laut.de-Kritik

Wir fühlen uns wohl im Beton.

Review von

Fünf Jahre gibt es das Label Ostgut Ton nun schon. Mit dem Namen wissen wahrscheinlich nur Insider etwas anzufangen. Weit bekannter als die Veröffentlichungsplattform dürfte das von den gleichen Leuten betriebene Berghain sein, dem internationalen Aushängeschild des Berliner Nachtlebens. Kompromisslos zeigt man sich dagegen auf Ostgut Ton. Die 24 Tracks der Geburtstagscompilation stehen unter einem Motto: Wir fühlen uns wohl im Beton.

Nachdem die Berghain-DJs in ihren letzten Veröffentlichungen überraschenderweise warme Sounds und housige Anleihen in ihre Produktionen eingearbeitet haben, kehren sie auf "Fünf" zu ihren Wurzeln zurück. Das heißt, dass es zumeist Techno der dunkleren Sorte zu hören gibt, gerne auch mal angereichert mit ein paar Industrial-Referenzen

Die Liebe zu noisigem Klangdesign pflegt man im Berghain ja schon aufgrund der prägenden Architektur des Clubs. Dort sind im Vorgang zur Compilation denn auch reichlich Samples entstanden, die man den Produzenten anschließend als Ausgangsmaterial für ihre Tracks zu Verfügung gestellt hat.

Die bekannten DJs und Produzenten aus dem Berghain haben sich im Studio an die Arbeit gemacht und um die Samples exklusive Tracks gebaut, mit denen sie ihrer Feierlocation zum Fünfjährigen gratulieren. Unter den Gratulanten sind zum einen die Berghain DJs Marcel Fengler, Len Faki, Ben Klock, Marcel Dettmann, Norman Nodge, Luke Slater sowie Barker & Baumecker. Zum anderen gibt sich die Panorama Bar-Fraktion um Prosumer, Murat Tepeli und Elif Bicer, Tama Sumo, Cassy, Margaret Dygas, Dinky, Steffi, Nick Höppner, Ryan Elliott und Shed die Ehre.

Reichlich große Namen, reichlich Potenzial würde man meinen. Allerdings werden die 24 Stücke von "Fünf" nur in den seltensten den hohen Erwartungen gerecht. Viel Durchschnittliches prägt das Ostgut Ton-Geburtstagsprogramm. Vieles, was sonst wohl nicht über den Ordner B-Ware hinausgekommen wäre. Löbliche Ausnahmen bilden einzig Tama Sumo mit "Iron Glance" und Emika mit "Cooling Room", deren Tracks eine nicht zu verleugnende Eleganz innewohnt.

Institutionen wie Berghain und Panorama Bar kann ein derart niedriger qualitativer Anspruch, wie er auf "Fünf" zum Ausdruck kommt, eigentlich nicht genügen. Daran ändert auch das aufgesetzte künstlerische Konzept der Samples aus dem Club nicht. Aller Berghain-Hype in Ehren, aber außer den Namen auf der Verpackung sollte der Inhalt eben auch stimmen. Das ist hier bei aller Zurück-zum-Beton-Stimmung leider nicht der Fall.

Trackliste

CD 1

  1. 1. Emika - Cooling Room
  2. 2. Marcel Fengler - Shiraz
  3. 3. Prosumer - Daybreak
  4. 4. Substance - Gestalts
  5. 5. Ryan Elliott - Abatis
  6. 6. Nick Höppner - ISP
  7. 7. Marcel Dettmann - Shelter
  8. 8. Fiedel - Doors To Manual
  9. 9. Shed - Boom Room
  10. 10. Steffi - My Room
  11. 11. Dinky - Twelve To Four
  12. 12. Len Faki - Kraft Und Licht

CD 2

  1. 1. Barker & Baumecker - Drin
  2. 2. Marcel Dettmann - Scourer
  3. 3. SCB – Down Moment
  4. 4. Tama Sumo – Iron Glance
  5. 5. Murat Tepeli feat. Elif Biçer – Hold On
  6. 6. Soundstream – Wenn Meine Mutti Wüsste
  7. 7. Cassy – Never Give Up On A Mood Swing
  8. 8. Ben Klock – Bear
  9. 9. Norman Nodge – Start Up
  10. 10. Luke Slater – Boom Tang Shwuck
  11. 11. Boris - Rem
  12. 12. Margaret Dygas – Qunitet

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