laut.de-Kritik

Hamburger Soulstimme bringt solides Debüt.

Review von

Erster Eindruck: Vielversprechend dunkel, butterweich, außergewöhnlich perfekt für ein Debütalbum und erinnert stark an Corinne Bailey-Rae. Motown-Sound, Hüpf-Gedudel, Soul, R'n'B, Popmusik und und und - Zascha Moktan fährt alles auf.

Der Opener "Ouch" stellt sich als gute Laune-Lied zur Verfügung und macht klar, um was es hier geht: Eingängige Musik, die Spaß macht. Geeignet für laue Sommerabende und Partyvorbereitungsphasen mit - sorry, Jungs - Freundinnen. "Like U Do" schlägt in die gleiche duldsame Kerbe, diesmal mit einer Portion Swing und Motown. Das sind die 60er Jahre, Baby!

Im Anschluss präsentiert Zascha Moktan mit "Mama" und "All My Life" ihr gesamtes stimmliches Repertoire. Das sind Balladen, die Popsternchen in den Diven-Olymp heben. Da, wo Whitney, Mariah und Céline bereits warten. Wo die hohen Töne, die Intonationen und das Vibrato selbstverständlich glasklar glänzen und das Stimmvolumen ähnlich einer Bassbox dröhnt. Ja, Zascha kann singen. Und ja, sie ist vielseitig.

Aber leider stimmt da etwas nicht. Leider gehen die Songs nicht unter die Haut. Leider wirken diese großen Schuhe, die sie sich überstreift, zu groß. Vielmehr wird der Eindruck erzeugt, dass hier Stilmittel abgefragt werden: Mach mir die Diva, aha, fetzig-spritzig geht auch, und wow, bei dem bezeichnenden Song "My Way" gibt's sogar Jazz dazu, spitze! Test bestanden, alle können wieder heim, danke tschüss.

Die Frage, die man sich stellen muss: Warum wirkt dieses Album, trotz grandios ausgebildeter Stimme, austauschbar? Es schmerzt fast, dass soviel Potential oft nichtssagend umgesetzt wurde.

Dass die Hamburgerin kein Medienprodukt ist und all ihre Lieder selbst schreibt, wird natürlich auf das Haben-Konto verbucht. Schade ist es umso mehr, dass die Lyrics doch in Liebes- ("All I need is love/ gimme love/ gimme love", "Could you feel real love?") und Sexplattitüden ("Take me here/ take me there/ I don't care/ take me everywhere") ertrinken.

Der Platte würde es gut tun, etwas weniger die Perfektion der Künstlerin beweisen zu wollen. Und so statt einem soliden, ein sehr gutes Album zu zaubern.

Trackliste

  1. 1. Ouch!
  2. 2. Must Have Been An Angel
  3. 3. B Cos Of U
  4. 4. Gimme Luv
  5. 5. Like U Do
  6. 6. All My Life
  7. 7. Mama
  8. 8. Danny Don't Cry
  9. 9. Sing Me A Song
  10. 10. I Need A Man
  11. 11. Whatever Comes
  12. 12. I Know
  13. 13. My Way

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LAUT.DE-PORTRÄT Zascha Moktan

Es gibt hauptsächlich zwei Gründe, eine Karriere anzustreben: Entweder man möchte berühmt werden oder man will seine Musik unter die Leute bringen.

8 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Als ich zum ersten Mal "Like U Do" gehört hab, hab ich gedacht, man erschlägt mich mit einem Gummihammer.
    Was eine Verschwendung von Talent, da geb ich dem Reviewer Recht.
    Die Lyrics sind so klischeehaft, dass mir fast schlecht wird. Zuviel hat man einfach schon solche Zeilen gelesen und noch mehr davon braucht man einfach nicht.

  • Vor 16 Jahren

    zumindest schreibt sie ihre songs selber. trotzdem hören die sich irgendwie an, als würde da irgendein gewieftes pop-produzenten-team hinter stecken. das aggressive marketing geht mir auch auf'n sack. da findst du sie auf nem cover von ner fernseh-zeitschrift und dann auf jeder dritten seite in ner anzeige.
    naja, wenigstens sieht sie gut aus.

  • Vor 16 Jahren

    ich hatte dieses gefühl auch.man hat es gehört,man fand es toll und das wars dann.schade-sie ist sehr aufregend.

  • Vor 16 Jahren

    Ich durfte gestern Frau Moktan live erleben, und zwar in der Stuttgarter Röhre. Knall voll war es nicht, jeder, der diesen Gig hat sausen lassen, ist allerdings selbst schuld. Hatte vorher bereits das Album mal gehört... aber was Zascha live abgezogen hat, war der Oberhammer. Ausstrahlung, Authentizität, der Song-Mix (etliche Stücke, die nicht auf der CD sind) und vor allem diese unbändige Kraft und Intensität - einfach...Hammer. Leider wirken viele Alben wie ein Gemischtwarenladen, von jedem etwas... Musikalisch ist Zascha jedenfalls bereits jetzt eine ganz Große, ihr Management sollte vlt noch was dazu lernen...

  • Vor 16 Jahren

    also, zuletzt lief bei irgend nem dritten ein live-konzert von ihr und ich stieß zufällig beim zappen darauf.

    das album ist wirklich nicht sehr überzeugend, aber live-qualitäten kann man der frau nicht absprechen. das konzert fand in einem relativ kleinen club statt, die temperatur muss bei über 50°C gelegen haben. jedenfalls war die hitzige, intensive atmosphäre für den zuschauer geradezu spürbar. im mittelpunkt eine hübsche frau im kurzen kleid und schweißbedeckter stirn, die sich die seele aus dem leib sang. gegen die stimme ist absolut nichts auszusetzen. mühelos könnte sie mit der ein oder anderen soul-größe mithalten. einzig die songs waren austauschbar. schade.

  • Vor 14 Jahren

    @Stuboy (« Ausstrahlung, Authentizität, der Song-Mix (etliche Stücke, die nicht auf der CD sind) und vor allem diese unbändige Kraft und Intensität - einfach...Hammer. »):
    Umso schade, dass diese Intensität nicht auf der Platte zu hören ist.

    Vielleicht hat sie noch nicht genug erlebt, um Charakter in der Stimme zu bringen, vielleicht zu sehr auf A.Keys gehört ('ne andere Röhre, die mich kalt lässt, übrigens).

    Vielleicht sollte sie einfach die nächsten Platten Live aufnehmen, und natürlich die Produzenten dieser Platte in die Wüste schicken: Weniger Kompressor, mehr Ecken und Kanten!