laut.de-Kritik
Zwischen ARD-Klischee und Musical-Triumph.
Review von Annika FeldmannEs wurde mal wieder Zeit für eine neue Serie über das Berlin der Goldenen Zwanziger in der ARD-Mediathek. Dafür hat Regisseurin Julia von Heinze nun mit "Eldorado KaDeWe – Jetzt ist unsere Zeit" gesorgt. Am 27.12. laufen alle sechs Folgen hintereinander in der ARD. Die Story spielt in den 1920ern, die geprägt sind von politischen Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges in Form von Inflation, Unruhen und Radikalisierung, aber auch Emanzipation und Diversität in einer bunt werdenden Gesellschaft. Die jüdische Familie Jandorf gründet das KaDeWe – Mittelpunkt der Serie. Hier treffen die vier unterschiedlich tickenden Freund*innen Fritzi, Hedi, Georg und Harry aufeinander. Achtung: Im Folgenden kommt es zu kleinen Spoilern der Serie.
Der komplette Soundtrack mit 37 Songs wurde extra für die Serie produziert. Dahinter stehen vornehmlich Inga Humpe und Tommi Eckart der Deutsch-Pop-Band 2raumwohnung und Filmmusikkomponist Matthias Petsche. Anna Mateur, Marie Scherzer und Alice Francis steuern neben einigen anderen Feature-Gästen ihre Stimmen zum Soundtrack - und kleine Nebenrollen zur Serie bei.
Der hallig-elektro-poppige Serien-Titeltrack "Formen der Liebe" sei aus einer Intuition von Inga Humpe entstanden, heißt es. Er thematisiert das Unverständnis für eine Gesellschaft, die alternative Formen von Sexualität nicht akzeptieren, verändern und kontrollieren möchte: "Wir wollen alle Schönheit sehen / Warum soll jemand draußen stehen? / Solange wir lebendig sind / Und Wirklichkeit mit 'Wir' beginnt". Damit untermalt Humpe eine der Hauptproblematiken der Serie: Die lesbische Liebe zwischen den Protagonistinnen, die von ihren Familien nicht akzeptiert wird.
Einige der Piano-Nummern erinnern an den "Ziemlich Beste Freunde"-Soundtrack von Ludovico Einaudi, sie passn meits gut zu den Szenen. So zum Beispiel der Titel "Über den Dächern" oder "Stadt der Frauen", der als Prelude vor der zweiten Single "Was soll euch stören", balladig-schwer gesungen von Alice Francis, zu hören ist. Andere der Instrumental Tracks wie "Gemeinsam", "Abschied" oder "Ruhe" klingen wie melancholische Demo-Versionen von simpleren Jon Hopkins-Tracks.
Der minimal vom Klavier begleitete Acapella-Track "Wir treffen uns im KaDeWe" imitiert den Comedian Hamonists-Sound und würde sich ebenso wunderbar in einem zeitgemäßen 20-30er-Jahre-Theaterstück machen. Klingt zwar plausibel für die Serie, ist aber tatsächlich eine der überraschenden Ausnahmen. Häufig entstehen nämlich Momente des Staunens, in denen Sounds und Songs gewählt werden, die dem dargestellten Zahn der Zeit so überhaupt nicht entsprechen. Sehr poppig-treibende, elektro-basierte Einsätze untermalen das Bild eines modernen Berlins: In der Serie werden aktuelle Aufnahmen der Hauptstadt gezeigt. Anfangs führt das zu großer Verwirrung und der Frage, ob da jemand nicht richtig aufgepasst hat. Später wird klar, dass es sich um ein Stilmittel handelt.
Anna Mateur herself performt ihre Stücke wie "Neuer Stoff" oder "Ich hab nen Kater" in der Serie im LGBTQ-Club "Eldorado" - definitive Highlights der Serie. Die Queerness feiernden Musical-Songs fügen sich hervorragend in die Szenen ein und machen Laune. Allerdings eher im Zusammenhang - ohne zugehörige Filmsequenzen würden sie so nicht funktionieren.
Inga Humpe erklärt in einem Interview: "Grundbedürfnisse, die niemandem wehtun und niemandem schaden - Das ist bei allen Liedern der Tenor". Manchmal ARD-stereotypisch, manchmal überraschend als Antithese und Kontrapunkt gedacht, bietet das Album einen runden Soundtrack zu der zeitgerechten Serie "Eldorado KaDeWe". Als Musik für den Alltag eher ungeeignet - vielleicht aber gerade deshalb als Soundtrack so effektiv.
3 Kommentare mit 23 Antworten
Können wir bitte mal zuende bringen, was mein Großvater angefangen hat, und Berlin zerbomben? Die Stadt nervt wie Fransen in der Butz. Braucht kein Mensch, das brandenburgische Kaff.
Haben wir das 1920er Jahre Berlin dann nicht irgendwann mal durch?
Berlin nervt halt einfach mittlerweile nur noch hart. Diese Selbstbeweihräucherung als vermeintliches Kunst-und Kulturzentrum und die Imagination, europa-oder gar weltweit irgendeine Form von Relevanz für diese Szenen zu besitzen, nur weil vor 10 Jahren paar Hipsterstudenten meinten, Berlin sei der Shit, ist für Außenstehende einfach nur lächerlich.
Frankfurt ist deutschlandweit sowieso die einzige Stadt mit ein wenig Bedeutung.
ich mag berlin überhaupt nicht, aber das ist bullshit
mega Kommentar. Kommt viel zu spät, aber Recht hat er. Ergänzung: Insbesondere Hertha BSC gleich noch mit hart in die Tonne treten!
