laut.de-Kritik
Ho, ho, ho! Bauernfängerei für Fortgeschrittene.
Review von Dani FrommHerzlich Willkommen zum Lehrgang "Bauernfängerei für Fortgeschrittene". Wie man aus Scheiße Gewinn schlägt, haben die Marketing-Verantwortlichen am Beispiel Wolfgang Petry ja bereits vorexerziert: Man nehme schon vorliegende Gesangsspuren, unterlege sie mit einem Bumm-Bumm-Bumm-Bumm-Retortenbeat, behaupte, es handle sich deswegen nun um "tanzbare Versionen" der altbewährten Partyhits, und bringe das Ganze, in ein von Otto Waalkes hingeschludertes Porträt gewickelt, unter die Petry-Jünger. Die hält man offenbar für so blöd, dass ihnen entgeht, welchem Nepp sie da aufsitzen sollen.
"Wolle's Fröhliche Weihnachten" (stimmig mit Deppenapostroph geschrieben) hebt die Verarsche nun aufs nächste Level. Angesichts der Frechheit, mit der der Fan hier für NICHTS um 17 Euro und 99 Cent geprellt werden soll, kriegt man den Mund vollends nicht mehr zu.
Es gibt bereits Alben, auf denen Wolfgang Petry Weihnachtslieder anstimmt. Mehrere. Ob man seine Interpretationen vertrauter Festtagsklassiker, teils mit neuem, mehr oder weniger witzigem Text versehen, unterhaltsam, stimmungsvoll oder komplett unnötig finden möchte, darf gerne jeder für sich entscheiden. "Alles neu! Alles festlich! Alles tanzbar!", prangt jetzt aber der Warnhinweis auf der Schachtel, die die "neuen" Fassungen dieser ollen Kamellen feil hält. "Alles neu", ja, dass ich nicht verzweifelt lache!
Was die Macher solcher Grütze unter "tanzbar" verstehen, hat ja bereits der letzte Petry-Aufguss nachhaltig in den Hörnerv geätzt. Sie machen es hier einfach noch einmal: 19 Tracks lang bangt 19 Mal haargenau der gleiche Bummsbeat den letzten Rest von Weihnachtsstimmung aus dem ohnehin schon arg durchgenudelten Christfestliedgut. Wer dazu tanzt, der reißt auch Ochs und Esel mit den Zähnen die Bauchdecken auf und suhlt sich im im heiligen Schein des neugeborenen Messias' im noch dampfenden Gedärm.
"Festlich bedeutet im Fall "Wolle's Fröhliche Weihnachten": Schlittenglöckchen verzieren den Autoscootersound. "Kling, Glöckchen, Klingelingeling". Immer und überall. Nach eineinhalb Nummern fühlt man sich, als habe man sein Hirn über Tage hinweg in Eierpunsch mariniert. Spätestens nach vieren davon möchte man mit dem Flammenwerfer über den nächstbesten Weihnachtsmarkt marodieren. Parapapammpamm.
Klassiker wie "Alle Jahre Wieder" oder "Ihr Kinderlein Kommet" landen entweder einzeln verpackt unterm Baum, oder gleich im Best-of-Paket, verquickt zu "Das Weihnachts Walzer Medley". Dass wenigstens dafür eine Variation im Bumm-Bumm-Einerlei drin wäre, hofft zu diesem Zeitpunkt der Platte, bei Track Nummer sechs, längst keiner mehr.
"Ich wünsche euch schöne Feiertage", grüßte Wolfgang Petry kurz zuvor aus seiner Übersetzung von "Feliz Navidad". "Ich hätte euch noch so viel zu sagen." Was das gewesen wäre, darüber schweigt er sich allerdings aus. Statt dessen präsentiert er die Jahresend-Hitparade wahlweise mit den Originaltexten oder mit vermeintlich amüsanten Änderungen. "Am Weihnachtsbaume (Da Hängt 'Ne Pflaume)", is' klar.
Petry verwurstet unterschiedslos kirchliches Liedgut wie "Tochter Zion" ("1000 Geschenke") oder "Freut Euch, Ihr Christen" ("Vorbei Ist Das Alte Jahr") wie den Silvester-Dauerbrenner "Auld Lang Syne" ("Heut' Abend Auf Dem Weihnachtsmarkt"). Die "Ode An Die Freude" heißt hier äußerst treffend "Gnadenlose Weihnachtstage".
"Wir frieren uns die Ohren ab." Ob der schamlos dargebotenen akustischen Frechheiten klingt das nach einer echten Verheißung, während "Früher gab es warme Strümpfe, heute 'ne CD" wirkungsvoll die Angstschweiß-Produktion ankurbelt. Es könnte sich bei besagtem Tonträger schließlich um den vorliegenden handeln. Den möchte man noch nicht einmal seinem ärgsten Feind in den Gabensack stecken, geschweige denn im eigenen vorfinden.
Konsequenterweise haben die Strippenzieher hinter diesem Machwerk noch nicht einmal in ein neues Cover investiert. Wozu auch? Es reicht doch, der Petry-Karikatur vom letzten Mal eine Nikolausmütz' aufzuziehen, ihr den schlechten Witz von einem in drei Sekunden gezeichneten Tannenzweig zur Seite zu stellen, nebst dem bereits zitierten Vermerk: "Alles neu! Alles festlich! Alles tanzbar!" Ho, ho ho, meine Damen und Herren! So macht man nicht nur aus Scheiße Geld, sondern einfach gleich aus gar nichts. Applaus dafür!
9 Kommentare mit 6 Antworten
Jedes Veröffentlichung hat ihre Daseinsberechtigung und sei es auch nur als Grund für eine grandiose Rezension. Fantastisch )
Wo ist euer Problem? Ihr seid doch alle bloß neidisch! Ihr studiert, malocht, lasst euch ausbilden, schafft in Gruben, Büros, Märkten oder dreht jeden Cent viermal um, weil euch der Staat schlecht für's Nichtstun bezahlt. Lasst euch nen Schnorres wachsen und tragt die Rotzbremse mit Stolz durch's Ruhrgebiet! Der macht's richtig, der Wolle. Die Idioten sind nicht die 'Künstler', sondern die Unästheten die den Scheiß kaufen...
Auch dir erlaeutere ich das nochmal: Petry ist Rheinlaender und nicht aus dem Ruhrpott. Bitte fuer die Zukunft merken. Danke.
Geht das wieder los... ich weiß! Aber dennoch hat er den Hit "Wir sind das Ruhrgebiet" geschrieben. Mit 'wir' schließt er sich ja offenbar absichtlich mit ein. Daraus schließe ich, dass er sich öfter da aufhält und somit auch seinen Bröselbesen durch die Landschaft trägt. Vollkommen Hupe woher er stammt
@ Baude: Find ich gut, dass du da jedes Mal am Start bist.
Aus dem Rheinland kam noch nie was Gutes.
Und wo mit verschwendet die Laut-Redaktion sonst noch ihre Zeit?
finde die review nicht in ordnung!
Mit ner Flasche Underberg im Gesicht schwebte mir da aber mehr als nur ein Stern durch die Optik. Felice Navidad.
Danke für den vierten Absatz!