laut.de-Kritik

Schöngeist und Indieschick aus Hamburg.

Review von

Mancher mag sich an die Jahre zwischen 1999 und 2002 erinnern, als das Hamburger Trio Veranda Music mit drei Alben aufhorchen ließ und die Musikpresse hierzulande mit Kompositionen zwischen Indie, Folk und Pop zu überschwänglichen Begeisterungsstürmen veranlasste.

Nun sind sechs Jahre vergangen, in denen die Mannen um Sänger und Gitarrist Nicolai von Schweder-Schreiner sich als Theatermusiker verdingten, sich verstärkt auf andere Projekte oder das Privatleben konzentrierten. Aus den Augen verloren haben sie sich indes nie, sind stattdessen mit der Besetzung Felix Huber (Keyboards), Lars Precht (Bass) und Harm Hinz (Drums) zum Quartett angewachsen.

Im Zentrum der zehn neuen Songs stehen die entspannten Melodien, die Schweder-Schreiner mit gewohnt markantem Bariton vorträgt, eingebettet in glasklare, ausgefeilte Arrangements, die die musikalischen Irritationen der ersten Alben glattgebügelt haben.

Der Opener "Soul Bends" markiert mit gezupfter Gitarre, markanter Basslinie, Drums und weichen Synthieeinlagen den Weg, den die Band eingeschlagen hat. Dementsprechend legt sich die mit leicht brüchiger Stimme vorgetragene Melodielinie watteweich in dieses Arrangement.

Auch "Pockets" zeichnet sich mit feinen Pianotupfern durch eine solch zurückhaltende Geschmeidigkeit aus. Die geschlagene Akustische strukturiert "I Give Myself A Name" zu zweistimmig gesungenen Vocals, während Bass und Drums den Takt in "My Love Get Up" vorgeben. Mark Oliver Everett von den Eels mag hier bezüglich der Atmosphäre und der Klangfarbe des Gesangs als Referenz dienlich sein.

Mit E-Gitarren-Part trägt "Overwhelming" etwas kantigere Züge. Eingängige Keyboard- und Basslinie prägen "Swimmingpool", das mit einem lässigen Refrain aufwartet. Mit "Is It Okay" folgt der bislang eindringlichste Song mit einnehmendem zweistimmigem Refrain und einem spanisch anmutenden Intermezzo der Akustikgitarre.

"This Moth Is Coming" trägt mit düsterem Gitarrenlauf, Bläsereinlagen, wirbelnden Drums und einer zusätzlichen weiblichen Gesangsstimme melodramatische Züge, ehe das Album mit dem rührseligen Titeltrack "Secret Scenes" abschließ - einem zur gezupften Gitarre intoniertem Song, pathetisch ausgemalt mit Synthieflächen und zweiter Stimme. Entschuldigung, was ist der Weg zum "Hotel California"?

Mit "Secret Scenes" hat das Hamburger Quartett ein wohltönendes und harmonisches Werk abgeliefert. Smarter Alternative-Pop, der die melancholische Schöngeistigkeit mit ein wenig prätentiösem Indieschick vereint und sich mit detailliert gesetzten Arrangements nahezu bruchlos in die Ohren schlängelt. Wie lange sie da verharren, muss an dieser Stelle offen bleiben.

Trackliste

  1. 1. Soul Bends
  2. 2. Pockets
  3. 3. I Give Myself A Name
  4. 4. MY Love Get Up
  5. 5. Overwhelming
  6. 6. Swimmingpool
  7. 7. Is It Okay
  8. 8. About The Making Of
  9. 9. This Moth Is Coming
  10. 10. Secret Scene

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