Was bedeuten schon Städte? Abgesehen von anderen Menschenschlägen gibts überall die gleichen Geschäfte und Parkplätze, und kaum noch Orte, wo der Nachwuchs sich zu Billiggras und Billigbier die Kollegen anhört, welche die zwingend notwendigen Jahre des grausam schlechten Musikmachens praktizieren. In Frankfurt war ich länger nicht, aber habs gut in Erinnerung.
Besser als Köln
"Frankfurt ist deutschlandweit sowieso die einzige Stadt mit ein wenig Bedeutung." ...ist halt richtiger bullshit. woran machst du denn "bedeutung" fest?
... Jan Aaaaaaaaaaaaaageeeee...
die eintracht ist so unbedeutend wie die stadt frankfurt
Fick die Eintracht! Oder zumindest den Ultra-Capo von denen, der immer gröhlt wie ein abgestochenes Schwein!
Da hast du Recht. Daher auch keine Dauerkarte mehr. Für die einen zu wenig Proll, für die anderen zu viel. Ich bin zerrissen, wann kommst du meine Wunden küssen...
Am härtesten war aber eher das chronische Apfelwein-Gerülpse, das mir auf Dauer schwer zusetzte. Vielleicht erklärt das auch einiges
Aber, um es nomi noch einmal zu erklären: Die Eintracht ist als sog. Traditionsverein (zumindest in seinen Restbestandteilen) durchaus für diese Liga noch von Bedeutung. Zudem spielt Nervi auf die Bedeutung auf den internationalen Finanz-Knotenpunkt in Europa an sowie den logistischen Umschlagsplatz. Dass zwischen ersterem und letzterem ein krasser Widerspruch besteht, ist jedem Eintrachtfan klar und vermutlich ist die Fan Kultur hier auch deswegen so, wie sie ist .
Eigentlich geht's mir nur darum zu verdeutlichen, dass alles außer Frankfurt scheiße ist. Insbesondere Berlin.
Was die Steinsche Stimmlage betrifft muss ich Django trotzdem recht geben. Das quietscht schon manchmal grenzwertig durch die Mikros Hat aber seinen eigenen Reiz, wenn man drinsteht. Nicht umsonst macht er den Job seit bald 25 Jahren und nicht umsonst sind die UF stimmungstechnisch in D absolute Vorreiter, da hat er durch seine Art und Weise der verbalen Kommunikation einen Anteil dran. Ist mir auf jeden Fall lieber als der Oberproll Dino.
FRANK-FURT!
Kommt in der Regel von Dorfdeppen, die ordentlich angesoffen in der Dorfzeltdisco nachts um halb zwei bei Kraftklub genauso wie bei Dieter Thomas Kuhn mitgrölen und nach nem 1,5 Tage-Touriwochenende einmal die Warschauer Straße hoch und wieder runter ein respräsentatives Bild von Leben und Sein in Berlin zu haben glauben, während sie selbst nie länger und weiter als 5 Jahre und/oder 150km vom eigenen provinziellen Geburtsort und dessen nächstgelegener als solcher zu bezeichnenden Stadt gelebt haben, wovon auch der übersteigerte Lokalpatriotismus sowie die ständige Einbindung der irrelevantesten Ebene bei einer solchen Betrachtung - der DFL-betriebenen - ein eindrückliches Liedchen zu singen wissen
"während sie selbst nie länger und weiter als 5 Jahre und/oder 150km vom eigenen provinziellen Geburtsort und dessen nächstgelegener als solcher zu bezeichnenden Stadt gelebt haben"
Besser, als wenn die auch noch nach Berlin ziehen. Nervi natürlich trotzdem mit maximal-zurückgebliebenem Lokalpatriotismus.
"Besser, als wenn die auch noch nach Berlin ziehen"
Wohl wahr, weswegen eine ursprüngliche Form dieses Textes noch die Aufforderung enthielt, die eigenen Kinder bitte bervorzugt zum Studium in DIE Trendstadt Nr. 2 der Bundesrepublik - Leipzig - zu schicken...
Bitte nicht. Bitte!!! Dann doch lieber nach Berlin.
Sry, liebe Berliner, no front.
Ihr bestätigt genau die Vorurteile, die man gegenüber den sogenannten Globalisten hegt incl. Verächtlichmachung der Landbevölkerung. Da müsst ihr Linken euch auch nicht wundern, wenn die Leute zur AfD laufen, denn ihr bestätigt diese Partei mit eurem Habitus.
Frankfurt hat Bedeutung. Ich sehe die Stadt immer bei hartes Deutschland.
Souli hat aber doch recht, dass Lokalpatriotismus meist ein provinzielles Ding ist. Ist mir insoweit egal, als dass ich a) auf seine Definition nicht zutreffe und b) gar kein Lokalpatriot bin, sondern lediglich Fakten benannt hab
Nun ja... Großstädter verbinden auch ne irrationale Liebe mit ihrem Ort. Dafür können sie vielleicht ein paar mehr gute Gründe nennen. In der Provinz ist tendenziell mehr kulturelles Elend, was sowas wie Stockholm-Syndrom hervorruft - "....., aber ich liebe Delmenhorst trotzdem."
ragi bruder grosster stock sydrom ist wenn macke akounth auf lauth.de
Ich mag Berlin zwar auch nicht unbedingt, trotzdem ist es ein szenekultureller Hotspot, ohne Frage. Ich glaube auch nicht, dass Frankfurt am Main in anderen Ländern bekannter als Berlin ist.