer so, doch für mich ein hinreichender Grund, nicht die schlechteste Note zu vergeben.

Trackliste

  1. 1. Intro-lude 8701
  2. 2. U Remind Me
  3. 3. I Don't Know featuring P. Diddy
  4. 4. Twork It Out
  5. 5. U Got It Bad
  6. 6. Pop Ya Collar
  7. 7. If I Want To
  8. 8. I Can't Let You Go
  9. 9. U Don't Have To Call
  10. 10. Without You (Interlude)
  11. 11. Can You Help Me
  12. 12. How Do I Say
  13. 13. Hottest Thing
  14. 14. Good Ol'Ghetto
  15. 15. U-Turn
  16. 16. T.T.P.
  17. 17. Separated

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Usher

Usher Terry Raymond IV gehört zu den erfolgreichsten Künstlern der Nullerjahre. Sein Album "Confessions" gilt als das meistverkaufte des ersten Jahrzehnts …

3 Kommentare