laut.de-Kritik
Trommeln preschen vor, als lauerte hinter der Strophe der Feind ...
Review von Joachim Gauger"Percussion Gun" ist wirklich nicht zu viel versprochen: Diese Trommel preschen mit Gelächter derart ungestüm aus dem Schützengraben, als lauerte hinter der ersten Strophe der Feind. Im Refrain stimmen aber mit Bass und Klavier Gleichgesinnte in den wilden Tanz ein, der, von mehrstimmigen Gesängen und dramatischer Melodie befeuert, mit synkopischen Brüchen fast bis zum Wahnsinn getrieben wird.
Vor einiger Zeit hab ich das auf Youtube entdeckt. Fünfmal hintereinander angehört, in mein Radio hochgeladen, Promoter aufgescheucht und alle sonstigen Anzeichen verrückten Fanboytums entwickelt, die bei meiner berufsbedingten Abgebrühtheit noch möglich sind. Kein Wunder also, dass ich jetzt vom Rest des Albums ein klein wenig enttäuscht bin.
Zwar finden sich in fast allen folgenden Stücken die gleichen Trademarks wieder, die häufigen Dur/Moll-Wechsel, die vorwärts treibenden Rhythmen, die von Klavier und Bass mit getragen werden. Und für sich genommen sind das ruhigere "Company I Keep" oder das energische "Right Where They Left" feine Songs. Die fast bedrohliche Intensität des Auftakts erreichen sie nicht mehr.
Immer wieder mal erinnern die Melancholie der Songs, die Besetzung mit Piano und die häufigen Harmoniewechsel an Radiohead oder Muse. Auch der Lead-Gesang mit reichlich Tremolo, der in höheren Lagen gern auch mal in die Kopfstimme wechselt, könnte von den britischen Vorbildern übernommen sein. Ein deutliches Unterscheidungsmerkmal sind dagegen die unermüdlich marschierenden Trommeln, doch gerade deren Omnipräsenz zermürbt den Hörer auf Dauer.
Die sechs New Yorker können was, sind jung, sehen gut aus und haben die Zukunft noch vor sich. Nur ihr zweites Album haben sie vielleicht etwas zu schnell in Angriff genommen ...
3 Kommentare
Ist das nicht schon vor nem Jahr oder so erschienen?
percussion gun ist wirklich super. ich hab mir noch andere songs angehört, aber die fand ich nicht so toll. live scheinen die jungs auch nicht der burner zu sein.
@Dr. Funkenstein (« Ist das nicht schon vor nem Jahr oder so erschienen? »):
In den USA ist es im Sommer 2009 erschienen. In Europa ist es erst seit dem 22. Januar 2010 draußen.
Ich hab mir das Album gekauft, und finde es richtig gut. Hätte meiner Meinung nach 4/5 verdient, auch wen es nicht über die komplette länge überzeugen kann.