laut.de-Kritik
Die Affen schnarchen unterm Weihnachtsbaum.
Review von Kai ButterweckDie letzten Blätter rieseln von den Bäumen. Es ist nass und kalt. Der Winter steht vor der Tür. Die Folge: Die Kids verlagern ihre Spielaktivitäten von draußen nach drinnen. Lego spielen, Bauklötze stapeln und Weihnachtswunschzettel verfassen macht jedoch nur halb so viel Spaß, wenn der passende Soundtrack dazu fehlt. Das sehen die "Giraffenaffen"-Macher natürlich genauso, und so präsentieren sie auch in diesem Jahr wieder eine kunterbunte Kinderlieder-Compilation mit Star-Aufgebot.
Diesmal kümmern sich nationale Pop-Größen wie Glasperlenspiel, Yvonne Catterfeld, Henning Wehland und Annett Louisan primär um das Verarzten allseits bekannter Weihnachtsklassiker. Da gibts auch erst einmal gar nichts zu meckern. Auch nicht über die Tatsache, dass sich ein Großteil der Promoaktivitäten auf den Hinweis beschränkt, dass ein Teil der Einnahmen an das Kinder- und Jugendwerk Die ARCHE e.V. geht. Ist ja schließlich eine lobenswerte Organisation, die sich darum kümmert, Kinder von der Straße zu holen. Oberflächlich betrachtet ist also alles bestens.
Musikalisch hingegen hinterlässt hier nur wenig nachhaltige Spuren. Mark Forsters swingende "Schlittenfahrt Im Schnee" tänzelt sich ebenso leblos durch die weiße Winterlandschaft wie Namikas Dubidubidu-Version von "Rudolf, Das Kleine Rentier". Die Hessin mit marokkanischen Wurzeln scheitert fast schon kläglich an der Spaß-Hürde. Ein stumpfer Beat und ein furztrockener DumDum-Chor im Background garantieren halt noch lange keine leuchtenden Kinderaugen. Hier hören die Kids wohl eher weg.
Ebenfalls ein Reinfall: Yvonne Catterfelds "Winter Wunderland". Da fragt man sich doch, was auf müdem Jazz gebettete lasziv säuselnde Jauchzer im Kinderzimmer zu suchen haben. Wir werden es vermutlich nie erfahren.
Aber es geht noch schlimmer. Gestatten, Alexa Feser. Die Pop-Poetin fährt die Weihnachtsglöckchen so dermaßen gegen die Wand, dass es nur so kracht und scheppert ("Süßer Die Glocken Nie Klingen"). Gehts eigentlich noch monotoner?
Natürlich! Annett Louisan darf ja schließlich auch noch ran. Den Titel ihres ausgewählten Stücks scheinbar wörtlich nehmend, flüstert sich die kleine Havelbergerin ins Nirgendwo ("Leise Rieselt Der Schnee"). Spätestens jetzt schließt auch der energiegeladenste Siebenjährige seine Äuglein.
Da hilft auch Henning Wehlands groovende Everlast-Hommage nicht mehr ("Das Katzenlied"). Das Licht ist aus. Alles schläft. War das der Sinn der Sache? Wenn ja, dann hat man hier alles richtig gemacht.
2 Kommentare mit 2 Antworten
Gegen Spongebob kann das nur abstinken....
Spongebob hat auch symphonische Suiten epischen Ausmaßes geschrieben, geprägt von einer Leimotivik, die das Erbe Richard Wagners ebenbürtig fortführt. Und das ist nicht alles. Da gibt es Anleihen, die an ursprüngliche New Orleans- Jazz- Versatzstücke erinnern oder gar an den frühen Delta-Blues. In den experimentellen Momenten kann das schon in irre Freejazzexperimente ausarten, aber nie, ohne die Struktur des Songs aus den Auge zu verlieren oder gar eine packende Hook zu vergessen. Und da ist Spongebob einer der größten Genies unserer Zeit. Unglaublich, das solch sinnliches Erlebnis so erfolgreich ist. Die Giraffenaffen suhlen sich nur im Schatten des Erfolges, ohne selber nennenswerte musikalische Akzente setzen zu können. Man könnte es auch als völlig austauschbar beschreiben. Ein seelenloses Produkt. Nicht würdig, das man es Musik, die mit Liebe und Seele gemacht wurde, nennt.
Wahre Worte eines echten Musikkenners !
Ungehört 1/5, ''Musik'' für Giraffenaffen.