laut.de-Kritik
Meine City, meine Azzlackz und ich.
Review von Laura Sprenger"Ich habe gute Beats, eine auffällige Stimme und eine echte, persönliche Geschichte von der Straße zu erzählen", antwortet Veysel dem Hip Hop-Magazin Juice auf die Frage, was er Neues zum Straßenrap beitragen könne. Vor allem an letzterem besteht kein Zweifel: Während der Normalo-Gangster Zeug vertickt oder ein paar mittelschwere Raubüberfälle begeht, sitzt der im 'rechtsfreien' Viertel Essen-Altendorf aufgewachsene Zaza-Kurde für drei Jahre hinter Gittern. Vor seinem unglücklicherweise tödlichen Faustschlag stellt er aber noch den Track "Lieben & Hassen" fertig, der einem gewissen Haftbefehl in die Hände fällt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Hafti besucht Veysel mit einem Deal im Gepäck im Knast und ein neuer Azzlack ist geboren. Der präsentiert sich auf seinem Debütalbum "Audiovisuell" zunächst "Maximum Frisch": Zum orientalisch-angehauchten Beat macht der Essener fleißig Werbung für seine City, seine Azzlackz und sich selbst. Mit großspurigen Ansagen geizt er ebenso wenig wie mit Features. Zusammen mit Celo 'Galileo' und Abdi heißt es "Run Motherfucker", wenn die Bullen anmarschieren. Dass es sich bei keinem der Drei um den Wortakrobaten des Jahrhunderts handelt, stört nicht im Mindesten.
Die haben eben "keine Bildung, kein Abitur", sondern atmen täglich den "Duft Der Straße" ein. Unterlegt mit Klavierklängen erklärt Veysel dem grauen Beton und dem Kampf ums Cash seine Liebe. Die markante Stimme des Rappers mit "Zahnlücke" transportiert Realness mit Leichtigkeit und spürbarem Herzblut. Für Hooks erweist sich sein Händchen aber leider nicht immer glücklich: "Ghetto Krise? Aber wie! Konto minus? Aber wie! Bereit zum Töten? Aber wie!" ("Ghetto Krise"). Voll hölzern? Aber wie.
"Hello" treibt das Ganze auf die Spitze: Eine fette Portion Autotune und die endlos wiederholte, schief vorgetragene Aufforderung "Gib' dir bööööös" hinterlassen einen fahlen Nachgeschmack. Dann lieber mit den "Zwei Jungs Im Benz" (Veysel und Xatar) rumcruisen, Scheibe runterkurbeln, Arm raushängen lassen und Kopfnicken zum Beat. Mit "AZ Gilette Musik" im Gepäck schaut auch der Labelboss persönlich auf einen Sprung vorbei und serviert stabile Azzlack-Kost im Offenbach-City-Style.
Trotz Drohungen à la "Wenn du uns begegnest, merkst du, dass du Pech hast" stellt sich "Futura" als Mutmach-Track heraus. Egal, ob Veysel, der darauf vertretene Olexesh, "Hassan oder Lukas" – sie alle wollen weg vom Dreck und den miesen Geschäften. Trotz des ansprechenden Themas geraten beide Parts eher steif und wollen nicht richtig harmonieren. "Green Mile" schlägt inhaltlich zwar in die gleiche Kerbe, glänzt aber mit einer Bildsprache, die dem Slogan "Audiovisuell - Du hörst, was du siehst" gerecht wird. Die Devise lautet tough sein, keine Angst zeigen und immer am Ball bleiben.
Auch in schwierigen Situationen: "Die Besten Sterben Jung" erzählt vom Auseinanderfallen einer krisengeprägten Familie und gerät trotz langsamer Klavier-Begleitung so unkitschig, dass man Gänsehaut bekommt. Selbstkritische Töne schlägt Veysel selten an, aber der zurecht vorab ausgekoppelte Track "Was Der Kleine Sagt" erweist sich in der Hinsicht als echte Perle. Dabei huldigt der Rapper in Ohrwurm-trächtiger Manier seinem Vorbild Tupac: "Shorty gonna be a thug, die Zeiten sind hart."
Angesichts derer erstaunt es, wie wenig Veysel auf stattlichen 17 Tracks tatsächlich aus seinem Leben erzählt. Für Jemanden, der behauptet, wir alle leben in einem offenen Vollzug, präsentieren sich die Texte außerdem überraschend unkritisch. Fehlende lyrische Finessen und Grammatik-Aussetzer überspielt der Essener mit Wiedererkennungswert und sympathischer Einstellung und unterhält über weite Strecken gut. Ein stärkerer Fokus auf Qualität als Quantität hätte "Audiovisuell" aber in ein mehr als stabiles Debüt verwandelt.
5 Kommentare mit 12 Antworten
Bitte mal auf der Stelle totschlagen. Danke
Dich? wieso?
Weil er nicht mal halb so intelligent wie ich ist. Nur ich habe den besten Musikgeschmack. Folgt mir, meine Jünger!
Ich habe ein tolles Interview mit Moses Pelham geführt.
http://www.laut.de/Moses-Pelham/Interviews…
Nur so....
Naja immerhin hat er wohl seinesgleichen gekillt, also talentlos, hirnlos, gottlos.
Kopfschüttel. Du tust mir leid, mein Sohn.
Dich ereilt auch noch das Schwert der Rechtgläubigen, wart nur ab!
Denke nicht, dass Brudi dir die Verwendung dieser Begrifflichkeit gestattet. Schätze Du musst mit einem Bann rechnen.
und dich auch.
Du Troll, Sodi hat das Schwert der Rechtgläubigen erst aus der Versenkung geholt und es u.a. mir übergeben.
Komischer Vogel..
Dann leg es lieber beiseite, bevor du dir noch weh tust.
Ein sehr gelungenes Album und ein deutlich Schritt nach vorne im Verglich zu seinem Mixtape.
Veysel Maximus weiß auf jeden Fall zu gefallen.
mal eben geholt. mal auschecken jetzt abends draußen
gute idee. auf dem heimweg halt einfach ma duft der straße einlegen
rückblickend betrachtet eines der highlights 2014
sehr viele gute songs, manch ein filler aber der gesamteindruck ist schon richtig top
hanys feature überragend
Läuft wieder
Immer wieder. Imo eins der besten deutschsprachigen Rapalben der letzten Jahre. Trotz Tupac-Gelaber.